(42:43, CD, Spoon Records, 2018)
Irmin Schmidt gehörte zu den Gründungsmitgliedern von Can, der wohl einflussreichsten deutschen Avantgarde-Band der Siebziger, die mit dem Begriff Krautrock wohl äusserst unscharf beschrieben ist. Weiss wohl so ziemlich jeder. Weniger bekannt ist, dass Schmidt studierter Musiker und Schüler von unter anderem Györgi Ligeti und Karlheinz Stockhausen ist. Und noch weniger, dass er vor seiner Zeit bei Can Leiter verschiedener Orchester in Aachen, Bochum und Dortmund war und sogar Gastdirigent der Wiener Symphoniker. Zuletzt gab es von ihm reichlich Filmmusik zu hören (u.a. Tatort-Fans wurden hier mehrfach bedient) und sogar eine Oper gibt es aus seiner Feder.
81 Jahre alt ist Schmidt jetzt und alles andere als müde oder unproduktiv. Zeugnis darüber legt das aktuelle Album “Fünf Klavierstücke” ab. Wobei zuvorderst die Instrumentierung interessant ist: Schmidt spielt auf einem Steinway-Flügel, aber auch auf einem Pleyel, den er – wie von John Cage vorgeschlagen – präpariert hat (siehe Surftipps). Dies erlaubt es ihm, ungewohnte Klangeffekte zu erzeugen wie auch immer wieder perkussive Elemente in sein Spiel zu integrieren, die elektronischen Klängen erstaunlich nahe kommen.
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Alle Titel des Albums stellen spontane, sehr meditativ wirkende Improvisationen dar, wobei eine zögerlich-nachdenkliche, düster-introvertierte Atmosphäre vorherrscht, die Schmidt mit zart gesetzten Tönen und Akkorden in dunkler Schönheit zu kreieren versteht. Erst Titel IV und V lassen allmählich Tröstlicheres erkennen, welches aber durch Anwendung repetitiver Strukturen immer mit einer gewissen Vagheit versehen bleibt.
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Irmin Schmidt ist mit den 5 Klavierstücken ein bemerkenswertes Alterswerk gelungen, dessen Intensität sich dem Hörer nicht unbedingt beim ersten Hördurchlauf erschliesst, aber nichtsdestotrotz tief unter die Haut gehen kann. Dies kann mit schnöden Betreuerpunkten denn auch kaum erfasst werden.
Bewertung: keine Wertung
Surftipps zu Irmin Schmidt:
Wikipedia Irmin Schmidt
Wikipedia Präpariertes Klavier
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