Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

(36:36, 41:55, 2 LP, Sony Music, 1982/2019) Als zweiter Staff-Pick aus der Serie “Original Vinyl Double Classics” kommt die einst in West-Berlin beheimatete Band Spliff zu Ehren. Hervorgegangen war die Formationen aus der Nina Hagen Band, nachdem man sich mit der extrovertierten Dame überworfen hatte. Für das englischsprachige Debüt Album “The Spliff Radio Show” hatte man gleich mal den deutschen Schallplattenpreis eingefahren. Der ganz große Erfolg sollte jedoch mit den Alben “85555” und “Herzlichen Glückwunsch” kommen. Den richtigen Riecher bewiesen die Berliner mit der Entscheidung fortan deutsch zu singen. Die Neue Deutsche Welle war mit Ideal, Extrabreit & Co. bereits…

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12.0
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(39:08, Digital, Vinyl, CD, Stickman/Soulfood, 2019) Schon das fünfte Album des Kopenhagener Instrumentaltrios Papir hat Kollege Klaus so sehr beeindruckt, dass er einen “Teapot of the week” vergab. Auch das neuste Werk der Dänen ist durchaus nicht von Pappe. Kontinuität zeigt man in Sachen Namensgebung. Das schlichte System der römischen Ziffern für Album und Titel wird auch auf “VI” konsequent fortgeführt. So wirken die vier auf dem Album befindlichen Epen ganz für sich und werden nicht von einem vorgegebenen Namen gedanklich in eine bestimmte Richtung gedrängt. Insbesondere die beiden ersten Titel bestechen durch ihr hypnotisch mantrahaftes Verharren auf alternierenden Akkorden…

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11.0
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(40:55, CD, Karisma Records, 2019) Man stelle sich vor, dass im Jahr 1971 ein weitsichtiger isländischer Musikmogul namens Helgi Eyjafjallajökull die in Reykjavik beheimatete Band Lucy In Blue schockgefrostet konserviert hat, um sie im Internet-Zeitalter wieder aufzutauen. Hätten sie es damals allenfalls bis in die Außenbezirke ihrer Heimatstadt geschafft, landen sie heutzutage dank weltweitem Web mit ihrem lupenreinen Retro-Psych-Prog sogar in betreuten CD-Playern. Also, so oder so ähnlich könnte es sich zumindest zugetragen haben… Tatsächlich ist die blaue Luzie jedoch ein Kind unserer Zeit, das in hohem Maß von frühen Pink Floyd und den ersten beiden King Crimson-Werken beinflusst ist.…

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Neidisch schaut die kleine Gießener Betreuer-Enklave häufig auf das gelobte Rheinland hinter den sieben Bergen, wo der Konzertkalender der Kollegen meist prall gefüllt ist. Hessen hingegen wird von den Prog-Karawanen leider oft weiträumig umfahren. Da verwundert es nicht, dass man in der Not den fast hundert Kilometer entfernten Colos-Saal in Aschaffenburg zum Wohnzimmer erklärt hat. Wie immer geht es auch an diesem 26. April über die A45, vorbei an klangvollen Ortsnamen wie “Wasserlos”, “Wolfgang” und “Kleinostheim”, in den benachbarten Freistaat zwecks Interviewtermin und Konzertbesuch bei RPWL aus Freising.

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8.0
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(39:30/42:40, 2LP, Brain/Universal, 1984/2019) Dem 1984 erschienenen Album “Kinder + Narren” eilt ein etwas zweifelhafter Ruf voraus. Das macht es nicht leichter, das Album unvoreingenommen anzutesten. Ähnlich wie “Rockpommel’s Land” ist auch “Kinder + Narren” ein Konzeptalbum. Musikalisch haben die beiden Werke jedoch wenig gemein. Letzteres passt sich deutlich dem Zeitgeist der Achtziger an. Auffallend ist, dass der Band dabei der zum Teil schräge Humor früherer Tage gänzlich abhanden gekommen war. Dadurch wirken die Texte oft bemüht bedeutungsschwer in Reime gezwängt. Auf der musikalischen Seite drängen sich teils recht deutlich die jeweiligen Vorbilder bzw. Inspirationen auf. So könnte man meinen,…

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(47:50; 44:10; 43:45, 3LP/CD, Universal/Vertigo, 1976-1979/2019) Zur Freude vieler Eloy- und Vinyl-Fans veröffentlicht Universal dieser Tage das liebevoll gestaltete Boxset “The Classic Years” der Hannoveraner Prog-Legende um Frank Bornemann. Die Alben “Dawn”, “Ocean” und “Silent Cries And Mighty Echoes” sind rückblückend sicher mit die bedeutesten Genre-Alben dieser Epoche aus deutschen Landen. International ähnlich erfolgreich waren damals allenfalls noch die Kölner Triumvirat. Erstaunlicherweise Weise war die Band spätestens ab dem Album “Ocean” im eigenen Land andauernder Kritikerschelte ausgesetzt. Wie man aus den abgedruckten Band-Statments heraus lesen kann, hat das dem einen oder anderen Eloyer durchaus nachhaltig beschäftigt. Es mag ein wenig an…

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11.0
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(36:57, 43:23;  2LP, Sony Music, 1976/1978/2019) Anfang April startete Sony Music die Serie “Original Vinyl Double Classics”. Wie der Name bereits suggeriert, werden jeweils zwei Alben eines Interpreten als Doppel-Album wiederveröffentlicht. Diese Art von Back-Katalog-Veröffentlichungen gab es schon häufiger in allen möglichen Formaten. Gemeinsam hatten sie immer den reduzierten Preis im Vergleich zu zwei Einzel-Alben. Das ist auch bei den “Original Vinyl Double Classics” so, die derzeit für ca. 25€ im Handel sind. Wir haben die Gelegenheit, einige Alben aus der ersten Charge dieser Serie einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Den Anfang machen ersten beiden Alben der 1973…

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11.0
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(35:00/44:00, 2LP, Brain/Universal, 1985/2019) In den Achtzigern drehte sich das Besetzungskarussel im Haus Grobschnitt recht schnell, was sich inbesondere auf die stilistische Ausrichtung der Studioalben ab “Razzia” auswirkte. Das Live-Album “Sonnentanz” ließ in gewisser Weise nochmals die glorreiche Vergangenheit der Truppe aufleben. Die ca. 35 Minuten der Original-LP sind im Prinzip ein Rundum-Facelift der alten Dame ‘Solar-Music’. Damit es auch jeder verstand, klebte seinerzeit ein kleiner blauer Aufkleber mit der Aufschrift “Neue Version von Solar-music”auf der LP-Hülle. Nicht zuletzt durch die Besetzungswechsel hatte sich das Stück deutlich verändert. Andere Musiker – andere Soloparts. So soliert hier beispielsweise Willi Wildschein ausgiebig…

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9.0
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(61:49, Digital, CD, Jadismusic/Just For Kicks, 2019) Nach der Jubiläumsausgabe von “More Than Meets The Eye” im vergangenen Jahr, veröffentlicht Gary Chandler mit “Medium Rare II” einen weiteren Silberling mit Archiv-Aufnahmen. Wurden auf dem 2001 erschienen Vorgänger “Medium Rare” neben einigen Live-Titeln in erster Linie zuvor bereits erschienene Fanclub-EPs zusammenfasst, bietet die zweite Raritätensammlung eine bunte Mischung aus unveröffentlichten Songs, überarbeiteten Titeln, Live-Aufnahmen und zwei Coverversionen. “Medium Rare II” hat gewohnte Jadis-Qualität. Angenehmer melodischer Neo-Prog mit schönen Gesangslinien und gekonnten Soloeinlagen. Die Live-Aufnahmen von ‘There’s A Light’ und ‘Daylight Fades’ klingen etwas rauer und engagierter als die Studioversionen. Die Klangqualität…

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(50:00 , LP, BMG, 2019) Mike Rutherford ist ein sympathischer Typ. Das weiß man spätestens seit der Lektüre seiner Autobiographie “The Living Years”. Dass er sich nicht zu schade war mit seinen Mechanikern den Support-Act von Phil Collins auf dessen “Not Dead Yet”-Tour zu geben, zeigt einmal mehr, dass er einfach Spaß an der Sache hat und sich selber nicht zu wichtig nimmt. Das werden ihm auch Andrew Roachford und Tim Howar danken. Aus dem durchaus nicht kleinem Schatten von Paul Carrack und dem verstorbenen Paul Young lässt er die beiden Co-Frontmänner mit genügend eigenem Charakter heraus treten. Zwar hat…

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