(26:42, CD, Digital, Baco Music, 24.11.2023)
Diese junge Band aus Frankreich (2019 gegründet) veröffentlicht mit “Sorry” ihre zweite EP, die unter dem Einfluss eines schweren Autounfalls im Mai 2022 ihren Ausgangspunkt fand. Die Band verlor nach einem Auftritt auf dem Rückweg von einem Gig wegen Übermüdung die Kontrolle und man raste mit 130 km/h in die Leitplanken (vgl. Coverfoto). Zum Glück für alle Anwesenden wurde niemand ernsthaft verletzt, die überbordende Energie, die durch dieses Ereignis frei gesetzt wurde, fließt laut Band durch jede Note dieser EP. Produziert von David Cuckier (z.B. Tinariwen) hat das musikalisch Hand und Fuß und speist mit viel Power verschiedenste Einflüsse aus modernem Post Punk, Electronica und eingängigem Post Rock. Der Opener ‘Speed’ hat ordentlich Schub, ist ein drückendes, modernes instrumentales Post Punk Biest, auf den Punkt gespielte sphärische Gitarren Akkorde (alte M83 lassen grüßen), unruhiges Drumming und verrückte Elektronik Sounds verschmelzen mit angenehmer Steigerung Richtung Song-Ende.
Der folgende Titelsong feat. TETHA zeigt eindrucksvoll die Bandbreite der Franzosen auf. Hier wird gekonnt mit aktuellen Shoegaze-/Dream-Pop-Einflüssen experimentiert. Man musiziert schwebend poppig, eingängig, hymnisch und klingt somit den Szene-Größen der Marke Beach House und Co. nicht unähnlich. Die Hinzunahme von weiblichen Vocals steht der Band extrem gut zu Gesicht, vielleicht in Zukunft mehr davon? ‘Crash’ ist treibender instrumentaler Post Punk, der gleichzeitig viele Elemente des Post Rocks integriert. Da will man sich offensichtlich nicht festlegen und entwickelt genau dadurch viel kreative, individuelle Ansätze. Hyperaktiv, mit diesen sympathischen, an alte M83 erinnernden Synthie Fetzen, springt ein ‘Exit’ ins Gesicht, fließt und treibt dann mit viel Euphorie im stürmischen Mid Tempo weiter und weiß erneut mit viel positiv-hymnischer Melodik zu gefallen. Das Nahtod-Ereignis hat in jeglicher Hinsicht Kraft und hibbelige, positive Energie freigesetzt und mit dem abschliessenden Long-Track ‘Feel Alive’ und erneut Sirenen-haften Gitarren/Synthies wird noch mal verdeutlicht, dass demnächst im besten Fall auf regulärer Album-Länge auf was Großes gehofft werden darf.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildung: Carmen Sea