(68:41, CD, digital, Lucas Lee Music, 2021)
Keine Ahnung, warum kein englischsprachiger Titel gewählt wurde, aber das Thema dieses Albums ist klar: das Stockholm Syndrom. Da es sich um ein Instrumentalalbum handelt, kann das Thema nicht in den Songtexten integriert sein, also spiegelt es sich zumindest in den Songtiteln wider. Das Album widmet der gebürtige Kanadier und jetzt in Washington lebende Künstler übrigens den mutigen Menschen, die sich dem Kampf um grundlegende Menschenrechte verschrieben haben.
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Der talentierte Multiinstrumentalist hat fast alles im Alleingang erstellt, hat aber ausgesprochen wertvolle Unterstützung an der rhythmischen Front erhalten, denn diesbezüglich sind zwei Hochkaräter zu nennen, wobei der King Crimson-Mann lediglich einen kurzen Gastauftritt hat:
Lucas Lee – guitars / bass / piano / synthesizers / organ / Rhodes piano / mellotron / minor percussion / voice / choir
Marco Minnemann – drums
Pat Mastelotto – cymbow (8)
Jordan Reynolds – voice (4).
Dass die Zusammenarbeit mit Minnemann gut funktioniert, hatte schon der Vorgänger
2018er Album “Lowered Expectations” gezeigt. Zwei Jahre später nun also der Nachfolger, diesmal wurde spielzzeittechnisch gesehen deutlich zugelegt. Musikalisch gesehen ist man sich aber treu geblieben, auch diesmal wieder eine komplexe Mischung aus Fusion, Symphonic Prog (selten) und technisch versiertem Heavy Prog (oft). Die Tasteninstrumente kommen auf dem aktuellen Werk stark zur Geltung, und wie obige Auflistung zeigt, kommt auch ein Mellotron zum Einsatz. Doch statt wohligen Symphonic Progs geht es hier eher sehr wuchtig zur Sache – dazu passt ein Herr Minnemann natürlich ganz hervorragend.
Ein gutes Beispiel hierfür (inklusive Mellotroneinsatz) bietet der zweite Track mit dem passenden Titel ‚Power Trip Career Aspirations‘. Auf dem 10-Minüter wird beispielhaft gezeigt, was den Hörer in den knapp 70 Minuten erwartet, und das ist eine höchst kompetent eingespielte Mischung aus Heavy Prog und Fusion. Auf Dauer mag für so manchen Hörer das Dargebotene angesichts der fast permanenten Aggressivität etwas anstrengend wirken, was bedingt durch die Spiellänge noch verstärkt wird. Insofern wären vielleicht etwas mehr Verschnaufpausen in Form von ruhigeren Momenten keine schlechte Wahl gewesen.
Ein weiterer Anspieltipp ist das rund acht-minütige ‚Inevitable Union of Contentious Factions’ mit wuseligem Drumming und gewissen Parallelen zu King Crimson. Das abschließende ‚Stockholm Syndrome Symptoms‘ ist ein weiteres typisches Stück aus dem Hause Lucas Lee, bei dem der Bass eine dominante Rolle spielt und auch wieder crimsoneske Parts Einzug halten. Das Ende ist dann erstaunlich leise und ruhig geraten, davon hätte man zwischendurch gerne etwas mehr Gebrauch machen können. Furioser instrumentaler Heavy Prog, der allerdings bisweilen auf den Hörer etwas anstrengend wirken mag.
Bewertung: 9/15 Punkten (JM 9, KR 11)
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Abbildungen: Lucas Lee