(40:19, Digital, Vinyl; Tonzonen/Soulfood, 2024)
»Es gibt eine Kunst, oder besser gesagt, einen Trick, um fliegen zu lernen. Der Trick besteht darin, sich auf den Boden zu werfen und ihn zu verfehlen.«
Warum nur ist dem Schreibluder dieses Zitat aus dem dritten Band von “Per Anhalter durch die Galaxis” vom genialen Douglas Adams sofort zum Albumtitel, aber auch zur Musik eingefallen? Der Titel lautet schließlich nicht “Vermeidung der Schwerkraft für Anfänger”. Vermutlich waren Songtitel wie ‘Unendlicher Unwahrscheinlichkeits-Drive’ ebenso wenig unschuldig an der Assoziation wie der Humor, der listenreich in den Kompositionen versteckt wurde.
Humor? Finde schon. ‘Unendlicher Unwahrscheinlichkeitsdrive’ also, sehr schön. In Adam‘s SciFi-Klassiker, in dem dieser Raumschiff-Antrieb eine zentrale Rolle spielt, kommt nur eine Metal-Combo vor, deren Beschreibung (wie zumindest ich immer fand) Seitenhiebe auf Motörhead abwirft: “Disaster Area are a plutonium rock band from the Gagrakacka Mind Zones, and are generally held to be not only the loudest rock band in the Galaxy, but in fact the loudest noise of any kind at all.” Der Neue Planet hingegen hat mit Metal wenig am Hut. Und auch “Heavy Dream Prog” (so ein Songname vom ’22er Vorgänger “Area Fifty Fun”) deckt das Phänomen nicht annähernd ab. ‘Unendlicher Unwahrscheinlichkeits-Drive’ klingt bis auf das für D.N.P. typische repetitive Element wie das Gegenteil von spacig – Twang all over, tief ironische Country-Rock-Passagen und eine Art Stampede inklusive, Yeehah!
Bei der Hymne auf einen der Marsmonde, ‘Phobos’, spaced es allerdings durchaus, wenn auch nur für die paar Sekunden lang, die das Zwischenspiel währt. Die Vorab-Auskopplung ‘Instabile Weiße Zwerge’ stellt das astronomische Phänomen recht sympathisch, melodieselig und groovend dar. ‘Alpha Ursae Minoris’ kennen wir gemeinhin unter der Bezeichnung Nordstern. Dies ist der Longtrack des Albums, reicht aber leider nicht an die Ohrwurmwarnstufe von ‘Das Gesicht des Königs’ heran. Aber das Stück ist auch kaum zu toppen.
Mit ‘Deimos’ kommt auch des Phobos’ Kollege zu seinem Recht, “besungen” zu sein. Auch hier wieder mit sphärischen Drones. Bleibt noch die Schokoladen-Schleichreklame ‘Galaktisch. Praktisch. Gut’. Hier tauchen im Spiel von Bandboss Ramin schon eher Verweise in Richtung ‘Das Gesicht des Königs’ auf. Außerdem in Richtung Shadows, The Ventures, younameit. Herrlich.
Einen haben wir noch. ‘Lirum Larum Lapidarium’ startet zart hin geklimpert, dann tänzerisch wiegend, entwickelt sich aber zu einer vergleichsweise harten Nummer, bei der eine weniger “röhrende” als vielmehr aufschreiende Orgel neue Klangfarben einbringt.
Pun(k)s from outer space. Unendliche Weiten. Und Musik, die (so) noch nie ein Mensch zuvor gehört hat.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Rezensionen/Konzertberichte:
Rezension “Area Fifty Fun”, 12/15 #TotW
Konzertbericht vom 25. Januar 2020 mit Morning Mode im Hopla, Köln
Abbildungen: Mit freundlicher Genehmigung via Noisolution / Tonzonen