(72:21, CD, digital, Cyclical Dreams, 2021)
Und wieder ein neues Album der sogenannten „Hunsrücker Schule“, die von Christian Fiesel und Hagen von Bergen ins Leben gerufen wurde, diesmal auf dem argentinischen Cyclical Dreams. Das aktuelle Werk enthält neun Titel, von denen nur einer die Zehn-Minuten Marke überschreitet (das allerdings deutlich). Der Opener zeigt gleich auf, dass die Art elektronischer Musik, die hier präsentiert wird, nicht viel mit der berühmten Berliner Schule gemein hat. Hier geht es recht frei-formatig zu, Melodielinien sind zunächst kaum zu erkennen. Hinzu kommt, dass die Kompositionen auf „Follow Me South“ bisweilen sehr sperrig daher kommen und zu einem nicht unerheblichen Teil recht düster wirken, was wohl unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass Dantes Inferno als Inspirationsquelle diente. Auf ‚Melting Ice‘ folgt mit ‚Gliding not Sliding‘ ein weiterer Titel, der recht schwer greifbar ist. Hier trifft entspanntes Mellotron auf nervöses Synthesizergezwitscher und –gezirpe, dazu gesellt sich ein E-Piano – auch nicht unbedingt leichte Kost.
Es schließt sich nun die aus Rezensentensicht stärkste Phase des Albums mit den beiden Titeln ‚Follow Me North‘ (kein Schreibfehler, einen Titelsong ‚Follow Me South‘ gibt es hier nicht) und ‚If You Need to know‘ an. In beiden Tracks wird eine wunderbare Atmosphäre kreiert, im einen Fall mit Mellotronstreichern untermalt, im anderen mit feinen Mellotronchören. Darauf folgt der Longtrack des Albums, das 24-minütige ‚The Earth After‘. Auf diesem wird erneut bestätigt, dass das Mellotron einen entscheidenden Anteil an der „Hunsrücker Atmosphäre“ der Elektronischen Musik Marke Fiesel hat. Hier nimmt sich der Künstler auch mal Zeit für eine längere ruhige, fast meditative Phase kurz vor der Mitte des Songs. Zwar kommt danach wieder etwas Hektik auf, doch im weiteren Verlauf entwickelt sich der Song mit seinem vielfältigen Mellotroneinsatz zu einem weiteren mächtigen Höhepunkt des Albums. Gegen Ende des Albums wird wieder ein eher avantgardistischer Ansatz deutlich.
Das benutzte Instrumentarium:
– Mellotron
– DSI POlyevolver
– Yamaha CS1 Synthesizer
– Waldorf Streichfett String Synthesizer
– Waldorf Rocket Effect Synthesizer
– Korg MS 20 Mono Synthesizer
– Korg MS 2000 Synthesizer
Wieder mal ein sehr interessantes, eigenwilliges Elektronik-Album aus dem Hause Fiesel und eine dicke Empfehlung für den Mellotron-Fan.
Bewertung: 11/15 Punkten
Abbildungen: Christian Fiesel, Cyclical Dreams
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