Alex Henry Foster – Kimiyo

(1:08:00; Vinyl, CD, Digital; Hopeful Tragedy Records = Eigenveröffentlichung, 26.04.2024)
Alex Henry Fosters zweites Solo-Album “Kimiyo” ist kein alleinstehendes Werk, sondern der erste Teil einer interdisziplinären Serie von Veröffentlichungen namens “Voyage À La Mer”. Ein Projekt, das sich über vier Teile erstrecken soll, die alle für das laufende Jahr geplant sind. Darunter ein Film gleichen Namens, ein weiteres Studio-Album mit dem Titel “A Measure Of Space And Sounds” sowie “Of Flashes And Other Currents”, das öffentliche Gespräche und Live-Musikimprovisationen beinhalten soll.
Grundlage für dieses Projekt ist eine Japanreise, die Foster im Jahre 2010 unternahm, während der er ein meditatives Notizbuch führte, in dem er persönliche Gedanken und Poesie festhielt. “Voyage À La Mer” symbolisiert außerdem die grundlegende Verbindung, die Einzelne und Gemeinschaften mit dem Wasser pflegen, den Beginn der Zeit, rituelle Pilgerfahrten, Erlösungsprozessionen, Reinigung, die Inkarnation im Zusammenhang mit dem Fluss des Lebens, Geburt und Tod, den Übergang ins Jenseits, den Übergang und die Wiedergeburt. Großen Einfluss hatte zudem ein Gespräch mit den Eltern eines jungen japanischen Fans, der vor seinem Selbstmord in einem Briefwechsel mit Foster korrespondierte.

Dann kam das Jahr 2023 und die plötzliche Nachricht über eine dringend notwendige OP am offenen Herzen. Es war ein Schock für die Fans von Alex Henry Foster. Dass sämtliche Tour-Daten und Festival-Auftritte abgesagt werden mussten, war natürlich schmerzhaft, aber selbstverständlich. Die Gesundheit ging schließlich vor. Wer Alex Henry Foster ein wenig kennt, der weiß, dass Musik für diesen Künstler heilende Kräfte besitzt. Schon der Schreib-Prozess seines Debüt-Albums “Windows in the Sky” hatte Foster als Psycho-Hygiene bei der Verarbeitung des Todes seines Vaters gedient. So verwundert es keineswegs, dass der Kanadier sein zweites Solo-Album aufgenommen hat, noch bevor er von dem gefährlichen Eingriff vollkommen genesen war. Denn seine Krankheit hinderte den Künstler daran, sich für “Kimiyo” seiner eigenen Stimme zu bedienen. An seiner statt ist nun die Sängerin Momoka Tobaro auf “Kimiyo” zu hören, die seine englischen Texte in japanischer Sprache interpretiert. Eine alte Bekannte, so war die gebürtige Japanerin schon auf “Windows In The Sky” zu hören gewesen. Zusätzlich wurde der Nord-Amerikaner bei seinem neuen Album von Ben Lemelin unterstützt. Langjähriger Weggefährte, Band-Kollege bei Your Favourite Enemies und als solcher auch Mitglied von The Long Shadows, die als Tour-Band Fosters fungieren.

Warum diese lange Einleitung? Ganz einfach: Alex Henry Foster hat es mit “Kimiyo” vollbracht, all diese Emotionen, Stimmungen und Schicksalsereignisse zu verbinden und in ein fragiles musikalisches Gewand zu verpacken. Im Grunde genommen ist ‘Kimiyo” eine nachdenkliche, melancholische und minimalistische Ambient-Platte mit ganz viel Poesie. Aufgenommen mit den den Stilelementen des Post Rock. Eine Platte mit meditativem Charakter, die Menschen eine Flucht aus der Realität des Alltags ermöglicht und in eine parallele Traumwelt entführt. Eine Welt, in der man an einem ruhigen See sitzt, umringt von schneebedeckten Bergen. Es ist Frühling. Die Insekten summen, die Vögel zwitschern und an den japanischen Kirschbäumen entfalten sich die ersten zarten Blüten in pastellfarbenem Rosa.

Die Musik von Ben Lemelin und Alex Henry Foster stellt dabei Natur und Landschaften dar. Momoka Tobaris Stimme die Kirschblüten. Es ist die perfekte Harmonie.
Bewertung: 14/15 Punkten

---

Besetzung:
Alex Henry Foster & Ben Lemelin (Music)
Momoka Tobari (Vocals)

Diskografie (Studioalben):
“Windows In The Sky” (2018/2020)

Surftipps zu Surftipps zu Alex Henry Foster:
Homepage
Facebook
Instagram
Twitter
Bandcamp
Soundcloud
YouTube
Spotify
Apple Music
Amazon Music
Deezer
Tidal
Qobuz
Shazam
last.fm
Discogs
Wikipedia

Rezensionen:
“Standing Under Bright Lights • Live From Festival International De Jazz De Montréal” (2021)
“Windows in the Sky” (2020)

Konzert- & Festivalberichte:
16.06.22, Köln, Yard Club
26.10.21, Mainz, Kulturzentrum
12.02.20, Köln, Stadtgarten

Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head of PR zur Verfügung gestellt.