Heute ein König
Der Uwe macht das schon. Uwe Amandus Mamminga ist, wenn man so will, die „graue Eminenz“ hinter dem Downtown Bluesclub, einer kleinen aber feinen Location im Hamburger Stadtpark, nördlich der Außenalster. Dass ausgerechnet hier die Band erscheinen sollte, deren Eintrittskarten seinerzeit die heimatliche Pinnwand zierten, ohne dass auch nur eine einzige jemals genutzt wurde – Herr Pinnick, Herr Tabor und Herr Gaskill, wiewohl angekündigt, waren einfach nicht gekommen – war irgendwie kaum zu glauben. So sollte auch diesmal der Euphorie-Ball flach gehalten werden, zumal kuriose Mitteilungen hinsichtlich einer eventuellen Verlegung des Gigs zusätzlich Skepsis am Erscheinen der Heißersehnten nährten.
Aber wie gesagt, der Uwe macht das schon. Und spätestens um 20:17 Uhr waren alle Zweifel zerstreut, King’s X erklommen die Bühne. Bereits beim Opener ‘Ghost Machine’ wurde klar, dass dieses Konzert eine ganz außergewöhnliche Darbietung werden sollte.
Vor allem die ungeheure Präsenz von Doug Pinnick – am Vier- und Achtsaiter ebenso großartig, wie einmalig am Mikrophon – war schlichtweg beeindruckend. Ein 66-jähriger schwarzer Rocker, Glatze, athletisch durchdefiniert, kein Gramm Fett zu viel – der Mann hatte Saal nebst Publikum fest im Griff, und da die Fans so ziemlich jeden Song von Strophe eins bis zum letzten Refrain mitsangen, drehte Doug sein Mic ab und an einfach ins Publikum und bestaunte dessen Textsicherheit.
Die Playlist war erfreulich variiert, natürlich wurden die beiden Bestseller-Alben „Gretchen Goes To Nebraska“ und „Dogman“ mit ‘Over My Head’, ‘Summerland’ beziehungsweise ‘Pillow’ und dem grandiosen ‘Flies And Blue Skies’ bedacht, aber auch die übrigen Alben kamen nicht zu kurz.
Die Mischung war ausgewogen, beinahe jedes Album, das die Band seit 1988 eingespielt hat, wurde mit ein, zwei Tracks angespielt. Wer bei ‘Pray’, Nummer sechs auf der Setlist, noch nicht schweißnass war, der ist entweder taub oder war schlicht falsch abgestiegen.
Ehrlich zu bedauern alle, die nicht dabei sein konnten. Und Uwe? Stand lächelnd an der Theke und genoss sein Bier – das hatte er sich verdient.
Doug natürlich auch.
Playlist (mit Angabe des jeweiligen Longplayers):
Groove Machine (Tapehead)
The World Around Me (Tapehead)
Pillow (Dogman)
Flies And Blue Skies (Dogman)
Vegetable (Manic Moonlight)
Pray (15)
Black Flag (King’s X)
Lost In Germany (King’s X)
A Box (Ear Candy)
Looking For Love (Ear Candy)
Summerland (Gretchen Goes To Nebraska)
Over My Head (Gretchen Goes To Nebraska)
Go Tell Somebody (15)
We Were Born To Be Loved (Faith Love Hope)
~~~
Dogman (Dogman)
Goldilox (Out Of The Silent Planet)
Text und die meisten Fotos: Carsten Collenbusch (R.I.P. Keule!)
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Setlist (vom 12.06.17, aber identisch mit Hamburg)