Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

Nachdem Marillion erst kürzlich, am 16. Juli 2017, als einer der Headliner des “Night of the Prog”-Festivals im Rhein-Main-Gebiet aufgetreten waren, gab es am Dienstag den 25.07 ein erneutes Gastspiel der Musiker um Steve Hogarth in der Frankfurter “Batschkapp”. Grund für diesen so kurzen zeitlichen Abstand ist die Tatsache, dass Marillion bei der NotP für die Band Kansas eingesprungen waren, nachdem die Amerikaner eine Reisewarnung ihrer Regierung für Europa wohl etwas zu ernst genommen hatten. Trotz dieses doppelten Gastspiels war die neue Batschkapp randvoll, was die zurückgewonnene Popularität der einstigen Neoprog Vorreiter unterstreicht. Während andere Bands aus der gleichen Dekade weitestgehend von…

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7.5
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(35:51, CD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2017) Zeitgleich mit der veröffentlichung von “Sanctuary Live” legt Robert Reed die EP “Variations On Themes By David Beford” vor. Zur Orientierung: David Beford war einer der Kollaborateure von Mike Oldfield in den Siebzigern. Auszüge dieser Zusammenarbeit fanden sich auf der vierten LP von “Boxed” wieder. Robert Reed griff jetzt drei Stücke von Bedford auf und präsentiert sie hier in unterschiedlichen Versionen. https://www.youtube.com/watch?v=asf2AwQp9UQ Wie bei seinen beiden “Sanctuary”-Alben begibt er sich dabei vollends in den klassischen oldfield’schen Klangkosmos. Mehr sogar, als das bei der Zusammenarbeit von Oldfield und Bedford der Fall war. Bei Reed tritt Befords symphonisches…

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(79:08, 85:00, CD/DVD, Eagle Vision, Universal, 2017) Simple Minds acoustic – also quasi unplugged und ohne Keyboards, kann das gut gehen? Eine Band, deren Sound über weite Strecken von flirrenden Tastensounds und großer Produktion geprägt ist, die für Pathos und große Gesten steht, lässt ihre größten Trümpfe auf der Bank – ein Wagnis. Grundsätzlich haben solche “Acoustic”-Projekte nicht den besten Ruf. Oft riecht es dabei nach kreativem Bankrott oder Abkassieren, insbesondere bei Interpreten, die ihren künstlerischen Zenit überschritten haben. Und seien wir mal ehrlich: Auch die Simple Minds leben einzig von ihrer erfolgreichen Zeit im vergangenen Jahrhundert. Wie schlagen sich nun also Jim Kerr &…

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12.0
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(72:40; 88:00; CD/DVD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2017) Robert Reed ist ein Phänomen. Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass der Waliser mit  “Sanctuary” und “Sanctuary II” Alben veröffentlicht hat, die den Sound von Mike Oldfield in der Zeit von “Tubular Bells” (1973) bis ca. “Incantations” (1978) bis ins kleinste Detail reproduzieren. Erstaunlich, dass er dafür kaum Prügel in Form von Verrissen und Plagiatsvorwürfen bezieht. Ganz im Gegenteil: Nicht wenige Kommentatoren schwärmen von der Qualität und stellen die Platten auf eine Stufe mit  jenen klassischen Oldfield-Werken. Fakt ist, dass weder “Sanctuary” noch “Sanctuary II” in ihrer Form existieren könnten, hätte das Werk von Mike Oldfield Robert Reed nicht über alle…

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11.0
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(45:57, LP, Dead Oceans, 2017) Das Comeback einer Band nach sage und schreibe 22 Jahren ist an sich schon ungewöhnlich. Wenn es sich dann aber auch noch um einen Kultact wie Slowdive handelt, darf man von einer kleinen Sensation sprechen. Immerhin war die im englischen Reading gegründete Band eine stilprägende Shoegaze-Formation, die mit dem Album “Souvlaki” eines der wichtigsten Alben des Genres veröffentlichte. Auch Prog-Helden wie Steven Wilson, angesagte Bands wie Shearwater, oder etwa The Editors fühlen sich vom Shoegaze beeinflusst. Genannter Herr Wilson bekannte kürzlich in einem Interview mit HMV, dass er “Slowdive” als Vinyl im Plattenschrank hat. Das selbstbetitelte Album, soviel sei vorab verraten, hält dem…

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10.7
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(54:11, CD/2LP, Columbia/Sony Music, 2017) Is This The Life We Really Want? Und Is this the album we all have been expecting from a grumpy old Roger Waters?” Zumindest Frage Nummer zwei lässt sich mit einem eindeutigen Ja beantworten. Waters’ erstes Rock-Studioalbum nach “Amused To Death” aus dem Jahr 1992 entspricht exakt der Tonlage, die er spätestens seit “The Wall” bevorzugt. Die Opulenz von “Amused To Death” ist allerdings wieder der Spröde von “The Final Cut” gewichen. Kompositorisch gibt sich Roger Waters über weite Strecken ausgesprochen minimalistisch. Da das von einem Prog-Publikum nicht per se klaglos hingenommen wird, muss die Produktion mit…

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Also wirklich, ist es denn die Möglichkeit? Die #VinylCorner hat den RSD 2017 verschlafen. Und nicht nur das, ausgerechnet in ihrer zehnten Ausgabe plagen sie Selbstzweifel. Ist sie überhaupt noch eine Ecke, etwas Besonderes, ein Kult? Oder gehört sie quasi über Nacht zum oh so verhassten Mainstream. In Zeiten, in denen Schmerz verursachende Namen wie Thomas Anders in den Vorschaulisten diverser Onlinehändler auftauchen, trauert man nicht nur um den schönen Rohstoff, die Presswerk-Kapazitäten und die Luft, die einem Leute, die solche Platten kaufen, wegatmen. Man betrauert sich selbst. Man ist nicht mehr der oder die Verrückte mit dem Vinyl-Spleen. Nein,…

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11.5
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(42:09, CD, White Knight Records/Just For Kicks, 2017) Alan Reed, Ex-Sänger wider Willen der Neoprog-Institution Pallas, legt dieser Tage sein zweites Soloalbum vor. Nach dem Folk-geprägten Debüt “First In A Field Of One” findet Reed seine Heimat wieder im Neoprog. Das passt, schließlich hat er neben Geoff Mann, Fish und Peter Nicholls eine der einprägsamsten Stimmen dieses Genres. Und seien wir ehrlich: Aufgrund der Umstände kommt man um den Vergleich mit dem jüngeren Output seiner Ex-Kollegen nicht umhin. Sowohl “XXV” als auch “Wearewhoweare” stießen in Fan-Kreisen auf ein eher gemischtes Echo. Das lag nicht alleine daran, dass Paul Mackie als Sänger nicht vollends…

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10.0
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(50:36 , LP, BMG, 2017) Die Zeiten, in denen Veröffentlichungen aus dem Genesis-Umfeld zu Blutdruck-Spitzen geführt haben, sind lange, lange her. Dass es aus dem Genesis-Umfeld überhaupt noch neue Veröffentlichungen gibt, verdanken wir in erster Linie Steve Hackett, der in stoischer Regelmäßigkeit seinen Ex-Kollegen zeigt, dass Kreativität und Alter keinesfalls Widerspruch bedeuten müssen. Jetzt aber will sich auch Mike Rutherford nicht lumpen lassen und lädt zum 30. Geburtstag seiner einst als Spaßband gegründeten Mike & The Mechanics ein. Sympathisch waren sie eigentlich immer, die Mechaniker um unseren Mike. Poprock der besseren Sorte, Balladen und einige verzeihliche Mitgröhl-Nummern. Mit Paul Carrack und dem inzwischen verstorbenen Paul Young hatte…

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(60:47, 72:48; 2CD/1DVD, 2LP; earMUSIC/Edel, 2017) Deacon Blue, hierzulande eher bei Insidern bekannt, sind in ihrer schottischen Heimat eine Institution. Wenn es dafür einen Beleg gebraucht hätte, wäre er mit dem neuen Livealbum “Live At The Glasgow Barrowlands” mit Sicherheit erbracht.  Dass es dabei in keinster Weise um Prog geht, sei sicherheitshalber erwähnt – wer will mutwillig die Zeit von Prog-Puristen verschwenden. Möchte man allerdings auch mal zeitlose Singer-Songwriter-Kunst genießen, dann wird man bei der Truppe um Ricky Ross mit Sicherheit fündig. Die Band, die mit den Alben “Raintown” und “When The World Knows Your Name” in den späten Achtzigern erfolgreich war, ist seit einigen Jahren wieder…

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