(42:00; Vinyl, CD, Digital; InsideOut/Sony Music, 25.10.2024)
Manchmal möchte man denken, dass die einzige Stringenz bei Devin Townsend Alben darin besteht, keine Stringenz zu haben. Gerade bei seinem neuen Album hat man das Gefühl, dass der Mann einfach seinen inneren Impulsen folgt und immer wieder das herausknallt, was ihm gerade in den Sinn kommt. Auf eine andere Weise ist eine so heterogene Song-Sammlung wie “PowerNerd” einfach kaum erklärbar.
I thought, “I’ve spent so much time overthinking every aspect of my work – what would happen if I didn’t?” Maybe I would have the opportunity to be a bit more direct with what it is that I’m trying to do. I really wanted to see if I could cut through some of the meandering.
Andererseits lassen die dicht gewobene Produktion und das doch recht homogene Klangbild der Platte das genaue Gegenteil vermuten. Ganz frei vom Overthinking konnte sich Townsend dann wohl doch nicht machen, wobei Komponieren und Produzieren ja zwei unterschiedliche Arbeitsschritte sind.
Jedenfalls ist es so, dass “hevydevy” auf seiner neuen Platte mal wieder macht, was er will. Sodass jedes einzelne der Lieder zu einer kleinen Überraschung wird. Was die Stücke neben der Townsend-typischen Produktion zudem verbindet, ist ihre hohe Eingängigkeit.
Schon der Opener, das Titelstück ‘PowerNerd’, ist wahrlich ein Ohrwurm, mit dem sich Devin, powerful und nerdy, gemeinsam mit Gastsänger Jamey Jasta (ex-Hatebreed), in bester Motörhead-Manier präsentiert. Ein irgendwie ziemlich cooles Stück, allerdings auch Musik, die man nicht unbedingt auf einer Platte von Devin Townsend erwarten würde oder hören möchte. Wobei man als echter Fan auf so etwas vorbereitet sein und sich dann auch darüber freuen sollte.
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Wie so oft bei Townsend, ist auch “PowerNerd’ so eine Platte geworden, bei der der Rezensent mit sich hadert, ob er diese Musik lieben oder hassen soll. Denn eigentlich bewundert er dessen Musik und auch dessen Wahnsinn. Ein so durchgeknalltes Stück wie den Hidden Track ‘Ruby Quaker’, das von Kaffeekonsum handelt und in welchem Country und Black Metal miteinander verschmolzen werden, bringen einfach nur wenige Musiker zustande. Ein Lied, das für sich alleine genommen unheimlich viel Spaß macht und im Live-Kontext ein echter Knaller sein dürfte, am Ende eines so heterogenen Albums aber absolut überdreht und überfordernd wirkt.
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Der Kanadier springt auf “PowerNerd” stilistisch einfach viel zu oft hin und her. Was – abhängig von der eigenen Stimmungslage – anstrengend wirken kann und den Hörfluss leider immer wieder ein wenig torpediert. Schon der Übergang vom Titelstück zu ‘Falling Apart’ mit seinen breitwandig-atmosphärischen Post-Metal-Sounds ist ein solcher Bruch, der eigentlich nur von Devins Stimme und der Wall Of Sound des Albums zusammengehalten wird. In ‘Knuckledragger’ sampelt Townsend Computer-Sounds aus den seligen Zeiten von Atari und C64, in ‘Gratitude’ baut er eine Kathedrale aus Pathos und Pop, und mit dem Interlude ‘Dreams Of Light’ gönnt er dem Hörer eine meditative Verschnaufpause.
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Was auch notwendig ist, da der musikalische Pomp, der ein Stück wie das in seinem Wesen eigentlich tiefenentspannte ‘Ubelia’ überlagert, ansonsten noch plättendere Wirkung hätte. Doch auch so herrscht Übersättigung, der man nur entgegenwirken kann, wenn man zwischendurch einmal auf die Pause-Taste drückt.
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Denn in kleinen Dosen, also als einzelne Stücke konsumiert, ist “PowerNerd” ein gutes Album. Zu eingängig sind da die Gesangslinien und Hooks von Liedern wie dem Muse-lastigen ‘Jainism’ oder ‘Younger Lover’, zu weich und wohltuend die Ambientflächen am Ende von ‘Goodbye’, mit denen Devin Townsend das Album ausklingen lässt, als dass man “PowerNerd” als schlecht bezeichnen könnte.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Devin Townsend – Vocals, Guitars, Synths, Bass and Computer
Gastmusiker:
Darby Todd – Drums
Diego Tejeda – Keyboards, Synths
Mike Keneally – Additional Keyboards
Jean Savoie – Additional Bass
Aman Khosla – Additional Vocals
Tanya Ghosh – Additional Vocals
Jamie Jasta – Additional Vocals
Diskografie (Studioalben):
“Cooked on Phonics” (Punky Brüster) (1996)
“Ocean Machine: Biomech” (1997)
“Infinity” (1998)
“Physicist” (2000)
“Terria” (2001)
“Accelerated Evolution” (The Devin Townsend Band) (2003)
“Devlab” (2004)
“Synchestra” (The Devin Townsend Band) (2006)
“The Hummer” (2006)
“Ziltoid the Omniscient” (2007)
“Ki” (Devin Townsend Project) (2009)
“Addicted” (Devin Townsend Project) (2009)
“Deconstruction” (Devin Townsend Project) (2011)
“Ghost” (Devin Townsend Project) (2011)
“Epicloud” (Devin Townsend Project) (2012)
“Casualties of Cool” (Casualties of Cool) (2014)
“Z²: Sky Blue” (Devin Townsend Project) (2014)
“Z²: Dark: Matters” (2014)
“Transcendence” (Devin Townsend Project) (2016)
“Empath” (2019)
“The Puzzle” (2021)
“Snuggles” (2021)
“Lightwork” (2022)
“PowerNerd” (2024)
Surftipps zu Devin Townsend:
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Spotify
Apple Music
Discogs
ProgArchives
Wikipedia
Rezensionen:
“Lightwork” (2022)
“Devolution Series #2 – Galactic Quarantine” (2021)
“Devolution Series #1 – Acoustically Inclined, Live in Leeds” (2021)
“Order Of Magnitude – Empath Live Volume 1” (2020)
“Empath”
Devin Townsend Project – “Ocean Machine – Live At The Ancient Theater” (2018)
Devin Townsend Project – “Transcendence” (2016)
Devin Townsend Project – “Ziltoid Live At The Royal Albert Hall” (2015)
“Z²” (2014)
Devin Townsend Project – “The Retinal Circus” (2013)
Devin Townsend Project – “Epicloud” (2012)
Devin Townsend Project – “Ghost” (2011)
Devin Townsend Project – “Deconstruction” (2011)
Devin Townsend Project – “Addicted” (2009)
Devin Townsend Project – “Ki” (2009)
“Ziltoid the Omniscient” (2007)
The Devin Townsend Band – “Synchestra” (2006)
Devin Townsend Band – “Accelerated Evolution” (2003)
“Terria” (2001)
Liveberichte:
09.04.19, Köln, Kulturkirche
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.