(49:25; CD, Digital, Vinyl; Klonosphere Records, 18.10.2024) Eine wilde Abfahrt, ein sich im Sekundentakt stetig häutendes Chameleon sind die jungen Franzosen von Seeds Of Mary. Man hat den Eindruck, Marylin Manson, Slipknot, Soilwork, Alice In Chains, Machine Head und Baroness werden durch den Mixer gedreht. Und brutaler, melodisch und wahlweise psychedelisch progressiver Wahnwitz wird im permanenten Wechsel durch die Kanäle gejagt. Das ist maximal fordernd, gelegentlich überfordernd, gar anstrengend. Produziert ist das alles mit dicker Hose, der moderne Metal Sound lässt grundsätzlich keine Wünsche offen. Chaos, Dissonanzen, Härte und ständige Sprünge zwischen den Stühlen wollen ausgehalten werden.
Orchestral, zwischen Prog und Alternative Metal, angriffslustig mit teils Marylin-Manson-affinen Vocals, dann wieder harscherem Gesang, prescht man im Opener ‘Amor Fati’ mit allerhand Leise/Laut-Dynamiken und verschiedensten Gitarren-Arrangements durch die selbst inszenierte Achterbahn. Der Sound ist definitiv ‘ne Wand, detailfreudig vor allem in den Gitarren-Arrangements und lässt keine Lücke ungenutzt. ‘New Anger’ hat Goth-Einflüsse, ist aber im weitesten Sinne Modern/New Metal, fährt ebenfalls mit dichter Sound-Wand in die Vollen. Mit Bläsern im Schlepptau überrascht das von elektronischen Loops untermalte, eher eingängig strukturierte ‘Parasite Paradise’. Wer sich Prog Metal im Stil von Devin Townsend, Alice In Chains und verrückte Double Bass Attacken mit Growls mal harmonisch, mal dissonant vorstellen kann, hier ist ‘Spiral Me Down.’ Doomig, aber erneut mit viel Electronica und Kreischgesang verzückt das fordernde, ebenfalls für Band-Verhältnisse relativ geradlinige ‘Insomnia’. Ständig mit Wahnsinn in den Stimmbändern agierend, durchgehend progressiven, teils anstrengenden Riffs agieren die Franzosen immer hart am verträglichen Bereich.
‘Fire Is Bright, Fire Is Clean’ ist auch so ein seltsames Gemisch, fette Metal-Riffs in Richtung Soilwork werden frech nach vorn getrieben, dazu Vocals mit Spuren von Alice In Chains und gleichzeitig Korn oder auch Slipknot. Also offene Hörer werden Freude an diesen Wirbel aus dick aufgetragenen Riffs und progressiver Rhythmik mit ständig wechselnder Vokal-Phrasierung haben. ‘Nothing’s Sacred’ ist Alice In Chains im New Metal Gewand mit viel positiver Up-Tempo-Power. Das eingängig rockige ‘The Narcissist’ macht Laune, integriert wieder mehrstimmige Gesänge à la Alice In Chains, gebettet auf einem treibenden Metal-Fundament. ‘Begin The End’ wütet mit schweren Riffs und erneut verschiedensten Vocals, bevor uns ‘Love’ aus einem sehr herausfordernden modernen Metal-Album entlässt, was sich nicht kategorisch festlegen will. Man muss dafür ausgeschlafen sein, dann machen die Mixtur und der dicke Sound-Teppich den Zugang möglich.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Line-up :
Dourneau Jérémy – Vocals
Jolivet Julien – Guitar
Collet Tom – Guitar/Vocals
Leclercq Clément – Bass
Silvestre Aaron – Drums
Discography :
Seeds Of Mary (EP / 2013)
Choose Your Lie (2015)
The Blackbird and The Dying Sun (2017)
The Sun Sessions (EP / 2018)
Serendipity (2020)
LOVE (2024)
Cover und Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Klonosphere Records