Das Akronym “TRICI” steht für die Phrase “This Record is completely improvised”, womit auch Fragen zum Songwritingprozess bei der neuesten Erscheinung von Elizabeth the last schnell geklärt sind. Entstanden ist das dreiviertelstündige Instrumentalwerk aus fünf Stücken im Jahr 2021 in der Nähe der Stadt Bönen. Hier trafen sich also Arnd Finke (Schlagzeug und Synthesizer), Benjamin Oppermann (Bass) und André Krispin (Gitarre), um miteinander die Freiheit der Improvisationskunst auszuleben. Die Verfahrensweise ist im Hause Elizabeth the last kein Novum, denn obgleich das nordrheinwestfälische Trio auch drei “reguläre” Alben veröffentlicht hat, ist auch die im Jahr 2012 erschienene EP “Universal Dreams” das Produkt von Impro-Sessions. Auf “TRICI” präsentieren Elizabeth the last nun fünf Stücke, von denen das kürzeste fünf und das längste zwölf Minuten lang ist. Aufgenommen wurde alles innerhalb von drei Tagen von Drummer Arnd sowie dessen Noorvik-Bandkollegen Dominik Hornung; gemischt und gemastert wurde von Fabian Großberg.
Den Einstieg macht das postrockige – mit 5:22 Minuten verhältnismäßig kurze – Stück ‘Top Dog’. Sachte und atmosphärisch schweben die Klangwellen voran, während im Verlauf des Liedes die Intensität in leichten Schüben zunimmt. Der nahezu abrupte Schluss mündet im nächsten Schlagzeugintro, welches dieses Mal von kratzenden Synths unterlegt wird. Die erholsame Stimmung des ersten Stückes wird in ‘Maisarm und Fliegenhals’ nicht fortgeführt; stattdessen entwickelt sich die Spannungskurve in Richtung Drone und Post Metal. Nach Passagen mit hoher Geschwindigkeit und starker Zerre wird das Klangbild zwar vorerst nicht schwächer aber dafür macht sich eine gewisse psychedelische Stimmung nach der Hälfte des Stückes bemerkbar.
Aus düsteren Drone-Sounds und spannenden Disharmonien erwächst in ‘Einsamer Würger’ ein triumphales Synthesizermotiv, das auch gut in ein Shoegaze- oder Dream-Pop-Lied gepasst hätte. Hierauf folgt eine etwa vierminütige, erholsame Post-Rock-Passage, die sich im Drone des vorletzten Stückes ‘Sakko Pastorius’ ergießt. Wie auf einer Hexenleiter klettern die Melodien von Bass und Gitarre am Schlagzeugrhythmus empor, während die Drones den Hintergrund in dunklen Farben bemalen. Zur Hälfte der elfeinhalbminütigen musikalischen Reise sind Elizabeth the last wieder bei harten Post-Metal-Klängen angelangt, die sich in Richtung Sludge orientieren. Der Höhepunkt wird durch massives Stampfen markiert, bevor das musikalische Thema in sanfterer Form wie ein Echo wieder aufgegriffen wird. Nach kurzer Entpannungsphase schwingt der Spannungsbogen zum finalen Hoch um.
Im abschließenden ‘Seebarsche Ahoi’ lassen es Elizabeth the last maritim ruhig angehen. Wieder mit verstärkter Shoegaze-Note ist die erste Hälfte des Stückes ein sanfter Post-Rock-Titel mit abwechslungsreicher Gitarrenspur, bevor die Band sich in einen dichten Küstennebel aus Drone und Ambient hüllt.
Als Gesamtwerk ist “TRICI” von einer sehr schönen Spannungskurve geprägt. Elizabeth the last bewegen sich frei und leidenschaftlich über Genregrenzen hinweg. “TRICI” klingt am besten, wenn es am Stück gehört wird und wenn sich alle Sinne auf die improvisierte Klangwelt konzentrieren.
Bewertung: 11/15 Punkten (RG 11, KR 11)
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Besetzung:
André Krispin – Gitarre
Benjamin Oppermann – Bass
Arnd Finke – Schlagzeug und Synthesizer
Diskographie (Studioalben):
“Labels & Codes” (2012)
“Elizabeth the last” (2018)
“Task” (2020)
“TRICI” (2023)
Surftipps zu Elizabeth the last:
Homepage
Facebook
Instagram
Bandcamp
SoundCloud
YouTube
Spotify
Deezer
–
Rezension: “Task” (2020)
Rezension: “Elizabeth The Last” (2018)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Elizabeth the last zur Verfügung gestellt.