(59:44, CD, digital, Sound Resources/Just for Kicks, 27.10.2023)
Seit Anfang der 90er im Prog-Geschäft befindlich blickt diese Formation auf eine Vielzahl von Alben zurück, da sie keine längeren Pausen einlegten. Doch die Kontinuität, die sich an der Zahl an Veröffentlichungen ablesen lässt, gilt nicht für das Line-up. Im Laufe der Jahre gab es viele Wechsel, lediglich das Grundgerüst aus den beiden Gründungsmitgliedern Steve Babb und Fred Schendel blieb stabil. Doch selbst das gilt jetzt nicht mehr, denn Letztgenannter tritt diesmal lediglich als Gast auf einem Titel auf. Und das noch nicht einmal an den Keyboards, sondern an Gitarre und Schlagzeug. Bemerkenswert.
Steve Babb ist nun der alleinige Boss, er ist für Musik, Text und Story auf “Arise” verantwortlich. Abgesehen von der sehr Yes-geprägten Phase mit Jon Davison als Sänger, der – wenig überraschend – dann ja später zum Stammpersonal wurde bei der Band, die sich nach wie vor Yes nennt, haben Glass Hammer die Gesangsposition ja gerne mit einer Sängerin besetzt. Das ging mit Michelle Young los, es folgte Susie Bogdanowicz (Vorgängerin und Nachfolgerin von Davison in einem), seit dem 2021er Album “Skallagrim: Into the Breach” ist Hannah Pryor die Frontfrau, und dies gilt auch für das aktuelle Album. Vervollständigt wird das Quartett durch den neuen Drummer Randall Williams sowie den Gitarristen Reese Boyd, der auch schon als Gast auf vorangegangenen Glass-Hammer-Alben dabei war. Kein Fred Schendel also mehr … mit Ausnahme eines Songs. Die Reise geht aber weiter mit Glass Hammer.
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Der Schreiberling hat die Band vor einer Weile etwas aus den Augen (oder besser: Ohren) verloren. Umso größer die Überraschung, hier nicht den für die Amerikaner typischen Symphonic Prog zu hören. Nein, diese Aussage muss korrigiert werden: es gibt durchaus noch gelegentlich Symphonic Prog zu hören, doch dies ist nur eine Facette auf diesem Album geworden. Sie haben nämlich ihren Stil deutlich verändert, sind nicht mehr so berechenbar, wie dies zum Teil in den 2000ern war. Und der Symphonic Prog Fan sollte jetzt nicht gleich aus lauter Enttäuschung den Namen Glass Hammer aus seiner Liste streichen, denn eine Nummer wie der fast 12-minütige Titelsong bietet gerade dieser Klientel gutes Futter (Mellotron inklusive).
Der Titel mit Schendel als Gast (‘Rift at Wasp-12’) geht deutlich in Richtung Space Rock, während das darauffolgende ‘Proxima Centauri B’ eher Black Sabbath ähnlich startet. Der Titelsong macht deutlich, dass es bei Glass Hammer jetzt auch längere Improvisationsphasen gibt, gerade im letzten Teil des Albums klingt es bisweilen wie eine Jam Session.
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Auf ‘Arise’ folgt der abschließende Longtrack, das in drei Abschnitte unterteilte, knapp 17-minütige ‘The Return of Daedalus‘’. Und hier hören wir eine (zumindest für den Schreiberling) neue Variante von Glass Hammer: Krautrock meets Space Rock meets Psychedelic mit langen Improvisationen, man kann sich diese rein instrumentale Nummer auch sehr gut als einen Live-Titel vorstellen. Sogar leichte Doom-Anklänge tauchen auf. Kaum zu glauben, dass es sich hierbei um einen Song von Glass Hammer handelt. Er fällt tatsächlich aus dem Rahmen, mag aber vielleicht anzeigen, in welche Richtung sich die Band zukünftig eventuell bewegen möchte. Grundsätzlich ist Mut zu deutlichen Veränderungen gutzuheißen, zumal bei einer Band, die schon so lange dabei ist. Und das wird auch gleich mit einem Extra-Sympathiepunkt belohnt.
Und so bleibt auch die Neugier, wie es mit Glass Hammer nach diesem durchaus überzeugenden Album zukünftig weiter geht. Dieses Space Rock Konzeptalbum um einen Androiden (“Arise” liest sich übrigens als Abkürzung A.R.I.S.E. so: “Android Research Initiative for Space Exploration”) jedenfalls überrascht, und das war in der Vergangenheit bei Glass Hammer nicht wirklich immer so.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 11, KS 10)
Line-up:
Steve Babb – keyboards / rhythm and lead guitars / bass guitar / percussion / vocals
Hannah Pryor – vocals
Reese Boyd – lead and rhythm guitars
Randall Williams – drums
Als Gast:
Fred Schendel – guitars / drums (track 6)
Surftipps zu Glass Hammer:
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Abbildung: Glass Hammer