Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

(41:06, CD, earMUSIC/Edel, 2017) Ähnlich wie seinem Landsmann Mike Scott scheinen auch Ricky Ross nie die Song-Ideen auszugehen. Wo andere Künster gerade so viele Songs komponieren um ein Album voll zu bekommen, landen bei Mister Ross anscheinend zahllose Songs in der Schublade, weil sie beispielweise nicht ins Konzept seiner Band Deacon Blue passen oder zu persönlich sind, um sie anderen Künstlern anzubieten. Auf “Short Stories Vol. 1” nimmt sich Ricky Ross diesen sogenannten Homeless Songs, wie er sie selbst nennt, an und bringt sie in sparsam arrangierter Form mit Piano und gelegentlicher Streicher-Unterstützung zu Gehör. Dazu gesellen sich mit ‘Raintown’ und…

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8.7
Reviews

(43:51, CD, Unorthodox Records, 2017) Welche Band kann in ihrer Vita schon auf 25 Studioalben verweisen – die Australier von The Church tun es! Selbst Prog-Langstreckenläufer wie Yes oder Jethro Tull können diesbezüglich nicht mithalten. Betitelt ist ebenjenes 25. Abum mit “Man Woman Life Death infinity”. Es ist das zweite Album nach dem einschneidenden Ausscheiden des Lead-Gitarristen und Gründungsmitglied Marty Willson-Piper. Sein Nachfolger Ian Haug hatte bereits auf “Further/Deeper” einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Auf dem neuen Werk wirkt das Gitarren-Gespann Ian Haug/Peter Koppes noch homogener und ergänzt sich nahezu perfekt. Sänger, Songwriter und Bassist Steve Kilbey versprüht schon seit je…

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(2:17:00, 3LP, BMG, 2017) The Waterboys sind Mike Scott – Mike Scott ist The Waterboys. Das sollte man über den musikalischen Weltenbummler wissen. Er fühlt sich sowohl in Folk und Country, als auch in Wave, Indie, Soul und Blues zu Hause. Kategorien waren nie Scotts Ding, und so hat er sich über fast 40 Jahre immer seine Relevanz bewahrt. Vergangenes Jahr hat der inzwischen 59-jährige Schotte zum zweiten Mal geheiratet. Vermutlich war es dann auch seine neue Liebe, die japanische Künstlerin Megumi Igarashi, die Scott maßgeblich zu diesem Doppel- bzw. Dreifach-Album inspiriert hat. 24 neue Songs und zusätzlich 10 Variationen eben…

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13.0
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(41:50/44:15 , 2LP, Brain/Universal, 1976/2017) Als drittes Album im Rahmen der ersten Charge der “Black & White”-Vinylserie erschien kürzlich die 1976 erstmals veröffenlichte deutsche Version von “Jumbo”, dem dritten Album von Grobschnitt. Die englische Version war bereits 1975 herausgekommen. Ihre Texte wurden später ins Deutsche übersetzt, was für eine deutsche Band einigermaßen kurios anmutet. Da auf der weißen Bonus-LP einige der Titel des Albums in englischen Liveversionen enthalten sind, lassen sich Darbietungen mit deutschen und englischen Lyrics recht gut miteiander vergleichen, und dabei schneiden die deutschen Versionen hörbar besser ab. Obwohl man bei Grobschnitt nie so sicher sein kann, inwieweit man…

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(02:29:00; 2CD; Universal; 1997/2017) Schlagworte wie Deluxe-Edition, Super-Deluxe-Edition, Remastered, Reissue, Anniversary Edition etc. sind aus dem Vokabular der Musikindustrie kaum noch wegzudenken, wenn es um physische Tonträger geht. Welches Album kommt heute noch um eine Wiederveröffentlichung zum runden Geburtstag herum? Die Zweit- bis Zwölftverwertung des Backkatalogs eines Labels scheint mehr denn je im Fokus der Finanzabteilungen von Universal, Sony und Warner Music zu stehen. Konsumenten und Fans stehen immer wieder vor dersselben Frage: Brauche ich das? Wer “Urban Hymns” bereits im Regal stehen hat – und das wird eventuell auch beim einen oder anderen Progger der Fall sein – kann…

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11.7
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(42:44, CD, Noisolution, 2017) Mit “The Burning Of The Season” stellen die aus Baltimore stammenden The Flying Eyes ihren zweiten Longplayer für das Berliner Label Noisolution vor. In der Diskographie des Quartetts ist es bereits das fünfte Album. Dass die Herren über einige Erfahrung verfügen, hört man dem neuen Werk dann auch bei jeder Umdrehung an. “The Burning Of The Season” bietet kraftvollen, bisweilen schleppend bluesigen und leicht psychedelischen 70er-Rock mit ausgedehnten Soloeinlagen. Kennt man sich in dieser Epoche ein bisschen aus, dann kommen eine ganze Reihe von Bands als mögliche Inspirationsquellen in Betracht. Darunter sind die Amerikaner Mountain, Grand…

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10.7
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(41:50/44:15 , 2LP, Brain/Universal, 1974/2017) Heutzutage käme wohl kaum jemand auf die Idee einem Album den Namen “Ballermann” zu geben, es sei denn man hätte vor einen Bierzelt-Disco-Sampler unters Volk zu bringen. Warum das Grobschnitt-Album “Ballermann” so heißt, erschließt sich auch nicht so recht – Songs über Schusswaffen oder Revolverhelden finden sich darauf jedenfalls nicht. Vermutlich darf man es unter der Kategorie “eigenwilliger Humor” verbuchen, der in der Historie der Band eine wichtige Rolle spielt. Dass dem Werk Kult- bzw. Klassikerstatus zugesprochen wird, ist hinlänglich bekannt. Grund dafür ist die sogenannte Urversion von ‘Solar Music’. Dieses Epos hat in der Diskographie…

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10.7
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(41:50/44:15 , 2LP, Brain/Universal, 1972/2017) Frohe Kunde für Vinyl-verliebte Grobschnitt-Fans. Nachdem das Gesamtwerk der Hagener Rock-Institution mit dem CD-Boxset “79:10” gewürdigt worden ist, kommen alle Originalalben der Band als sogenannte Black & White-Versionen nach und nach neu heraus. Den Anfang machten die am 25.08 erschienen Alben “Grobschnitt”, “Ballermann” und “Jumbo (deutsche Version)” Die Alben erscheinen jeweils als Doppel-LPs, mit je einer schwarzen und einer weißen Scheibe. Ähnlich wie auf dem “79:10”-Boxset enthalten die Reissues das remasterte Originalalbum und jeweils diverse Bonusstücke, bzw. Liveversionen der Album-Songs. Dazu gibt es jeweils zwei vierseitige Einleger mit diversen Fotos, Zeitungsausschnitten, kurzen Essays und den Songtexten. Das schlicht “Grobschnitt”…

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10.5
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(41:30, CD, Sonic Attack / SPV, 2017) Das unter dem Namen Minerva gestartete Potsdamer Quartett “Eat Ghosts” debütiert unter neuem Namen seinem Album “An Ti E Go”. Für dieses Werk warf es nach eigenem Bekunden allerhand Einflüsse über King Crimson, The Mars Volta, Genesis und Motorpsycho in einen Topf. Entstanden ist daraus ein kantig-grooviger Psych/Prog-Mix, den man aus deutschen Landen so nicht erwarten würde. Mit Benjamin Ihnow als hauptamtlichem Saxophonisten im Line-up kommen hin und wieder auch leichte Van Der Graaf-Gefühle auf. Ohne große Produktion setzt man auf rauhen quasi-Livesound, der Lust macht die Jungs auf der Bühne zu sehen.…

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12.0
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( 1:32:27; 3 LP; XL Recordings; 1997/2007) “Ok Computer” eilt seit Jahren der Ruf voraus, Progressive Rock/Art-Rock 1997 im Erscheinungsjahr des Albums wieder salonfähig gemacht zu haben. Zum zwanzigsten Jubiläum dieses Werks und in einer Zeit, in der gerade Steven Wilson die britischen Charts durchmischt, scheint es durchaus angebracht, dies nochmals kritisch zu betrachten. Fraglos wurden Radiohead vor Veröffentlichung von “Ok Computer” noch in einer Schublade zusammen mit Blur, The Verve und natürlich unvermeidbar Oasis eingeordnet. Dass Radiohead gerade Letztgenannten intellektuell entwachsen waren, konnte man schon auf “The Bends” eindrucksvoll feststellen. Mit “Ok Computer” wurde die Grenze zum so oft als…

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