(41:57, CD, Digital, MiG Music, 11.11.2022)
Die Geschichte von Neuronium geht weit zurück bis Mitte der 70er. 1976 entstand diese Formation zunächst als Psychedelic Rock-Quartett, um dann ein Jahr später in Trio Besetzung ihre grundsätzliche Ausrichtung als Mischung aus Progressive Rock und Elektronischer Musik zu finden (allerdings damals schon mit mehr Betonung auf Letzterem). In der Besetzung Michel Huygen (keyboards), Carlos Guirao (keyboards, guitars, flute) und Alberto Gimenez (guitars) veröffentlichten sie 77 und 78 die beiden Alben „Quasar 2C361“ und „Vuelo Quimico“, wo sie schon ihr Faible für Longtracks auslebten (der Titelsong des Debütalbums brachte es auf satte 26 ½ Minuten Spielzeit). Danach schrumpfte man zum Duo. Zwar war Gitarrist Gimenez ausgestiegen, doch auf einigen Alben half mit Santi Pico ein Gastgitarrist aus. Später sollte es schließlich ein 1-Mann-Projekt des Belgiers werden, der sowohl als Solo-Künstler, als auch unter dem Namen Neuronium noch unzählige Alben herausbringen sollte.
Im Jahr 1981 traf sich das Duo in London mit Großmeister Vangelis, der zu dieser Zeit gerade sehr erfolgreich mit Yes-Sänger Jon Anderson zusammenarbeitete, um eine gemeinsame Session aufzunehmen. Und so kam es zu dieser belgisch-spanisch-griechischen Zusammenarbeit, deren Resultat zunächst in einer Single Version auf den Markt kam, nun aber angesichts der langen Historie von Neuronium als eine 45th Anniversary Platinum Edition erschien und eine Spielzeit von knapp 42 Minuten aufweisen kann. Das bedeutet in diesem Fall, es gibt den 20-minütigen Titelsong, eine drei-minütige Radiofassung und eine 18 ½-minütige ‚After Hours‘ Version, was aber nicht bedeutet, dass man hier lauter Wiederholungen zu Gehör bekommt. Auf einen Radiohit war man (trotz Radio Edit) wohl nicht unbedingt aus, wäre mit dieser Musik auch etwas schwierig gewesen. Denn es handelt sich um weitflächige Klangskulpturen, die bisweilen mit Arrangements versehen sind, bei denen man sofort auf Vangelis getippt und damit richtig gelegen hätte. Die hier präsentierten Improvisationen sind nicht rein abstrakt gehalten, sondern besitzen auch schöne melodische Parts und bieten eigentlich genau das, was der EM-Fan, der mit der Musik von Vangelis wie auch Neuronium vertraut ist, in etwa erwartet hätte.
Die hier vorliegende „Platinum Edition“ wurde von Johannes Scheibenreif 2022, der auch schon für Klaus Schulze arbeitete, neu abgemischt und gemastered. Wer sich nun fragt, wo soll es denn einsortiert werden – Neuronium oder Vangelis? Schwierig zu beantworten, beides hätte seine Berechtigung, denn die markanten Eigenarten beider Beteiligten sind deutlich herauszuhören. Da es sich aber um eine Jubiläumsausgabe von Neuronium handelt, sollte es dann wohl dort entsprechend Platz finden. Eigentlich wollte Huygen dieses Album in Paris zusammen mit Vangelis vorstellen, doch das ließ sich aus bekannten Gründen leider nicht mehr realisieren. Carlos Guirao war bereits 2012 gestorben. Vangelis sprach mit viel Respekt von diesem Album, denn aus seiner Sicht war das auf Grundlage einer Partitur des Belgiers in besagter Session gespielte Material in dieser in einem einzigen Durchlauf aufgenommenen Fassung perfekt und bedurfte keinerlei weitere Überarbeitung.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: MiG Music