Der Entschluss zum Besuch dieses Konzertes war bereits am 19.02.2016 gefallen – als Echoes nämlich auch schon die Besucher der Harmonie buchstäblich beglückt hatten.
Der heutige Abend lief nicht ganz so traumhaft am Schnürchen, wie wir das vom Vorjahr in Erinnerung hatten: So himmelte Drummer Steffen Maier gleich zu Beginn das Schlagzeugfell der kleinsten Tom – was “in 22 Jahren Echoes erst zum zweiten Mal passiert ist”, wie er später erläutert. Ein Ärgernis, das vom Backliner aber binnen Kurzem dauerhaft behoben werden konnte. Etwas langwieriger war der Ärger, den Sänger/Gitarrist Oliver Hartmann (u.a. Hartmann, Avantasia, At Vance, Empty Tremor) mit seinem Amp hatte, was zu zeitweilig schwellenden Halsschlagadern zu sorgen schien. Auf der anderen Seite gelang es dem European Song Contest-gestählten Virtuosen – in vollem Spiel! – hinter den Verstärker kriechend, irgendwann eine zumindest hinreichende Verbesserung zu erzielen. Mit dem daraufhin erneut einsetzenden Lächeln sieht Oliver übrigens Ben Kingsley zunehmend ähnlich.
Ein die Stimmung nicht haltendes, flammenneues Instrument war das Problem von Bassist Martin Hofmann, das er teilweise im Zuge von Instrumententausch auch an Saxophonist/Gitarrist/Bassist Michael Unger weiterreichte.
Das größte Handicap aber prangte als weithin leuchtender Verband an einem der Zeigefinger von Keyboarder Markus Nanz. (dem laut Steffen: “zwei Tage vorher ein Regal auf den Finger gefallen ist”). Aber auch mit dieser Belastung wird stoisch bis elegant umgegangen – und für die Zuschauer kaum hörbar.
‘Shine On You Crazy Diamond’ eröffnet den Reigen, gefolgt von ‘Welcome To The Machine’ und einer recht hart rockenden Fassung von ‘Have A Cigar’. Im Gegensatz zu Kopisten wie The Australian Pink Floyd Show oder musealen Restauratoren wie The Musical Box gestatten sich Echoes durchaus ganz eigene Interpretationen und spezielle Sichtweisen auf den Floyd-Kanon, wobei die Wiedererkennbarkeit für alte Fans jedoch nie gefährdet ist. Das ergibt in Summe eine schöne Balance aus frischem neu Erleben und aus wohliger Vertrautheit – so ähnlich wie The Path of Genesis das auch hinbekommen. Dieser Wohlausgewogenheit korrespondiert auch erneut der Sound des Abends – nicht zu leise, keinesfalls zu laut. Kein Wunder, dass Echoes zu den Formationen gehört, die stets auch ihre Ton- (Matthias-) und Licht (Aljoscha)-Spezialisten würdigt.
Zeit für ‘Time’, und dann gibt es Szenenapplaus für Ilka Müllers starkes Solo auf ‘The Great Gig In The Sky’ (vgl. Clare Torry, vgl. Tiffany Kirkland). Auch Michael Ungers Saxophon-Ausbrüche zu ‘Money’ werden besonders gewürdigt.
Nach der traditionellen Pause baut sich Set 2 mit ‘One Of These Days’, ‘The Division Bell’ (wunderbares Spiel von Oliver) und ‘Another Brick In The Wall’ mächtig auf.
Für ‘Hey You’ kommt bei Oliver eine zwölfsaitige Gitarre zum Einsatz, für ‘Sheep’ gibt er den Gesang an Martin ab. Obwohl es schließlich ‘Run Like Hell’ heißt, verlassen die Zuschauer sichtlich nur ungern den Ort des Geschehens. Auch sie werden wohl nächstes Jahr wiederkommen.
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Echoes im Rundruf “Pink Floyd Tributes” (September ’16)
Live-Fotos: Klaus Reckert