(74:14, CD, Eigenverlag, 2015)
Wer halbwegs auf der sicheren Seite sein will, dass keine andere Band gleichen Namens existiert, nennt sich wohl so: Hinter I Am The Manic Whale mag man im ersten Moment einen Solokünstler vermuten, in Wahrheit aber stecken vier britische Musiker dahinter. Und zu diesen Newcomern folgende Prognose: Das wird was! Da steckt eine ganze Menge Potenzial drin, so viel steht fest. Es ist wohl keine allzu steile These, dass diese Band nicht lange im Verborgenen bleiben wird. Zwar handelt es sich um deren Debütalbum, aber die Ursprünge mancher Songs liegen immerhin schon rund zehn Jahre zurück.
Wenn man wissen möchte, wie wohl eine Mischung aus Spock’s Beard, A.C.T und Moon Safari klingt, muss man sich nur mal diese Platte anhören. Da passt es auch ins Bild, dass sich die Band selbst von den Flower Kings, Neal Morse, Genesis und Big Big Train inspiriert sieht. Wer sich angesichts dieser Namen angesprochen fühlt, wird vermutlich nicht enttäuscht werden. I Am The Manic Whale präsentieren eine knackige Mischung aus Retro- und Neoprog mit ein paar Melodic-Rock-Schlenkern. Sie schaffen es auf recht lockere Art und Weise durchaus komplexe Arrangements in die teils langen Songs einzubringen, bleiben dabei aber stets beim melodiösen Grundtenor.
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Gleich der Opener ‚Open Your Eyes‘ überzeugt. Der Songtitel dürfte gerade für den Yes-Fan ausgesprochen negativ belegt sein, doch bei den Briten ist dies ein starker Auftakt. Die Art der Arrangements, unter anderem auch im gesanglichen Bereich, erinnert hier stark an die schwedischen A.C.T. ‚Princess Strange‘ ist ein weiteres Beispiel für einen flotten Song, der auf der einen Seite simpel erscheint, aber dann doch einige interessante Details erkennen lässt. Im nachfolgenden 16 ½-minütigen ‚Circles (Show Love)‘ klingt eine ordentliche Portion Spock’s Beard durch, während man bei ‚Clock of the Long Now‘ darauf wetten könnte, einen Song von Moon Safari zu hören.
In einigen Instrumentalpassagen werden Reminiszenzen an Genesis deutlich, speziell wenn feines Gitarren- und Flötenspiel zusammentreffen. Dass die Band auch Longtracks kann, zeigt sie nicht nur mit dem bereits angesprochenen ‚Circles‘, sondern auch beim abschließenden ‚Derelict‘. Eine sehr talentierte Gruppe, die es selbstverständlich verdient hat, an dieser Stelle namentlich vorgestellt zu werden:
Michael Whiteman – bass / vocals / keyboards / guitars / drums
Ben Hartley – drums / percussion / vocals
David Addis – guitar / vocals
John Murphy – keyboards / murphatron / vocals.
Und als Gäste:
Ella Lloyd – flute
Rob Aubitt – bass pedals
Rebekah Whiteman – backing vocals.
Den Briten gelingt es scheinbar mühelos, auf völlig unverkrampfte Weise Melodic Rock und Prog miteinander zu verbinden. Ihre Stärke liegt in den teils massiven Gesangsarrangements – vielstimmige Passagen gehören zum Standardprogramm. Nicht zuletzt dadurch ist eine gewisse Nähe zu Moon Safari wie auch zu A.C.T nicht zu leugnen. Eine typische Eigenart ist das Einbinden leiser, fragiler Parts – so ist gelegentlich auch ein Glockenspiel zu hören. Die Tastenarbeit wirkt sehr effektiv, auch Mellotronartiges taucht mal auf – dabei handelt es sich vermutlich um das oben erwähnte ‚Murphatron‘. Bei den Aufnahmen hatte übrigens ein gewisser Rob Aubrey (Stichwort Giant Electric Pea) seine Finger im Spiel, kein Unbekannter in der Prog-Szene.
Die Messlatte für den Nachfolger liegt damit schon sehr hoch. Klasse Newcomer, die eine gute bis sehr gute Bewertung verdienen. Aufgrund der spürbaren Spielfreude und Lockerheit glatte 12 Punkte, auch wenn man an Kleinigkeiten vielleicht noch feilen kann.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 11, JM 12, HR 12, KR 11, KS 10, JW 12)
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3 Kommentare
(Fast) Volle Zustimmung zu der Rezension… I am the manic whale sind tolle Newcomer, aber die Vergleiche mit Moon Safari, den Erfindern der wohlklingenden Langeweile, gehen gar nicht 🙂
Genau, das geht gar nicht, weil sie ja auch NICHT die Erfinder der wohlklingenden Langeweile sind 🙂
Also ich höre da – besonders bei “Derelict” – Prisen von Flower Kings, Transatlantic, von Moon Safari ein paar Chorpassagen und nicht zuletzt auch Strangefish (wer erinnert sich?) heraus…