(36:36, 41:55, 2 LP, Sony Music, 1982/2019)
Als zweiter Staff-Pick aus der Serie “Original Vinyl Double Classics” kommt die einst in West-Berlin beheimatete Band Spliff zu Ehren. Hervorgegangen war die Formationen aus der Nina Hagen Band, nachdem man sich mit der extrovertierten Dame überworfen hatte. Für das englischsprachige Debüt Album “The Spliff Radio Show” hatte man gleich mal den deutschen Schallplattenpreis eingefahren. Der ganz große Erfolg sollte jedoch mit den Alben “85555” und “Herzlichen Glückwunsch” kommen. Den richtigen Riecher bewiesen die Berliner mit der Entscheidung fortan deutsch zu singen. Die Neue Deutsche Welle war mit Ideal, Extrabreit & Co. bereits in den Charts angekommen und hatte so den Weg für den ganz großen Durchbruch geebnet. ‘Carbonara’ mit seinem italiensch-deutschen Nonsense-Text traf den Nerv der Zeit auf den Punkt. Dass der Song ein produktionstechnisches Sahnestückchen und musikalisch erheblich cleverer war, als fast alles was die NDW so an den Strand spülte, fiel kaum jemanden auf. Auch die Band Klassiker ‘Deja Vu’, ‘Notausgang’ oder ‘Damals’ verknüpften New-Wave-Zeitgeit mit ausgezeichnetem Musiker-Handwerk. Gerade in Sachen Studio- und Produktionstechnik waren die Spliffer echte Vorreiter.
Auch das Nachfolgewerk lieferte mit ‘das Blech’ wieder einen Hit. Dazu erlaubte man sich textlich jede Menge beißenden Zynismus und musikalisch so einige sperrige Arrangements. Der Titelsong ‘Herzlichen Glückwunsch’, die Ode an ‘Die Maurer’ und das düstere Epos vom ‘Glaspalast’ gehören auch heute noch zu den Höhepunkten deutschsprachiger Rockmusik.
Auch wenn die beiden Scheiben längst nicht die heutzutage so häufig angepriesenen 180g auf die Waage bringen, klingen sie beide kraftvoll und sauber. Über ein etwaiges Remaster verrät die LP-Hülle nichts. Auch darüber hinaus gilt bei dieser Serie informativer Sparzwang. Interessant ist, dass das Album “85555” fast zeitgleich auf rotem Vinyl vom niederländischen “Music On Vinyl” Label wiederveröffentlicht wurde. Vielleicht äußert sich demnächst ein alter Spliff-Fan bezüglich eines Klangvergleichs im Kommentarbereich.
Da wir hier ziemlich weit über den Prog-Tellerrand schauen, sei auf eine Bewertung verzichtet. Empfehlenswert ist dieser Doppelpack aber alle mal.
Keine Bewertung
Surf-Tipp zu Spliff:
Wikipedia