(57:39; CD, Digital, Vinyl; Go Down Records, 15.11.2024)
Ein kraftvolles und vollmundiges drittes Album der italienischen Stoner Rocker Veuve! Auf sechs Songs in fast einer Stunde gibt es neues, sehr individuelles Ohrenfutter für Freunde des Genres. Veuve machen vieles richtig, so viel vorweg. Mit einem satten Gitarren-Sound ausgestattet, startet man im klassischen, eher konventionell rockigen Opener ‘Land Of Denial’ noch genrekonform. Eingängige Hooks, an Kyuss mit weniger drückendem Bass erinnert das Ganze und bringt den Hörer fürs Erste gut auf Betriebstemperatur. Das richtig schön schmissig nach vorne rockende ‘The Thaw’ packt dann noch viel gezielter zu, die Gitarren schneiden und reiben sich gut miteinander auf, haben einen feinen sphärisch/noisigen Klang. Man groovt abwechselnd treibend, aber auch schwebend heavy über flimmernde Desert-Roads. Der prägnant schleifende, dem Shoegaze nicht abgeneigte Gitarrensound macht Laune und lässt mit schönen Melodien hier und da aufhorchen.
Drei Songs um die zwölf Minuten folgen dann, die ausnahmslos mit tollen Arrangements in Sachen Gitarren und Melodien punkten. ‘Quest For Fire’ ist schwer, ufert immer wieder so richtig schön aus, erinnert mich mit seinen vielen gelungenen Riffs und seiner Detailliebe an die Ukrainer vom Somali Yacht Club, die ebenfalls immer gleichzeitig so feingliedrig dicht, aber auch heavy mit wunderschönen Melodie-Bögen agieren. Gerade wenn das Trio mal die Heavyness ablegt, in filigran schwebende Gitarren-Partituren hinüber gleitet, ist das einfach nur Genuss pur. Hier verwischen völlig spielerisch die Grenzen zur melancholischen Spielwiese des Postrock. Man nimmt sich viel Zeit zur Entfaltung der Songs, rollt einen dichten Teppich aus. Hier kann der Hörer sich betten und genießen, gibt der warme, detailverliebte Sound der Produktion dies unweigerlich her und macht “Pole” zu einem besonderen Release.
‘Inner Desert’ lebt von starken, sehnsüchtigen Vocals, schneidenden Riffs und drückender Heavyness. Auch hier nutzt man die zwölf Minuten gekonnt, um mit detailverliebten Bass-Akkorden, punktueller Drum-Power, aber auch feinen raumgreifenden melancholischen Pinselstrichen die nötigen Räume zu kreieren, die einfach perfekt aufeinander abgestimmt sind. Das ist atmosphärisch einfach dicht gestrickt, hebt sich vom Gros des Genres ab, ist doch die alternativ angehauchte, postrockig melancholische Seite im Sound der Italiener ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt. Flirrende Synths, sanftes Drumming und Pink Floyd-Gitarren machen ‘The Sudden Light’ – den längsten Song des Albums – auch zum Höhepunkt eben dieses. Auch hier musste ich unweigerlich an den groovig, progressiv gestalten Postrock vom Somali YC denken, macht doch das leichtfüßige, stets intensive Gitarrenspiel nebst drückenden Grunge-Momenten einfach Laune für Freunde anspruchsvoller, leicht düsterer Gitarren-Musik. Tolles Album ohne wirkliche Längen, gar Schwachstellen und definitiv ein Sprung nach vorne für die jungen Italiener.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Line-up:
Andrea Carli – Drums, Percussion
Riccardo Quattrin – Bass, Vocals
Stefano Crovato – Guitar
Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von All Noir zur Verfügung gestellt.