(48:21; Vinyl, CD, Digital; Century Media/Sony Music, 08.11.2024)
Vier Jahre nach “Endless Twilight Of The Codependent Love” haben sich Sólstafir endlich mit einem neuen Album zurückgemeldet. “Hin Helga Kvöl” ist mittlerweile das achte Studio-Album der Isländer und dabei ihr bisher kürzestes und vielseitigstes. Einerseits bewegen sich Aðalbjörn Tryggvason (Gitarre & Gesang), Sæþór Maríus Sæþórsson (Gitarre), Svavar Austmann (Bass) und Hallgrímur Jón Hallgrímsson (Schlagzeug) auch im Jahre 2024 weiterhin, wie schon auf den letzten Alben, auf einem atmosphärischen Fundament aus Post-Rock, andererseits hat das Quartett aus Reykjavik aber auch wieder den Black Metal der Anfangsjahre für sich entdeckt. Und auch die Freude am Experimentieren kann man den Musikern auf “Hin Helga Kvöl” nicht absprechen.
Mit ‘Hún Andar’ beginnt das Album sehr melancholisch. Es ist ein Stück, das von seiner Aura her auch gut zu Tryggvasons Seitenprojekt Isafjørd gepasst hätte, wobei es hier vielleicht einen Tacken druckvoller zur Sache geht. Das Titelstück hingegen ist Black Metal, wie man ihn in dieser Form von den Isländern schon lange nicht mehr gehört hat, extrem heavy, grimmig und dabei recht simpel gehalten.
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‘Blakkrakki’ wiederum ist ein eingängiger Indie-Rocker, straightforward und mit ordentlicher Gothic-Schlagseite sowie leichten Parallelen zu Paradise Losts ‘Soul Courageous’, wohingegen man mit ‘Sálumessa’ einen entspannt groovenden Siebenminüter mit E-Bow-geschwängerter Melancholie erschaffen hat.
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Das anschließende ‘Vor Ás’ kann man wohl am ehesten als Post- beschreiben, zumindest anfangs, denn die etwas seltsame Entwicklung in Richtung Rock’n’Roll, mit Gastsängerin Erna Hrönn Ólafsdóttir, ist eher genre-untypisch und leider weniger gut gelungen. Schöner ist da schon die Ballade ‘Freygátan’, die tief melancholisch, nur mit Piano und Gesang beginnt und sich in ihrem weiteren Verlauf zu einer echten Classic-Rock-Nummer mit ausladendem Gitarren-Solo entwickelt. ‘Gryla’ ist dann leider einer dieser Songs, der auf einem solch heterogenen Album etwas zu wenig Charakter aufweist und über den Status einer grauen Maus kaum hinauskommt. Ganz anders ist da schon ‘Nú Mun Ljósið Deyja’ geartet, bei dem atmosphärischer Post Metal und Black Metal zu einem starken Post-Black-Metal-Track verschmelzen. Für sie gänzlich neue Wege beschreiten die Nord-Europäer hingegen mit dem abschließenden ‘Kuml (Forspil, Sálmur, Kveðja)’, in dem eine sanft, aber bedrohlich wirkende Grundstimmung erzeugt wird, die um Wardruna-artige Gesänge ergänzt wird und die Gastmusiker Jens Hanson als Playground für sein souliges Saxofonspiel nutzen darf.
Überraschend vielseitig ist “Hin Helga Kvöl” also geraten, und das bei einer Lauflänge von weniger als 49 Minuten, was es zum bisher kompaktesten Album in der Diskografie Sólstafirs macht. Einen echten Kracher sucht man unter den neun Stücken leider vergeblich, was dem einen oder anderen Fan die große stilistische Vielfalt wohl erleichtert hätte. Gerade auch deswegen, da sich mit ‘Vor ás’ und ‘Gryla’ auch zwei Stücke auf ‘Hin Helga Kvöl’ befinden, die in diesem Album-Kontext nicht wirklich gut funktionieren. Trotzdem muss man den Isländern gestehen, dass diese Heterogenität ihnen sehr gut steht, vor allem, wenn sie dabei neue Wege beschreiten und solche interessanten Experimente wie der Abschlusstrack dabei herauskommen. Es bleibt spannend im Hause Sólstafir!
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Aðalbjörn Tryggvason: Guitar, vocals
Sæþór Maríus Sæþórsson: Guitar, Backing Vocals in ‘Kuml’
Svavar Austmann: Bass
Hallgrímur Jón Hallgrímsson: Drums, backing vocals
Gastmusiker:
Halldór Á. Björnsson: Piano
Borgar Magnason: Double bass soundscape in ‘Freygátan ‘
Jens Hanson: Saxophone
Sigurjón Kjartansson: Guest vocals in ‘Kuml’
Erna Hrönn Ólafsdóttir: Female vocals in ‘Vor Ás’
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Rezensionen:
“Endless Twilight Of The Codependent Love” (2020)
Liveberichte:
19.02.23, Paris (FR), Le Trianon
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.