(38:49, CD, Kapitän Platte/Cargo Records, 2017)
Monophona, das luxemburgische Trip-Hop-Trio bestehend aus Claudine, Jorsch und Chook, hat im Oktober letzten Jahres sein drittes Album veröffentlicht. Nach “Black On Black” folgt ein Album, welches politische Themen explizit ansprechen soll, und das fängt bereits beim Titel an: “Girls On Bikes, Boys Who Sing”.
Es gibt kaum noch junge Musiker, die nicht auf das Umstürzen von festgefahrenen Genre-Grenzen setzen und auf den ersten Blick Unvereinbares, auf ästhetische Art und Weise, miteinander verbinden. Nun ist es so, dass die Erwartungen der Betreuerin ins Unermessliche gestiegen sind, als sie von einer Kombination von Trip-Hop und Indietronic hörte und dazu noch einen Vergleich zu Portishead, Fever Ray und Björk. Monophona stehen zwischen Rock und Trip-Hop, Electronic und Folk, wobei man beim Hören des Albums den Grund des Vergleichs verstehen kann, gleichzeitig aber vielleicht auch die Ursache der Ernüchterung der Betreuerin.
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Der Opener ‘Courage’ ist wahrscheinlich der stärkste Song des Albums und legt die Messlatte hoch. Nach einem spannenden Intro aus simplen, elektronischen Geräuschen folgt ein abrupter Bruch, daran schließen sich eine ruhige Melodie einer Akustikgitarre und ein dramatischer Hauptteil an. Dabei erinnern Claudines Vocals an CocoRosie – impulsiv, locker und gerade wegen der Unvollkommenheit außergewöhnlich. Aber gerade bei einem Song wie ‘Tick Of A Clock’, bei dem Claudine gesanglich mehr Spielraum hat, bleibt sie doch recht zurückhaltend. Sie wird zwar lauter, aber vielleicht wäre es gerade in diesem einen aggressiveren Song des Albums abwechslungsreich gewesen, seine Sonderbarkeiten zu begrüßen (à la CocoRosie oder auch die Art wie Beth Gibbons manchmal ihre Stimme verstellt) und/oder die härtere Schiene mehr auszuleben, indem sie auch hin und wieder einfach ins Mikrofon schreien würde. Allerdings könnte das auch nur funktionieren, wenn sich das Lied weniger im Kreis drehen würde und es mehr Vorspiel bis zu den aggressiven Parts gäbe.
Es gibt durchaus Ohrwürmer auf dem Album. ‘The Benefit Of A Doubt’ kommt düster daher, brummig und Synthesizer-lastig. Man hat Tricky und Warpaint im Kopf, aber leider ist es zu schnell an einem vorbeigefahren. ‘Lada’ ist ein echter Pop-Hit und regt zum Mitsingen an, während sich ‘To The Wall’ langsam aufbaut und sich durch seine Beats auszeichnet.’Folsom Prison Blues’ ist eine ungewöhnliche Interpretation des Originals von Cash und passt auch textlich gut in das Gesamtkonzept. Apropos Text, es ist sehr schade, dass das Booklet keine Lyrics beinhaltet, auch wenn die Vocals recht verständlich sind. ‘I Will Be Wrong’ beginnt wieder vielversprechend. Auf Geknister folgt langsam, aber stetig ein 80er-Jahre-Sound, der eine gewisse Club-Stimmung verbreitet. Es dauert eine Weile, bis der Vulkan bei ‘The Hours’ ausbricht, aber in der Zwischenzeit wird der Indie-anmutende Song auch nicht langweilig. In der Hinsicht ist dem Trio der Übergang von einem sanften Teil zu einem härteren wirklich gelungen. ‘Hospitals For Freedom’ ist einer jener Krieg-ist-doof-Lieder, das auf jedem politischen Album zu finden ist. Samples machen das Ganze dann emotionaler, indem sie auf reale Missstände verweisen. Wenn ein Song mit diesem Hintergrund dem Hörer kein Tränchen aus dem Auge entlockt, dann ist das Ziel nicht erreicht. Sanft und ruhig wird man aus dem Album mit den hoffnungsvollen Worten ‘We’ll Be Alright’ ausgeleitet.
“Girls On Bikes, Boys Who Sing” ist im Großen und Ganzen ein solides Album. Manche Songs sind ausgereift, manche haben ihr Potenzial nicht genug ausgeschöpft. Die Betreuerin ist sich nicht sicher, was es ist, das fehlt, aber es ist das gewisse Etwas, von dem das Album zu wenig bietet, um im Gedächtnis zu bleiben. Dennoch: Geschmäcker sind verschieden und es ist sicher, dass es Hörer gibt, denen diese Trip-Hop-Fusion munden wird.
Bewertung: 7/15 Punkten (KR 8, DW 7)
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