(73:55, CD, Digital, Lizard Records, 2019)
Weihnachten ist zwar schon lange vorbei, aber genau zu diesem Datum letztes Jahres sollte “Endless Way From You”, das zweite Album der weißrussischen Formation The Worm Ouroboros ursprünglich erscheinen. Ein Labelwechsel von AltrOck zu Lizard Records führte zu leichten Verzögerungen, doch mittlerweile ist das Album erhältlich. Wiederum verfolgt das Trio aus Minsk einen gepflegten, fast rein instrumentalen, sinfonischen Retro Prog mit leicht jazzigen Einflüssen in typischer Canterbury Stilistik. Einzig bei ‘Ascension’ kommt noch etwas lautmalerischer Gesang und Zeuhl-Einschlag hinzu.
Dabei werden Sergey Gvozdyukevich (Keyboards, Bass, akustische Gitarre, Flöte, Gesang), Vladimir Sobolevsky (Keyboards, Bass, akustische/elektrische Gitarre) und Michail Mauz Kinchin (Schlagzeug) noch von den Gastmusiker*innen Vitaly Appow (Fagott), Aliona Sukilyan (Oboe) und Alexandra Gankova (Vibraphon, Xylophon, Pauke) tatkräftig unterstützt. Die Gäste stammen teilweise von der Chamber Rock Formation Five-Storey Ensemble (ehemals Rational Diet), einer weiteren Band aus Minsk.
In anderen Kritiken fällt als Vergleich oft der Name Camel zu deren ‘The Snow Goose’/’Moonmadness’ Zeit. Dies ist in einigen verspielten Passagen mit vermehrten Flöteneinsatz und Orgelbegleitung (wie beim über 14-minütigen Opener ‘Cycles’ oder ‘Stone And Lydia’) als grober Orientierungspunkt durchaus nachvollziehbar, doch verfolgen The Worm Ourobors einen komplexeren, vielschichtigeren Ansatz. Gerade im Mittelteil des Albums wird die inhaltliche Ausrichtung mehr Richtung leichtfüssigen Jazz Rock und stellenweise sogar kammermusikalisch ausgerichtet. Vor allem das eingangs erwähnte ‘Ascension’ zeigt eine ganz andere Seite der Band, während der folgende Longtrack ‘ The Reality You Can’t Stop Dreaming’ auf mehr Aggressivität, verschachtelte Wechsel und sich verändernde Dynamik setzt. Trotzdem findet man immer wieder melodische Ansätze, die für eine gewisse Leichtigkeit sorgen.
“Endless Way From You” bleibt dadurch spannend, dass The Worm Ouroboros eine interessante Mixtur aus leichtfüßiger Sinfonik und reichhaltige, vielschichtige, Songgestaltungen, sowie wechselnden Stimmungsbildern gelingt. Die einzelnen Soloparts sind geschickt zwischen Gitarre, Flöte und Keyboards aufgeteilt, hinzu kommen noch gelegentlicher Vibraphon- oder Paukeneinsatz, zusätzlich verfeinert durch ein klassisches Instrumentarium.
Das Trio aus dem Osten verbindet auf ganz eigene Weise melodische und anspruchsvolle Ansätze und interpretiert somit ihren Retro Prog durchaus individuell. Gelungen!
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 11, KS 11)
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Abbildungen: The Worm Ouroboros / Lizard Records