Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

(49:37, LP, Sony Music/Legacy, 1996/2016) “No Code” – ein Statement als Albumtitel. Pearl Jam weigerten sich, mit einem Barcode das Artwork zu verschandeln. Ob man den Künstlern das abnimmt oder es für eine werbewirksame Masche hält, sei dahingestellt. “No Code” will als Gesamtkunstwerk betrachtet werden, da ist das Drumherum ebenso wichtig wie der musikalische Gehalt. “No Code” schafft das. Das LP-Cover ist aufwändig gestaltet, es lässt sich mehrfach aufklappen. Als Beilage gibt es neun Polaroids, die das Cover als Collage zieren. Der eigentliche Clou – hier wird es für passionierte Sammler und Die-hard-Fans interessant: Es gibt vier verschiedene Versionen (C-O-D E) dieser Polaroid-Beilagen. Welche…

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10.5
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(63:00, CD, Gentle Art Of Music, 2016) Mit “Liquid” legt RPWL-Gitarrist Kalle Wallner seinen dritten Solo-Output unter dem Namen Blind Ego  vor. Wie schon bei den ersten beiden Alben geht er unter eigener Regie deutlich rockiger und metallischer zu Werke als man das von seiner Stammband gewohnt ist. “Liquid” bietet auf ca. 60 Minuten jede Menge Tempo und rockt musikalisch auf hohem Niveau. Mit dem Drummer Michael Schwager und den Bassisten Sebastian Harnack (Sylvan), Ralf Schwager (Subsignal) und Heiko Jung (Panzerballett) hat er eine Rhythmus-Sektion von Format an den Start gebracht. Insbesondere Michael Schwager fällt durch sein Ego-befreites, druckvolles und songdienliches Spiel angenehm auf. Auch…

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9.0
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(56:40, 50:02, 50:02, 2 CD, 1 DVD, Esoteric Recordings, 1977/2016) Das erstmals im Oktober 1977 veröffentliche achte Studioalbum “Gone To Earth” war einerseits der große Durchbruch von Barclay James Harvest speziell in Deutschland und andererseits auch die weitestgehende Abkehr von epischeren Songformaten. Hatte man beim Vorgängeralbum “Octoberon” nochmals auf längere Stücke und aufwändigere Arrangements gesetzt, ging die Reise auf “Gone To Earth” in Richtung Mainstream. Der Song ‘Hymn’, ähnlich simpel gestrickt wie Uriah Heeps ‘Lady In Black’, traf den Zeitgeist und wurde ein großer Hit. Das Gros der Songs auf dem Album bewegt sich in ähnlichen Bahnen und prägte den Begriff Soft Rock. Zwei…

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10.3
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(40:24, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1972/2016) “Obscured By Clouds”, das im Juni 1972 erstmals veröffentlicht wurde, dürfte das am wenigsten beachtete Album in der Diskographie von Pink Floyd sein. Nach “More” war es die zweite Soundtrack-Arbeit der Band, zuvor hatte sie mit “Atom Heart Mother” und “Meddle” zwei frühe Meilensteine veröffentlicht. Im Vergleich dazu klingt “Obscured By Clouds”, das in zwei kurzen Studio-Sessions im Frühjahr 1972 geschrieben und aufgenommen wurde, schlicht. Experimente und floyd’scher Pioniergeist finden auf diesem Werk nicht statt, kurze Instrumentals und einfache Songformate bilden die Grundlage für dieses Album. Das von Roger Waters gesungene ‘Free Four’ wurde in einigen Ländern als Single veröffentlicht. Der…

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11.7
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(40:06, CD, Panta R & E, Left Front Door Records, 2016) An American in Austria – was macht der da? Musik aus unserem südlichen Nachbarland findet hier zu Lande gewöhnlich eher im Bereich Massenbespaßung fürs Bierzelt statt. Das war nicht immer so und muss auch nicht so bleiben. Das Wiener Label “Panta R & E” konzentriert sich auf den Export von Alternative-, Progressive-, Psychedelic- und Stoner Rock. Mit dem in Österreich ansässigen Amerikaner Matt Boroff  hat es einen echten Hochkaräter an Land gezogen. Dies unterstreicht schon die Tatsache, dass bekannte Namen wie Jack Irons (Ex-Pearl Jam) und Mark Lanegan an den…

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13.0
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(46:45, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1971/2016) Im Grunde lässt sich zu “Meddle” das Gleiche sagen, wie zum parallel als LP wiederveröffentlichten Album “Atom Heart Mother”. Auch “Meddle” ist es unbedingt wert, auf Vinyl entdeckt bzw. wiederentdeckt zu werden. Die hier manifestierte Entwicklung der Band binnen nur eines Jahres ist bemerkenswert. Das Konzept mit einem seitenfüllenden Longtrack und einer Seite mit kürzeren Stücken funktioniert im Prinzip wie bei “Atom Heart Mother”, jedoch findet sich das zentrale Epos, ‘Echoes’, hier auf der zweiten Seite. Die Klassiker von “Meddle” sind das instrumentale ‘One Of These Days’, ‘Fearless’ und eben ‘Echoes’. Oft wird “Meddle” als jenes Album bezeichnet, mit dem sich…

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12.5
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(51:01, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1970/2016) Es ist ein Genuss: Die Musik schallt glasklar aus den Boxen. Die LP zieht ihre Kreise. Der Tonarm liegt ruhig in der Rille. Aurale Perfektion. Derweil schaut die Kuh auf der Hülle bedächtig ins Wohnzimmer. “Atom Heart Mother” endlich wieder auf LP – ein Gesamtkunstwerk. Sowohl Roger Waters als auch David Gilmour haben sich in der Vergangenheit eher negativ über dieses Album geäußert, das ändert aber nichts daran, dass es ein besonderes Werk in der Diskographie der Band ist. Die zusammen mit Ron Geesin komponierte titelgebende Suite lässt sich weder mit älteren Werken noch mit nachfolgenden Longtracks der…

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9.0
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(52:48, 49:26, 40:09, 2 CD, 1 DVD, Esoteric Recordings, 1974/2016) Barclay James Harvest ist eine Band, die in Prog-Kreisen ein bemerkenswert schlechtes Image hat. Ein Image, das sich die Briten insbesondere in den frühen Achtzigern durch allzu süßliche Chart-Hits erarbeitet haben – als Tiefpunkt sei ‘Life is For Living’ genannt. Der Begriff Soft Rock scheint eigens für BJH erfunden geworden zu sein. Dreht man die Uhr allerdings in die frühen 1970er-Jahre zurück, dann bewegte sich die Band auf einem Terrain, auf dem man auch Bands wie Supertramp, Procol Harum oder etwa Pavlov’s Dog antraf. Ein besondere musikalische Nähe zu den Moody Blues,…

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11.5
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(49:00, CD, Kscope/Edel, 2016) Um “Songs From The Haunted South” von Old Fire alias John Mark Lapham gebührend besprechen zu können, kommt man nicht umhin sich das Werk von This Mortal Coil zwischen 1983 und 1991 nochmal zu vergegenwärtigen. “Songs from the Haunted South” ist eine Art Verneigung vor dem Kollektiv, das unter der Leitung von Ivo Watts-Russell, dem damaligen Chef des 4AD-Labels, Meisterwerke wie “It’ll End In Tears” und “Filigree & Shadow” erschuf. Lapham ließ sich von Watts-Russell zur Konzeption seines Albums beraten und bekam von ihm auch den früheren Pearls Before Swine-Sänger Tom Rapp vermittelt, dessen Song ‘The Jeweller’ dereinst von This Mortal…

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6.0
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(60:47, CD, Festival Music/Just for Kicks, 2016) Der Name Multi Story dürfte dem einen oder anderen Zeitzeugen seliger Neo-Prog-Zeiten anfangs der 1980er-Jahre noch bekannt sein. Im Fahrwasser von Bands wie Marillion, Pallas und IQ fanden damals auch Platten etlicher Bands aus der zweiten oder dritten Reihe den Weg in deutsche Läden. So auch die von Multi Story. Das Debüt mit dem Titel “East West”, das stilistisch ein wenig an Magnum, Pendragon und Pallas angelehnt war, wurde zu einer Art Geheimtipp. Es folgte ein zweites, wenig erfolgreiches Album mit Nicolas Grantley als neuem Sänger, der Jahre später als Frontmann der Band Feeder noch zu…

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