(61:36, CD, Heavy Right Foot Records/Just for Kicks, 2016)
Keine wirklich gute Idee, die Rob Cottingham (Touchstone) hatte, als er beschloss seine Band Cairo zu nennen. Nicht nur, dass es mal schon eine US-Prog-Band gleichen Namens gab – Cairo ist anscheinend auch im Dance-, Electro- und Techno-Bereich ein durchaus beliebter Bandname. Dass der Name so gar keinen Bezug zur Musik der Band herstellt, kommt hinzu. Wer denkt bei Kairo oder dem alten Ägypten schon an Prog? Sei’s drum.
“S@y” entpuppt sich sowieso als utopisches Konzeptwerk, dass sich klanglich in einer Region von Acts wie Frost, Sound Of Contact und John Mitchells Lonely Robot ansiedeln lässt. Die Produktion ist sauber und druckvoll, aber auch klinisch kalt und steril. Insbesondere bei Gitarren und Schlagzeug kann von analoger Wärme absolut gar keine Rede sein. Trotzdem ist das Album zumindest in der ersten Hälfte musikalisch ganz passabel.
Das wirkliche Manko von “S@y” ist allerdings der Gesang, den Rachel Hill und Rob Cottingham sich teilen. Dabei kann man den beiden nicht vorwerfen, sie würden die Töne nicht treffen. Aber Miss Hill verfügt über ein Stimmchen, das auf eine unangenehme Art und Weise an Stephanie von Monacos Versuche als Popstar erinnert, und Cottingham selbst singt in seiner ganz eigenen Liga der Ausdruckslosigkeit.
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Da helfen auch keine Vocoder mehr. Dafür wird den ausgedehnten Instrumental-Passagen mit allerhand Schlagzeug- und Riff-Brimborium immer wieder Zeit geschunden, um das Werk auf 60 Minuten aufzublasen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Ein wirklich zweifelhaftes Vergnügen ist die Ballade “Katrina”, bei der sich einmal mehr die Frage aufdrängt, ob Frauennamen als Songtitel nicht gesetzlich untersagt werden sollten. Die bereits beschriebenen Gesangsdarbietungen treffen hier auf eine Melodei aus der ZDF-Hitparade, vom der sich das gesamte Werk nicht mehr erholen soll. Rockt es davor noch da und dort, dümpelt das Album ab da in seichten Gewässern dem Ende entgegen. Der neunminütige Breathe-Mix von eben jenem “Katrina” setzt dem Ganzen schließlich mit seiner völligen Substanzlosigkeit die Krone auf.
Letztlich ist “S@y” jede Menge heiße Luft. Kompositorische Substanz ist allenfalls für die Hälfte des Albums vorhanden. In Punkto Gesang gibt es auch keine Punkte zu holen. Die professionelle Produktion rettet “S@y” gerade so vor dem totalen Absturz.
Bewertung 5/15 Punkten (DH 5, KR 6)
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