(41:34, LP, CD, Digital; Rude Chord Recordings, 03.04.2023)
Obwohl M-Opus ein musikalisches Chamäleon ist (keines ihrer drei Alben ähnelt den anderen) zeichnen sich doch Traditionen ab.
– Bis auf den Erstling (1975 Triptych von 2015) “zünden” die Alben verzögert – zumindest beim Autor. Dafür dann aber umso mehr.
– Diese ungleichen Geschwister sind alle Bestandteil eines übergreifenden “Zeitreisen”-Konzepts: dem “Triptych” gelingt es, wie ein Opus aus dem Jahr ’75 zu klingen. Das hörspielhafte “Origins” von 2020 wie eines aus 1978.
“At The Mercy Of Manánn” hingegen …
“… hypothetically ‘comes from’ a year in rock history, 1972, with the sound and production that implies. From lush, symphonic rock, to blazing, virtuosic instrumentals and lavish melodic tracks, the album aims to be nothing less than a ‘new classic’. Composed by Film/TV composer Jonathan Casey (David Cross Band) and a new member of the band, guitar virtuoso PJ O’Connell.”
Mit dem kurzen ‘Set It Off’, wie könnte es bei dem Titel anders sein, wird spannungsbildend ins neue Album eingeführt. Wobei die bereits hier wie auf dem Rest der Songs dicht wallenden Mellotron-Schwaden, die angenehme Melodie und Jonathans starke Stimme noch in etwa den Erwartungen entsprechen. Die folgende Kunstpfeiferei schon weit weniger.
Und selten haben M-Opus mehr nach guten alten Genesis geklungen – zumindest was die Keyboards und vor allem das kraftvolle und doch elegante Schlagzeugspiel angeht – wie beim absoluten Album-Highlight ‘Riverflow’, einem Ohrwurm alleroberster Kajüte mit erheblichem Mitsing-Appeal.
Enorm kurzweilige sieben Minuten später bricht ein Badetag an: ‘Whirlpool’ ist ein wuchtiges Instrumental, ganz ohne “Splish, splash”, dafür aber mit Schlagzeugsolo.
Eine herrlich an die Kollegen Anthony Phillips und Mike Rutherford erinnernde Akustikgitarre lockt uns weiter, ‘To The Other Side’ nämlich, wo neben besagten Mellotron-Wonnen auch Wakemanifizierte Synthpassagen den Ton angeben. Mit neun Minuten Laufzeit ist dies der Longtrack des objektiv kurzen Albums, dessen Länge ich allerdings aufgrund des Gehalts subjektiv höher geschätzt hätte. Höhepunkte liefern hier eine geradezu majestätisch klingende Hammondorgel sowie ein geschmackvolles Rhodes-Solo, das auch aus dem Nachlass von Ray Manzarek stammen könnte, das kurze, aber eindrucksvolle Bass-Solo hingegen von Chris Squire. Mit einem Hackett-verdächtigen Gitarrensolo verklingt die kleine Suite. Und gibt den Weg frei für das groovige ‘Na Bruídaí’, dessen gälischer (?) Titel ebenso wie das Artwork auf die behandelte Thematik “Keltische Mythologie” hinweist. Auch hier machen warme analoge Keyboard-Sounds einen Großteil des Zaubers aus.
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‘Vail Of Elah’ scheint eher alttestamentarischen Themen bzw. Orten gewidmet. Das allgegenwärtige Mellotron rollt den samtflorig-rotenTeppich für die ‘Sampa-Pa-Ti’-Percussions, die akustische Hippie-Gitarre, vor allem aber den ebenfalls dick aufgetragenen “Shalalah”-Gesang aus.
‘Scaling Novas’ bringt uns dem Ende leider schon gefährlich nahe, nicht aber ohne noch eine jubelnde Orgel und ein kurzes, aber furioses Drum-Solo aufzufahren (ja, in den Siebzigern hatte man so etwas noch). Das abschließende ‘Carnivale’ bringt außer den bereits erwähnten leckeren Zutaten auch noch Mellotron-Flöten ins Spiel.
Bewertung: 13/15 Punkten
Line-up:
Jonathan Casey – Vocals, Keyboards, Bass
Mark Grist – Drums
PJ O’Connell – Guitar
James Dunne – Bass
Colin Sullivan – Guitar
Diskographie:
Origins (2020)
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Abbildung: M-Opus