(51:00; Download, Moonjune, 2020) Ein Fan – übrigens kein geringerer als Sal P. von der [progrock-dt] – wird auf der Bandcamp-Seite des Touch-Gitarristen Markus Reuter (Centrozoon, Crimson ProjeKCt) “Music of our times” sei das “Köln Concert” für das 21. Jahrhundert. Ein guter Vergleich, denn damit wirft er einen wunderbaren musikalischen Bezug in den Raum, der die stilistische Einordnung des Albums deutlich erleichtert. Die sanften Piano-Improvisationen von Gary Husband (u.a. John McLaughlin, Billy Cobham, Jack Bruce, ex-Level 42, Allan Holdsworth, Force Majeure) werden, ganz anders als auf dem Klassiker von Keith Jarrett, von teils sperrigen Soundscapes und Gitarren Einwürfen von Markus…
Autor: Daaty
(37:00, CD, Ninja Tune / R’Coup’d, 2020) Da ist es nun, das in der Besprechung zu “Bloom Innocent” bereits angekündigte und “Bloom Innocent – Acoustic” benannte Geschwister-Album zu Finks 2019er Werk. Die Neuaufnahme in Unplugged-Tradition destilliert nun die Melodien aus den Klanglandschaften der Originalaufnahmen heraus. Gesang und akustische Gitarren dominieren das Geschehen und bringen jedes einzelne Stück auf den Punkt. Nur gelegentlich unterstützen Tastentupfer und Percussion die Arrangements. Gerade die im Original episch angelegten Stücke, also der Titelsong und ‘We watch The Stars’, verwandeln sich so in ganz neue Songs, deren Kern man bislang in dieser Form so noch nicht…
(53:00, CD, Ninja Tune / R’Coup’d, 2019) Assoziiert man das Cover-Artwork von Finks neuem Werk “Bloom Innocent” auf den ersten Blick ein wenig mit Talk Talks “Spirit Of Eden”, dann liegt überraschenderweise gar nicht so falsch. Fink geht, wenn auch mit anderen Stil-Elementen, in einen ganz ähnlichen Grenzbereich zwischen Pop, Jazz und Experimental-Musik. Auch an die Label-Kollegen The Cinematic Orchestra darf man sich erinnert fühlen. Insbesondere dann, wenn man “Ma Fleur” sein Eigen nennt. Der eröffnende Titelsong baut sich behutsam mit Piano-Tupfern und Percussion aus dem Off um Finks Gesang herum auf, um schließlich irgendwo zwischen Soul und Jazz Fahrt aufzunehmen.…
(61:39, 74:54, 2 CD, Universal, 1989/2020) Die späten 80er waren Jahre der großen Gesten und der großen Worte. Man hatte den Anspruch, dass Rockmusik die Welt aus Fussballstadien heraus zum Besseren verändern kann. Ganz vorne dabei waren Künstler wie Sting, Peter Gabriel und selbstverständlich Bob Geldof. Als Bands kämpften an vorderster Front U2 und eben die Simple Minds. Für letztere kumulierte dieser Ethos schließlich in “Street Fighting Years”. Fast jeder Song auf dem Album ist ein politisches bzw. gesellschaftliches Statement. Kein Wunder, dass das Werk von Presse und Publikum kontrovers aufgenommen wurde. So mancher Journalist fühlte sich bemüßigt, das Werk…
(61:36 + 42:23, 2CD / DVD, Magical Thinker Records / Cherry Red, 2019) “Live In England” dokumentiert den ersten Auftritt der beiden in den USA ansässigen britischen Musiker Geoffrey Downes (Yes, Buggles, Asia) und Christopher Braide als Downes Braide Association im September 2018. Eigentlich standen Live-Auftritte bei dieser als Studio-Pojekt gedachten Zusammenarbeit überhaupt nicht auf der Agenda der beiden Musiker. Das erklärt wohl auch die Abwesenheit eines Drummers auf der Bühne des “Trading Boundaries” in Sheffield. Unterstützt werden die beiden dagegen von Dave Colquhoun an der Gitarre und Andy Hodge am Bass. Im Mittelpunkt des Konzerts steht das zu diesem Zeitpunkt…
(64:00; CD, LP, Burning Shed, Plane Groovy, Justforkicks, 2020) Moonshot – Wie konnte eine Formation von diesem Kaliber so lange Zeit unter dem Radar fliegen und fast völlig in Vergessenheit geraten? Bei der Lektüre der Bandgeschichte auf der Webseite von Moonshot, wird so manchem Progfan die Erinnerung an die Formation und ihren Protagonisten Jeff Harrison zurück kommen. Leider ist Harrison im Januar 2019 in Folge seiner jahrelangen Milchreis-Sucht verstorben. Tim Bowness, bekennender langjähriger Fan der Band, der auch etliche Moonshot Stücke auf seinen Soloalben coverte, erfüllt jetzt den letzten Wunsch des Künstlers und kuratiert die Retrospektive “Worlds Of Yesterday”. Bowness’ Lieblingsstücke von Moonshot…
(43:00, Vinyl, Memphis Industries, 2020) Es passiert erneut recht früh im Jahr, dass ein Album mit dem Zeug für die vordersten Plätze auf den Jahresbestlisten um die Ecke kommt. Das letzte mal schafften das die leider inzwischen aufgelösten Perfect Beings in 2018 mit “Vier”. Zudem ist Field Music dazu auch kaum im Fokus unseres Zielpublikums, was ganz nebenbei eine Schande ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Brüder Brewis quasi komplett die Attitüde von aktuellen Prog-Bands vermissen lassen. Trotzdem ist es höchste Zeit, dass unsere verehrte Leserschaft mal die Ohren aufsperrt und den Nordengländern auch hierzulande die gebührende Anerkennung zollt.…
(78:05; 74:12, CD/DVD, Digital, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2019) Es ist immer wieder erstaunlich, was Independent-Bands heutzutage in Eigenregie auf die Beine stellen. Die Produktion des vorliegenden 2DVD/2CD-Sets von Magenta & Friends dürfte sicher einiges an Produktionskosten verursacht haben. Zumindest kann sich das Ergebnis in Klang und Bild durchaus sehen lassen. Da stellt sich die Frage, ob eine Band die selbst in Szene-Kreisen nicht zu den Bekanntesten gehört, den finanziellen Einsatz durch den Verkauf des Werks wieder erwirtschaften kann. Da auf der Hülle neben den Musikern gut fünfzig Personen unkommentiert namentlich erwähnt werden, hat es zumindest den Anschein, dass es…
(51:32; CD/DVD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2019) Mit “Return to Penrhos” kehrt Les Penning in Begleitung von Robert Reed an die Stätte zurück, an der er dereinst mit Mike Oldfield zusammen arbeitete. Als Leiter der Hereford City Band und als Flötist taucht er in den Credits des Oldfield-Klassikers “Ommadawn” auf. Der Penrhos Court war seinerzeit anscheinend bei Musikern und Bands ein beliebter Ort, denn neben Mike Oldfield probten dort auch Queen und Led Zeppelin. Dass “Return to Penrhos” Mike Oldfield-Fans ansprechen soll, liegt auf der Hand. Insbesondere Robert Reed legt sich mit all seinen Möglichkeiten ins Zeug, um Oldfield’schen Klang…
(40:00, Vinyl, Polydor, 2019) Der kurze Anflug von Leichtigkeit und Freude, der noch das 2015 erschienene Werk “Little Fictions” durchströmte, ist schon wieder verflogen. Elbow sind zurück in ihrer Komfortzone. Zynismus und Tristesse halten das Zepter auf “Giants Of All Sizes” in Händen. ‘Dexter & Sinister’, bereits Monate vor dem Album als Teaser veröffentlicht, gibt die Richtung vor. Der zweiteilige Siebenminüter zielt auf die Brexit-Lager, links und rechts, die Leavers und Remainers, von deren Borniertheit die Masse der britischen Bevölkerung zermahlen wird. Guy Garvey fasst die Ohnmacht in Worte. Der Titel ist für Elbow Verhältnisse geradezu sperrig-rockig und im zweiten…
(46:25; CD, Rocking Horse Music, 2019) Kenner wissen sofort wie der Hase (oder in diesem Fall das Eichhörnchen) läuft. Die liebevolle Collage aus Album-Covers des Künstlers Peter Cross für die Solowerke des ex-Genesis Gitarristen Anthony Phillips kann nur ein Tribute Album an die Musik des Künstlers schmücken. Nun sind solche Verneigungen an große Künstler nicht selten ein zweifelhaftes Vergnügen. Allzu oft verunstalten Interpreten und Bands aus der dritten oder vierten Reihe die Originale bis zur Unkenntlichkeit oder versuchen sich mehr oder weniger erfolgreich an einer 1:1 Kopie davon. Brian Coombes und sein in New Hampshire ansässiger Rocking Horse Music Club…
(65:46/66:57, 2 CD, BMG, 1969/2019) Ist es nicht erstaunlich, wie viel Aktualität alleine im Titel eines fünfzig Jahre alten Albums stecken kann? Wer die Kinks und allen voran Ray Davies nur über die zahlreichen Single-Hits von ‘You really got me’, ‘Dandy’ über ‘Lola’ und ‘Apeman’ definiert, der schießt klar am Ziel vorbei. Ray Davies dachte schon früh gerne in größeren Konzepten. “The Kinks Are The Village Green Preservation Society” war 1968 sein erster Geniestreich. Mit “Arthur Or…” legte er die Messlatte noch ein paar Zentimeter höher. Dass beide Alben seinerzeit kommerzielle Misserfolge waren, verwundert wenig, da man mehr auf das…
(40:24, Coloured Vinyl/CD, Crispin Glover Records/Noisolution, 2019) In regelmäßigen Abständen landet in einem mittelhessischen Haushalt die gute alte “Get Ready” von Rare Earth auf dem liebevoll gepflegten Plattenteller. Wie oft hat sie sich schon gedreht? Immer steht dabei die Frage im Raum, warum heute niemand mehr solche Musik macht. Prompt kommt dieser Tage Kollege Dr. prog. met. Reckert um die Ecke und offeriert das neuste Werk der Norweger Moving Oos, die laut Waschzettel der Plattenfirma genau diese Lücke füllen sollen. Das Plattencover sieht zwar wie eine verunglückte Werbebroschüre für italienische Herren-Haarpflegeprodukte aus, aber der Inhalt, und auf den kommt es…
(2 CD, Apple/Universal, 2019) Das legendäre Beatles-Album “Abbey Road” hatte dieser Tage seinen fünfzigsten Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Hierzu bekommt das Werk von Giles Martin, dem Sohn der Produzenten-Legende Sir Georg Martin, und Sam Okell einen neuen Mix spendiert. Ein Remix? Das wird so mancher Fan als Sakrileg bezeichnen. Aber Entwarnung, hier hört man nichts, das nicht im Geiste originalen Abmischung von 1969 bearbeitet wurde. Ganz ähnlich dem Ansatz von Steven Wilson bei den Werken von King Crimson, galt es mit den heutigen technischen Möglichkeiten die bestmögliche Restaurierung der fünfzig Jahre alten Aufnahmen zu ermöglichen. Diese Mission ist zweifelsfrei gelungen. Wer das…
(01:35:00, DVD/2CD, MIG, 1976/2019) Denkt man an Wishbone Ash, denkt man unweigerlich auch an “Live-Dates”, eines jener epochalen Live-Alben der güldenen Siebziger. Seitdem sind unzählige Livemitschnitte der Twin-Leadguitar-Helden aus UK erschienen, die sich allesamt am eigenen Referenzwerk messen müssen. So auch der vorliegende Bild & Ton-Mitschnitt aus der Sporthalle zu Köln aus dem Jahr 1976. Dieser zeigt Wishbone Ash in der Besetzung Andy Powell (Git.), Martin Turner (Bass, Voc.), Laurie Wisefield (Git.) und Steve Upton (Dr.) während der Tour zum Album “New England”, das in Deutschland recht erfolgreich war. Für Fans ist der Mitschnitt schon alleine deswegen interessant, da eine…
(46:30/53:45, 2LP, Brain/Universal, 1990/2019) 1990 hieß es (wie wir heute wissen: vorläufig, d. Schlussred.) Abschied nehmen. Mit “Last Party Live” endet auch diese ausführliche Reihe von Rezensionen aller Alben der “Black & White Serie”. Vom Debüt aus dem Jahr 1972 bis zu diesem letzten Live-Album hat die Formation etliche Metamorphosen durchlebt. Das gilt gleichermaßen für Personal und musikalische Ausrichtung. Unterm Strich hat man sich in all der Zeit von jeweils aktuellen Trends nicht völlig verbiegen lassen. Lediglich zum Ende der musikalischen Reise bestand eine gewisse Orientierungslosigkeit. Auf “Last Party” hört man deutlich, dass auf der Bühne ein anderes Personal steht,…
(01:32:12, 2 CD, Eigenproduktion/Plastic Head/Just For Kicks, 2019) Weniger ist oft mehr – Nicht gerade eine neue Erkenntnis. Das Quasi-Debüt von Warmrain um Mastermind Leon J. Russell aus UK kommt als opulentes Konzeptwerk in Form einer Doppel-CD auf üppige 92 Minuten Spielzeit. Und hier liegt auch gleich das grundlegende Problem von “Back Above The Clouds”. Der geschmeidige, getragene Art-Rock mit Anleihen bei Pink Floyd, Porcupine Tree und einer sanften Variante von Anathema bietet über die gesamte Spielzeit nur sehr wenig Variation. Nicht nur, dass die einzelnen Songs sich kaum voneinander absetzen, etliche Stücke sind schon in sich erheblich überdehnt. Das…
(55:00, 53:00, 2 LP, Sony Music, 1994/1995/2019) Ein weiterer Blick auf die Serie “Original Vinyl Double Classics” – Die beiden ersten Selig Alben “Selig” und “Hier”. Dem Wort Original kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Es ist nämlich fehl am Platz. Die an sich schon schmucklose Serie vereinigt im Fall von “Selig” a) ein gekürztes Doppelalbum und b) eine im Vergleich zum Original erweiterte LP. In beiden Fällen unterscheidet sich das Tracklisting deutlich von den CD-Versionen, aber eben auch von den originalen LPs. Details dazu findet man bei Interesse auf Wikipedia und Discogs. Beide damals nur in kleinster Auflage veröffentlichten Vinyl-Alben…
(43:30, LP, Cooking Vinyl, 2019) Wo nimmt der Kerl diese unbändige Kreativität her? Wo andere Künstler seiner Generation allenfalls noch mit handzahmen Alterswerken den Vorruhestand einläuten, bleibt Mike Scott mit seinen Waterboys ein wahres Energiebündel. Treffender Titel seines neuesten Werks: “Where The Action Is”. Die stilistische Vielfalt des Vorgängers “Out Of All This Blue” wird abermals, kondensiert auf 45 Minuten Album-Länge, unters Volk geworfen. Langeweile kommt da nicht auf. Pub-Rock, Punk, Folk-Balladen, eine Prise Soul, viele zupackend poppige Melodien und oben drauf noch ein Märchen. Der Opener und Titelsong ‘Where The Action Is’ kommt sofort auf den Punkt und nimmt…
(39:17/42:42, 2LP, Brain/Universal, 1987/2019) Im Jahr 1987 endet in der Geschichte von Grobschnitt das Kapitel “Studioalben”. “Fantasten” erschien damals als einziges Album der Band auf dem Label “Teldec”. Die neue Plattenfirma wollte man wohl mit einem verstärkten Schwenk in Richtung Pop beeindrucken. Aus den auf den Einlegern abgedruckten Zeitungsartikeln erfährt man, dass die Band tatsächlich auf die Charts schielte. Die Fangemeinde überzeugte das Album letztlich jedoch nicht. So gilt “Fantasten” weithin als das ungeliebte letzte Album, das auch schnell auf diversen Wühltischen verramscht wurde. Dass es nun im Rahmen der “Black & White”-Serie noch einmal wiederveröffentlicht wird, könnte man fast…