(74:33, CD, InsideOut Music / Sony Music, 2017)
Drei Jahre nach “A Spark In The Aether” sind The Tangent, die gerne als Prog-Supergroup titulierte Band um den nach einer Herzattacke wieder genesenen “verrückten Prog-Professor” Andy Tillison, mit einem neuen Album am Start. Nach den steten Line-up-Wechseln der Vergangenheit scheint eine gewisse Konstanz in der Besetzung eingekehrt zu sein, denn bis auf Keyboarderin Marie-Eve de Gaultier und ohne Morgan Ågren sind dieselben Musiker wie beim Vorgängern aktiv: namentlich Andy Tillison (Gesang, Schlagzeug, Keyboards), Luke Machin (Gitarre, Gesang), Theo Travis (Saxophon, Flöte) und Jonas Reingold (Bass).
Und, richtig gelesen, Andy Tillison bedient zum ersten mal auch komplett im Alleingang das Schlagzeug. Rhythmisch geht er weit weniger verschachtelt und vertrackt zu Werke als namhafte Gäste bei früheren Alben, wie Morgan Ågren (Kaipa, Mats/Morgan Band) oder Gavin Harrison (King Crimson, Porcupine Tree). Tillison bevorzugt einen soliden, unauffälligen und geradlinigen Groove, was jedoch keineswegs negativ zu Buche schlägt.
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Inhaltlich greift Tillison einerseits aktuelle politische Themen auf. Er reflektiert u.a. über die derzeitige weltweite Flüchtlingssituation und er lamentiert über den anhaltenden Trend, wie der Westen immer mehr Mauern um sich aufbaut und seine Grenzen und Werte sichert. Auf der anderen Seite fasst er sehr persönliche Dinge in Worte. The Tangent setzen dies alles einmal mehr in epische Tracks um. Neben dem sechseinhalbminütigen Opener ‘Two Rope Swings’ sind hier vier Stücke im Longsong-Bereich zwischen elf und 22 Minuten zu finden.
Dabei wird oberflächlich betrachtet das von The Tangent bekannte Terrain zwischen jeder Menge keyboardlastigem Retroprog, relaxtem Canterbury-Einfluss und leichtfüßigem Jazzrock abgedeckt. Trotzdem wartet “The Slow Rust Of Forgotten Machinery” mit einigen willkommenen Überraschungen und Kniffen auf: So reichen die Extreme von besinnlichen, ruhigen Elementen in ‘Two Rope Swings’ bis zu einigen Takten rotziger, wütender Punk-Attitüde im letzten Song ‘A Few Steps Down The Wrong Road’.
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Die zurückgenommene Dynamik untermauert die Nachdenklichkeit der Texte. Besonders die sparsam, aber effektvoll eingebauten Parts von Theo Travis an Saxophon und Flöte verleihen dem Material einen edlen Anstrich. Zudem bekommen alle Instrumentalisten viel Raum dafür, ihr Können effektvoll aufblitzen zu lassen. So manifestiert sich nach mehrmaligem Hören ein abwechslungsreiches Album zwischen Können, Weitläufigkeit und Wut.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 12, KR 12, KS 12)
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Alle Abbildungen: The Tangent / InsideOut Music