Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

(33:10, CD, SPV, 2017) 40 Jahre Fischer-Z. Je nach Sichtweise 25 Alben, oder ein paar weniger plus Soloalben von John Watts. Egal, das passt schon. Watts hat immer noch etwas zu sagen, er ist am Puls der Zeit. Und er ist sich nicht zu schade dafür, den Finger in die Wunde zu legen. Okay, Protestalben sind gerade wieder mal in Mode, sogar Marillion haben eines gemacht. Da Watts aber eigentlich immer politisch war, braucht er auf keinen Zug aufzuspringen – er war schon zu ‘The Worker’-Zeiten Passagier. Die Songs für “Building Bridges” hat er auf das Wesentliche reduziert. Drums, Bass, Gitarre…

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10.0
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(55:49, CD, A Steve Jansen Production, 2017) Mit “The Extinct Suite” veröffentlichte der Ex-Japaner Steve Jansen dieser Tage ein Schwesteralbum zu seinem 2016 erschienenen Werk “Tender Extinction”. Es besteht aus einer einzigen ca. 55 Minuten langen instrumentalen Suite, die die musikalischen Themen von “Tender Extinction” wieder aufgreift und durch weitere ineinander fließende Ambient-artige Passagen zusammenhält. Für das volle Hörerlebnis der Suite ist es von großem Vorteil, wenn man das zugrunde liegende Album kennt. In diesem Fall erschließt sich diese Suite als eine Abfolge angenehmer Aha-Erlebnisse und Deja-Vus, wenn sich vertraute Melodien oder Atmosphären aus der fließenden Klanglandschft heraus erheben. Hat man diese…

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Das letzte Jahr hat sich, was das Ableben berühmter Musiker angeht, einen bemerkenswert zweifelhaften Ruf erarbeitet. David Bowie und Prince sind sicher die bekanntesten Namen, Keith Emerson und Greg Lake waren in Prog-Kreisen wohl die am meisten betrauerten  Todesfälle. Das mediale Echo und die Reaktionen der Fans in sozialen Netzwerken waren dementsprechend groß. Es wird wohl kaum einen Menschen wundern, dass die Musikszene neben diesen Ikonen 2016 auch etliche weniger bekannte und erfolgreiche Musiker verlor, von deren Ableben außer Familien und Freunden allenfalls Insider und treue Fans Notiz nahmen. Einer von ihnen ist Robbie Lloyd Wilson, der im Dezember im Alter von nur 35 Jahren an Krebs starb,…

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12.5
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(53:00, CD, Kscope/Edel, 2017) Anderes als man erwarten würde, klingt “Planets + Persona”, das neue Soloalbum von Richard Barbieri, gar nicht so tastenlastig, wie es für Keyboarder sonst üblich ist. Ganz im Gegenteil: Barbieri sorgt vielmehr für das Fundament, auf dem unter anderem der italienische Trompeter Luca Calabrese ausgedehnt solieren darf. Zunächst jedoch startet das Album mit dem perkussiv-sperrigen ‘Solar Sea’, das man eher auf einem Album seines Kollegen Steve Jansen erwartet hätte. ‘New Found Land’ hingegen klingt sphärisch und rückt besagtes Trompetenspiel von Luca Calabrese ins Zentrum. In ‘Night Of The Hunter’ schimmert dann Barbieris Porcupine-Tree-Vergangenheit durch. Das dreiteilige Stück beginnt verspielt mit sanften…

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11.0
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(39:02, LP, Subpop, 2017) Jesca Hoop ist eine amerikanische Künstlerin, die hierzulande leider noch als Geheimtipp gilt. Dabei hat sie schon mit allerhand namhaften Künstlern zusammengearbeitet. Dazu zählen Guy Garvey (Elbow) und die Band Shearwater. Für Peter Gabriel stand sie während seiner “New Blood”-Tour als Background-Sängerin auf der Bühne. Auf ihrem neuen Album “Memories Are Now” stellt sie dann auch insbesondere ihre Qualitäten als Sängerin in den Vordergrund. Hier spielt Jesca Hoop ohne Zweifel in einer Liga mit Damen wie Tori Amos oder Kate Bush. Viele der Stücke sind karg und minimalistisch instrumentiert und leben in erster Linie von Hoops Stimme und den…

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10.8
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(41:06, CD, Universal, 2017) “Return To Ommadawn” – der Name weckt hohe Erwartungen. Er verspricht genau das, wonach Oldfield-Fans seit Jahren darben. Kein “Man On The Rocks” oder Ettikenschwindel wie “The 1984 Suite”. Der Oldfield-Fan will Oldfield-Musik, und zwar von Mike Oldfield, nicht etwa von Robert Reed. Genau das verspricht der Name “Return To Ommadawn”. Zwei Titel, schlicht ‘Part 1’ und ‘Part 2’, und fertig ist die Laube. Kaum ist die Nadel in der Rille, hat man die Gewissheit, dass Mr. Oldfield seinen Fans endlich mal wieder das gibt, was sie von ihm hören wollen. Ein Album in der Tradition…

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5.5
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(61:36, CD, Heavy Right Foot Records/Just for Kicks, 2016) Keine wirklich gute Idee, die Rob Cottingham (Touchstone) hatte, als er beschloss seine Band Cairo zu nennen. Nicht nur, dass es mal schon eine US-Prog-Band gleichen Namens gab – Cairo ist anscheinend auch im Dance-, Electro- und Techno-Bereich ein durchaus beliebter Bandname. Dass der Name so gar keinen Bezug zur Musik der Band herstellt, kommt hinzu. Wer denkt bei Kairo oder dem alten Ägypten schon an Prog? Sei’s drum. “S@y” entpuppt sich sowieso als utopisches Konzeptwerk, dass sich klanglich in einer Region von Acts wie Frost, Sound Of Contact und John Mitchells Lonely Robot…

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12.0
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(43:12, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1983/2017) Neben “A Momentary Lapse Of Reason” fand dieser Tage auch “The Final Cut”, das letzte Pink-Floyd-Album mit Roger Waters, seinen Weg zurück auf Vinyl. Im überlangen Schatten von “The Wall” und angesichts der Tatsache, dass es zum Zeitpunkt der Aufnahmen um das Klima innerhalb der Band nicht gut bestellt war, überrascht es nicht, dass das Werk seinerzeit die Erwartungen der Fans nicht erfüllen konnte. Unter anderem von Resteverwertung war damals die Rede, was besonders der Tatsache geschuldet war, dass “The Final Cut” stilistisch in eine ähnlich Kerbe wie “The Wall” schlug. Teile des Album stammen tatsächlich aus einer…

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11.0
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(50:53, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1987/2017) Als “A Momentary Lapse Of Reason” im September 1987 erstmals veröffentlicht wurde, löste es bei der Kritikerzunft zunächst erst einmal etwas aus, was es zu dieser Zeit noch gar nicht gab. Nun zumindest gab es die heutige allseits bekannte Bezeichnung noch nicht. Es war ein Shitstorm. Kaum ein Magazin oder eine Gazette ließ es sich nehmen, das Album nach allen Regeln der Kunst in der Luft zu zerreißen. Pink Floyd ohne Roger Waters – eine Unverfrorenheit, was bildete sich dieser David Gilmour eigentlich ein? Dann ließ er das Album auch noch wie Pink Floyd vor…

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11.0
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(62:42, 67:46, 2 CDs, earMUSIC, 2017) Drehte sich in den vergangenen Monaten in Sachen Marillion alles um deren aktuelles Album “F.E.A.R”, mit dem die Band für einige Furore verursachen konnte, so wirft man mit der anstehenden Veröffentlichung von “Marbles In The Park” einen Blick zurück auf das im Albumtitel angesprochene Werk aus dem Jahr 2003. Ähnlich wie “F.E.A.R” ist “Marbles” ein sogenanntes Leuchtturm-Album, das den Test of Time längst bestanden hat. Die jetzt erscheinende Liveversion reproduziert die komplette Deluxe-Edition inklusive jener Songs, die seinerzeit nur auf dieser von der Band selbst vertriebenen Version zu finden waren. Unter anderem sind das ‘Ocean Cloud’…

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