Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

Trotz der Ankündigung diverser heimischer Qualitätsmedien, dass das Sturmtief Egon mit dem Weltuntergang im Gepäck im Anmarsch sei, finden sich ca. 160 unerschrockene Prog-Fans im Rüsselsheimer Rind ein, um der Doppel-Headlinertour von Subsignal und Kalle Wallners Blind Ego ihre Aufwartung zu machen. Darunter auch das aus Gießen angereiste Betreuer-Team Kropp und Hoffmann, das gerade noch rechtzeitig durch das übliche Verkehrschaos im Rhein-Main ins Rind findet. Das Rind ist ein ausgesprochen sympathischer kleiner Club, dessen Bühne im Verhältnis dazu ungewöhnlich viel Platz bietet. Mit 160 Gästen ist das Rind gut gefüllt und aufgrund der Größe gibt es praktisch keine schlechten Plätze.…

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12.3
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(39:01, CD, Icosahedron Music/Just for Kicks, 2016) Beim Namen Gösta Berlings Saga denkt der auch cineastisch interessierte Progger zu allererst an Greta Garbo, denn der gleichnamige Stummfilm ebnete der Diva 1924 den Weg nach Hollywood. Die schwedische Instrumental-Formation um David Lundberg (Necromonkey) bezieht sich bei ihrer Namenswahl laut Gitarrist Einar Baldursson allerdings auf den Debüt-Roman von Selma Lagerlöf. “Sersophane” ist nach dem 2011 erschienenen “Glue Works” das vierte Album der Schweden. Auf dem aktuellen Werk gehen sie ausgesprochen direkt zu Werke. Der kompakte Opener ‘Konstruktion’ braucht nur Prog-untypische drei Minuten, um auf den Punkt zu kommen. Auch beim folgenden Titeltrack und ‘Fort Europa’ bleiben die Schweden dem direkten, rauen und…

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6.5
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(57:44, CD, Bad Elephant Music/Just For Kicks, 2016) “Why Sea Is Salt” beginnt  recht viel versprechend. Sanft perlendes Piano und ein symphonisches Intro eröffnen das vierteilige Stück ‘The Sea’. Nach etwa drei Minuten nimmt der Song mit ausgedehnten Moog- und Gitarrensoli Fahrt auf. Erst nach sechs Minuten setzt Sänger Mike Morton mit überzeugender Stimme ein. Der Geist von ‘A Salty Dog’ schwebt im Raum und wird sodann auch zitiert. Eine hymnische Coda beendet schließlich ein rundes Neo-bzw. Retroprog-Epos, das in den entsprechenden Kreisen zweifellos Gefallen finden wird. Das folgende ‘Sweeper Of Dreams’ verfolgt eine ähnliche Fährte. Morton setzt hier allerdings noch mehr auf…

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11.5
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(48:20, CD, A Steve Jansen Production, 2016) Bereits im April dieses Jahres erschien das aktuelle Soloalbum des Ex-Japaners Steve Jansen. War der Vorgänger “Slope” noch auf Samadhi Sound, dem Label seines Bruders David Sylvian herausgekommen, ist “Tender Extinction” im Eigenverlag über Bandcamp veröffentlicht worden. Erneut versammelte Jansen eine ganze Reihe hochkarätiger Gäste für sein Album. Es sind dieses Mal hauptsächlich Gast-Vokalisten und -Vokalistinnen. Sein Bruder David gibt allerdings weiterhin den Waldschrat und war dieses Mal nicht dabei. Zum Einstieg gibt sich der Schwede Thomas Feiner die Ehre und liefert Gesang und Text zu  ‘Captured’. Das dunkel-symphonische Stück gibt die Marschrichtung des Albums vor…

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8.0
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(46:20, CD, The Laser’s Edge/Just for Kicks, 2016) Die Band Eye aus dem fernen Ohio veröffentlicht mit “Vision And Ageless Light” ihr drittes Studioalbum, das nach einer Reihe von Umbesetzungen in der Band entstanden ist. In der Info zum Album fallen eine ganze Reihe bekannter Namen als Vergleich, Inspiration und Einfluss auf die Musik von Eye. Darunter sind Pink Floyd, Yes, ELP und Black Sabbath. Nicht zum ersten Mal sei an dieser Stelle erwähnt, dass solches Name Dropping häufig Erwartungen weckt, die nicht erfüllt werden – bei “Vision And Ageless Light” ist das nicht anders. Der Instrumentaltitel ‘Book Of The Dead’ eröffnet das Album mit zähen…

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14.5
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(41:41, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1977/2016) Mit der Veröffentlichung von “Animals” geht es bei der Vinyl-Reissue-Serie von Pink Floyd quasi auf die Zielgeraden. Nicht wenige Fans werden sagen, dass damit alle essenziellen Floyd-Alben im Regal stehen. Es fehlen lediglich noch die wenig geliebten “The Final Cut” und “A Momentary Lapse Of Reason”. Über “Animals” darf man sich freuen. Es erstrahlt in seinem ganzen Glanz, selbst der LP-Hülle hat man mehr Farbe gegönnt, sodass die Battersea Power Station fast golden im Abendlicht scheint. Das mag der ursprünglichen Intention der Covergestaltung durchaus entgegen laufen, spiegelt aber das Maß der akustischen Aufarbeitung auf seine Weise wider. Das…

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14.0
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(51:24, MP3, Red Coral Records, 2016) Dann und wann kommt es vor, dass man, obwohl man sich selbst für gut informiert hält, ein Werk verpasst, das man nicht verpassen sollte. “Speed Of The Stars” fällt in diese Kategorie, schon alleine deshalb weil es perfekt ins Beuteschema des Verfassers dieser Zeilen passt. Es bedurfte eines Zufalls und eines Videos in der Facebook-Timeline, um von der Existenz dieses Albums zu erfahren. Die Protagonisten hinter Speed Of The Stars sind Steve Kilbey und Frank Kearns – durchaus keine Unbekannten in der Szene. Kilbey ist seit Urzeiten Frontmann und Bassist die Aussie-Legende The Church, und Frank…

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11.7
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(38:12, 70:51, 2CD, BMG/Sanctuary, 1971/2016) Uriah Heep ist eine Band, die zwar oft im Zusammenhang mit “klassischem” Progressive Rock genannt wird, jedoch allenfalls in ihren Anfangsjahren mit unserem Genre liebäugelte. Wenn es ein Heep-Album gibt, das man als Prog-Fan im Regal stehen haben sollte, ist es “Salisbury”. Der Grund dafür ist der epische 16-minütige Titelsong, der sich in keiner Weise vor anderen Longtracks seiner Zeit verstecken muss. Im Gegenteil: Wäre dieses Werk mehr als eine Laune von Komponist Ken Hensley gewesen und hätte die Band sich in diese Richtung weiter entwickelt, dann würde die Geschichte des Prog-Rocks sicher anders geschrieben. Das Stück  ‘Salisbury’ ist…

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Fast könnte man denken, ein verrückter Professor hätte beim Spielen mit seiner Zeitmaschine für ein wenig Durcheinander im Raum-Zeit-Kontinuum gesorgt. Das Vinyl-Revival alleine sorgt schon seit einiger Zeit für Erstaunen. Aber damit nicht genug – Vinyl-Verrückte machen auch in den sozialen Netzwerken von sich reden. Man möchte ja annehmen, dass diese Spezies eher einen Bogen um dieses merkel’sche #Neuland macht. Weit gefehlt! Gerade auf Instagram und Twitter zeigen Vinyl-Fans gerne unter dem Hashtag #nowspinning,was sich aktuell auf ihrem Plattenteller dreht. Ein gerne gespieltes Spiel ist auch das soggenannte #sleeveface (siehe Foto oben), bei dem der eigene Körper das Plattencover weiterführt. Hier kommen teilweise beeindruckende…

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(45:30, LP, Sony Music/Legacy, 1998/2016) Bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1998 wurde das Album “Yield” als Rückkehr zum Trademark-Sound von Pearl Jam angekündigt. Tatsächlich finden sich darauf deutlich weniger Ausflüge in fremde Gefilde und Experimente. Die Musiker bezeichnen es als ein Band-Album, das im Vergleich zu “No Code” oder “Vitaology” deutlich weniger von Eddie Vedders Songs geprägt ist. Auch das Artwork geht in eine schlichtere Richtung. Lediglich das “Die-Cut”-Yield-Schild fällt aus dem Rahmen eines Standard-Covers. Die erste LP-Seite will die Fans mit den groovigen ‘Faithfull’ und ‘No Way’ sofort versöhnen. Mission gelingt! Das hymnische ‘Given To Fly’ besorgt den Rest. Auch…

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