(56:53, CD, Quixote Music, 2016)
Die deutsche Prog-Formation Poor Genetic Material leitet mit einem musikalischen Volltreffer den Spätsommer ein. Nach zehn durchweg interessanten und sehr gut produzierten Studioalben (1999-2013) ist es für den Insider keine große Überraschung, dass „Absence“ erneut Qualität bietet – und das in jeglicher Hinsicht.
In der Besetzung Philip Griffiths – Vocals, seinem nimmermüden Vater und früheren Beggars Opera-Sänger Martin Griffiths, Stefan Glomb – Guitars, Philipp Jaehne– Keyboards, Pia Darmstaedter – Flute (u.a. Autumnal Blossom), Dennis Sturm – Bass, und Dominik Steinbacher – Drums zelebrieren die Musiker einen intelligenten Mix aus ArtPop, Neoprog und New Artrock, wie es kaum eine andere deutsche Band in dieser Form beherrscht.
Die große Kreativität der Bandmitglieder sorgt immer wieder für Abwechslung und eine angenehm fließende Atmosphäre. Eingestreute Flötensoli sind willkommene Farbtupfer und bereichern die Keyboard-betonten Songs. Über allem stehen die markanten, wohltuenden Stimmen des Griffiths-Duos. So lässt sich natürlich kaum vermeiden, dass auch Erinnerungen an alte Beggars-Opera-Zeiten wach werden. Bezeichnend dabei, dass das PGM-Material dennoch zu keinem Zeitpunkt seine Eigenständigkeit verliert.
Im Mittelpunkt des Albums steht das Thema Abwesenheit und die intensive Auseinandersetzung damit spiegelt sich eindrucksvoll in der Musik wider. Beginn und Abschluss des Albums bilden die beiden insgesamt 30-minütigen Titelsongs ‘Absence Part I’ und ‘II’. Ob melodiös eingängig oder komplex kraftvoll – alles hat seinen geordneten Platz und wird zu lebendigen Songs zusammengefügt. Und das ohne bombastisch oder gar kitschig zu klingen. P. Griffith trifft mit seiner persönlichen Einschätzung zum aktuellen Albums den Kern, wenn er sagt: “Meditativ teilweise, aber auch mal lärmend progressiv. Dieses Album ist sehr melodiös geworden, floydig-spacig mit einprägsamen Melodien.”
Fazit: Mit diesem Album rechtfertigen Poor Genetic Material ihren Anspruch auf einen Spitzenplatz in der deutschen Prog-Szene. Es sollte auch reichen, um international einen weiteren Schritt nach vorne zu machen – zu gönnen wäre das den sympathischen Musikern aus dem Rhein-Neckar-Gebiet. Ein einziger Wermutstropfen bleibt dennoch: Auf Konzerte der Studiomusiker wird man wohl weiterhin vergeblich warten.
Bewertung: 13/15 Punkten (WE 11, KR 12, HR 13)
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Interview zu “Winter’s Edge” (2003)