Autor: Benjamin Feiner

(06:30:31, CD, LP, Download, V/Vm Test Records/Boomkat, 2016-2019) Als Liebhaber ungewöhnlicher Klänge ist man ja immer auf der Suche nach Neuem. Die Palette an nischenspezifischer Musik ist groß, die Menge an qualitativ hochwertigen Imitaten üppig. Beschweren kann man sich nicht darüber, dass die Musik von heute „schlecht“ sei. Aber wirklich Eindrucksvolles, Erschütterndes scheint selten zu sein oder im Gedränge des Internets unter zu gehen. Dieser Beitrag ist keine Rezension im klassischen Sinne. Alben werden rezensiert, aber so etwas wie „Everywhere at the End of Time“ kann schwerlich als normales „Album“ bezeichnet, das Gehörte nicht in Worte gefasst werden. Wer also…

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Mein Vater und Magma. Ein etwas anderer Konzertbericht. Frankfurt, 20. Oktober: Mein Vater und ich sitzen vor unserem Hotelfrühstück, Marmeladenbrötchen mit Kaffee, und schauen in den halbleeren Speisesaal, als mir eine grandiose Idee in den Schoß fällt. Am vorigen Abend sahen wir im Batschkapp Magma, und anstatt einen gewöhnlichen Konzertbericht zu schreiben, würde ich meinen Vater zu dem Ereignis befragen! Bis vor Kurzem hatte er keinen blassen Schimmer von der Musik der französischen Kultband gehabt. Er war dennoch neugierig geworden und war fest entschlossen gewesen, mich zu begleiten. Wie soll man sagen: Er warf sich selber ins eiskalte Wasser. Herausgekommen…

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11.7
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(44:41, CD, LP, Prophecy, 2019) Nach seinem Ausflug in ruhigere Solo-Gefilde („Madonnawhore“, „They Are The Shield“), kehrt Toby Driver, Chef der amerikanischen Underground-Lieblinge Kayo Dot, endlich zu seiner Stammband zurück. Und als wollte er den Beginn einer neuen Ära einläuten, erscheint das neue Album „Blasphemy: A Prophecy“ unter der Schirmherrschaft des Metal- und Alternative-Labels Prophecy. Seit ihrer Gründung aus den Überresten von maudlin of the Well genießen Kayo Dot den Ruf, äußerst unbeständig und kompromisslos zu sein. „Choirs Of The Eye“ ritt Anfang der 2000er auf der Postrock-Welle mit, stach aber schon damals aus der Masse heraus. Kammermusik, Ambient und…

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10.0
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(16:20, CD, 10”, Download, Atypeek Music / Fake Four Inc. / Rotorelief, 2019) Hip Hop einer Leserschaft aus Rock- und Progfans näherzubringen, ist keine leichte Aufgabe. Dass beide Genres aber eine ähnliche Entwicklung durchlaufen bzw. durchliefen, ist vielen nicht klar. Rock und Metal wurden im Zuge des Punk und Grunge schrittweise „entmachoisiert“ (wobei es nach Meinung vieler immer noch zu wenig weibliche Stimmen im Rock gibt), das gleiche geschieht derzeit mit dem Hip Hop und seinen zahlreichen Spielarten. Das Kollektiv Brockhampton entschuldigte sich zum Beispiel öffentlich für die sexuellen Übergriffe ihres Gründungsmitglieds Ameer Vann und feuerte ihn kurz darauf; Tyler the…

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11.0
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(41:31, CD, LP, Download, Atypeek Music, 2019) Membrane aus Frankreich liefern seit Anfang der 2000er solide Sludge- / Noise-Metal-Hausmannskost für den Genreliebhaber. Und auch “Burn Your Bridges” ist in dieser Hinsicht ein voller Erfolg. Nicolas Frère, Nicolas Cagnoni und Maxime Weingand bedienen sich dabei freizügig aus dem Neurosis-Baukasten: Grummelnder Bass, peitschende Drums und Bohrmaschinen-Gitarren, kehliger, wütender Gesang, Gang-Shouts – das klingt nach Dreck, nach Straße, Ruinen, Endzeit. Und vor allem nach “Through Silver in Blood” und “Enemy of the Sun”. Um etwas Kontext herzustellen, bietet sich ein Vergleich zwischen “Burn Your Bridges” und dem Erstlingswerk “Utility of Useless Things” an.…

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12.5
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(48:40, CD, LP, Download, Ipecac, 2018) Zugegeben, diese Rezension ist etwas spät dran. Aber was soll man machen, wenn eines der absoluten Top-Alben, der vielleicht größte Geheimtipp des Jahres 2018, in der Prog-Community bisher kaum Beachtung gefunden hat? Da sind ein, zwei Monate hin oder her auch schon Wurscht. Daughters, 2002 in Providence, Rhode Island gegründet, haben sich Anfang der 2000er in der Noise-Rock- und Mathcore-Szene mit ihrem besonders extremen, heiß geschmiedeten Sound einen Namen gemacht. Die ersten beiden Scheiben, „Canada Songs“ und „Hell Songs“, jeweils unglaubliche 11 und 23 Minuten lang, beinhalteten Lieder mit solch kuriosen Titeln wie ‚I…

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11.0
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(51:29, CD, LP, Download, Klonosphére / Season of Mist /Soulfood, 2018) Urteilte man das zweite Album der Franzosen von Shuffle allein nach Songwriting-Kriterien ab, hätte „#Won’tTheyFade“ ein richtig gutes Album, ach was, eine der besten Progressive Rock-Veröffentlichungen des Jahres sein können. Ein Geheimtipp, ein Underground-„Schmankerl“ für Genre-Fans. Aber wie es so schön heißt: Auf die Details kommt es an. Angenommen, ein Fan progressiver, härterer Musik stößt auf dieses Album, irgendwo im gut sortierten CD-Sortiment oder im Second-Hand-Outlet. Was geht der bzw. dem geneigten Hörer/in durch den Kopf? Der erste Blick fällt immer auf das Cover. Und das ist im Falle…

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7.0
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(47:06, Vinyl / Download, Clostridium, 2018) „Heavy Dark Trip Rock“? Nu‘ macht mal Butter bei die Fische, Jungs und Mädels. Das ist doch einfach Krautrock, was ihr da veranstaltet, oder? So ein bisschen Richtung Amon Düül II, Guru Guru, Ash Ra Tempel, na ihr wisst schon, deutscher Rock aus den 70ern mit viel Drogen und vor Kreativität berstend. Was? Die Bezeichnung „Krautrock“ klingt uncool? Das Ganze soll was sein? Düster, trippig, schwer? Ja ist schon klar, wir leben in düsteren, schweren Zeiten und so weiter – da kann man ja gar nicht ironisch oder humorvoll sein, LSD und Grooves sind…

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»Sowas wie einen Masterplan gab es tatsächlich nicht.« Wir staunten nicht schlecht, als uns Amberfield aus Neuss ihr Debütalbum “said.” zukommen ließen. Emotionale, packende Songs im Spektrum des modernen Progressive Rock, eine qualitativ hochwertige Produktion, dazu eine großartige, weibliche Stimme – und das alles komplett selbst organisiert. Was manchen Alteingesessenen an Herzblut und Tatendrang fehlt, das versprühen Amberfield umso mehr in ihrer aufgewühlten und aufwühlenden Musik. Keine Frage: Ein schriftliches Interview musste spontan in die Wege geleitet werden, um zu erfahren, wie man so etwas überhaupt hinbekommt. Herzlichen Glückwunsch nochmal zu eurem herausragenden Debütalbum! Und da stellt sich gleich die…

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11.0
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(46:13, CD, Eigenverlag, 2018) Wow. Da trudelt eine Promo ein, unschuldiges Albumcover, netter Infozettel dabei, und man legt die Scheibe ein, in der Erwartung, wieder so ein „okayes“ Album besprechen zu müssen. Und dann das. Schon allein der Opener ‘Steady Brake’ pustet ordentlich die Gehörgänge durch. Die ersten Zweifel werden aus dem Weg geräumt. Spätestens nach dem letzten Track wird klar: Das ist nicht „okay“. Das ist „geil“. Dabei ist Amberfield eine noch junge Band, die sich erst 2014 in Neuss (Nordrhein-Westfalen) gegründet hat. „said.“ (ja, der Punkt ist Absicht) ist ihr Debutalbum, das im Juni nach langer Arbeit im…

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9.0
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(37:54, CD, Membran, 2018) Das Albumcover von „Om Parvat Mystery“, dem zweiten Album der aufstrebenden, englisch-deutschen Band Desert Mountain Tribe, hat symbolischen Wert: Es zeigt eine malerische, wenn auch farblich verfremdete Aufnahme des Himalaya, wohl den Gastauftritt der britisch-indischen Musikerin Najma Akhtar repräsentierend. Haus und See im Vordergrund dagegen befinden sich auf den Färöer-Inseln, wo die Band besagtes Album eingespielt hat. Desert Mountain Tribe habe „legions of fans out there“, so Cheryl Waters, Moderatorin des US-Senders KEXP, auf dem Desert Mountain Tribe vor einigen Jahren einen für ihre Bandkarriere denkwürdigen Auftritt hatten. Der Ruhm sei den Jungs aus London (via…

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11.0
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(46:38, Download/CD, Sulatron/Cargo, 2018) Was man nicht alles auf Bandcamp findet…  Seven that Spells aus Zagreb spielen, anders als es der Titel des Albums vermuten lässt, keinen Krautrock à la Faust oder Can. Tatsächlich klingt die Musik der Kroaten eher nach einer modernen, aufpolierten Variante des Spacerock im Stile von Hawkwind oder der ganz frühen Pink Floyd (man höre zum Beispiel ‘Astronomy Domine’). „The Death and Resurrection of Krautrock: Omega“ ist der komplizierte Titel des vorliegenden Albums, das zusammen mit den Vorgänger-LPs „Io“ und „Aum“ den dritten und letzten Teil einer Trilogie bildet. Drei kürzere Stücke gruppieren sich um die…

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8.5
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(50:24, Download, Eigenverlag, 2017) Man kann nicht anders als schmunzeln angesichts der Myriade an Klischees – eine Band, die Inner Side heißt, deren Debüt-Album den Titel „The Corners of Time“ trägt, komplett mit schwergewichtig bedeutsamem Album-Cover (metaphorische Bildsprache in melancholischen Farbtönen, anyone?) und Songtiteln wie ‘Shadow of the Past’ und ‘The Man Who Lost His Soul’… Wie auch immer, die in Barcelona ansässige Band startet gerade erst durch, entsprechend sind die Informationen dünn gesäht, lediglich eine Facebook-Seite verrät das Wichtigste. Es ist eben so, dass man als Rezensent manchmal von einer eigenartig morbiden Faszination ergriffen wird, und man plötzlich Lust…

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11.3
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(58:29, CD, Phantom Recordings, 2017) Simon Phillips, geboren 1957, ist ohne jeden Zweifel einer der produktivsten Session-Schlagzeuger Englands. Besucht man seine Internetseite und macht man sich die Mühe, sämtliche alphabetisch gelisteten Einträge zu zählen, kommt man auf etwa 359 Alben, Kollaborationen und sonstige Projekte, an denen er entweder hinter den Reglern oder hinter den Fellen mitgewirkt hat. Und Phillips’ Kollegen beziehungsweise Auftraggeber lesen sich wie ein Who’s Who der Rockmusik: Mick Jagger, Mike Oldfield, The Who, Peter Gabriel, Dave Gilmour, und neben unzähligen anderen natürlich auch Toto, mit denen er meistens in Verbindung gebracht wird. Mit “Protocol” wollte sich Simon…

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5.5
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(55:36, CD, Noizgate/Rough Trade, 2017) Klingt schonmal sehr romantisch: Wyno (Gesang) trifft während eines Roadtrips auf Jansen (Bass), später schließen sich die Musikveteranen Sieks (Gitarre) und CH (Drums) an – Die Vier gründen schließlich eine Band, taufen sie Operation Cherrytree und veröffentlichen mit „Scum and Honey“ ihr Debutalbum. Über „Scum and Honey“ liegt ein nicht zu leugnender, nostalgischer Schatten. Southern Rock und New Wave lassen grüßen, aber auch und vor allem der Alt-Rock und Grunge der 90er Jahre: Pearl Jam, Alice in Chains, Type O Negative. Und als wolle Wyno noch eine Schippe drauflegen, singt er in ‘Black is Back’:…

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9.3
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(42:12, Download, Pelagic, 2017) Wer sich mit den obskuren Ausläufern von fantastischer Literatur Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigt, dem dürfte vielleicht auch der Name Charles Fort ein Begriff sein. Fort suchte in seinen Büchern nach – mehr oder weniger parodistischen – Erklärungen für eigenartige Phänomene und Beobachtungen. So auch in seinem Buch mit dem Titel „LO!“ – zu deutsch „Da!“ oder „Schau!“. LO! nennt sich aber auch eine australische Metalband, die ihr drittes Album „Vestigial“ auf dem Pelagic-Label von The Ocean veröffentlichen. Und ähnlich wie The Ocean auf ihren alten Platten haben LO! aus dem selben Converge-Pott gesoffen und schmettern…

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