(45:17; Vinyl, CD, Digital; Indie Recordings/Plastic Head, 07.10.2022)
Pop-Melodien in der progressiven Musik. Für viele Prog-Fans bis heute ein rotes Tuch. Doch was gibt es eigentlich Schöneres als die Kombination von Eingängigkeit und Komplexität? In Skandinavien scheint man diese Frage schon des längeren mit “Nichts!” beantwortet zu haben. Denn wie sonst wäre eine solche Schwemme an Bands erklärbar, die sich in Richtung Heavy Progressive Pop Music entwickelt haben? Leprous, Agent Freco, VOLA, Port Noir, Cold Night For Alligators und jetzt auch die aus Oslo stammende Band Maraton.
Denn auch Maraton, die auf ihrem Debüt-Album “Meta” noch eindeutig als Prog-Band auszumachen waren, haben sich mit ihrem neuesten Werk “Unseen Colour” einen großen Schritt in Richtung Pop bewegt. Zwar bleiben die zehn Stücke des Albums durchweg im Progressiven verwurzelt, doch entfalten sich diese in alle möglichen musikalischen Himmelsrichtungen. Pop der Marke A-ha und Avantgarde im Stile der letzten Leprous-Platten werden dabei am größten geschrieben. Doch auch Rave (‘In Syzgy’), Dub (‘Perdurant Lives’) und Art Pop (‘Boltzman Brain’) sind auf “Unseen Colour” zu finden. Und so sind Sounds, die bisher eher untypisch für Maraton waren, zum Markenzeichen ihres neuen Albums geworden. Klänge, die auf dem Papier so gar nicht zu den Norwegern passen wollen, durch Fredrik Bergersen Klemps charakteristische Falsetto-Stimme aber zu einhundert Prozent zu unverwechselbaren Maraton-Liedern werden. Die Stücke variieren dabei zwischen ruhig und bedächtig (‘Non-Euclidean Heart’) einerseits sowie hard und groovy (wie das leicht djentige ‘Contranym’) auf der anderen Seite des Spektrums, wobei ihnen allesamt gleich ist, dass sie aufgrund ihrer eingängigen Gesangslinien in Nullkommanix ins Ohr gehen.
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Zum ganz großen Schlag holen die Skandinavier aber erst mit den beiden letzten Stücken aus. Mit dem mehr als siebenminütigen ‘A Body Of Your Own’ setzt Maraton dabei das größte Ausrufezeichen. Denn das größtenteils aus Klavier- und Streicherklängen (u.a. mit Raphael Weinroth-Browne am Cello) bestehende und von Bergersen Klemps Stimme veredeltes Stück ist moderner Avantgarde der Extraklasse. Und obwohl das Stück klanglich zwischen A-ha, Muse und Haken’schen Gesangslinien angesiedelt ist, können Maraton gerade hier durch Eigenständigkeit überzeugen.
Ganz anders beim abschließenden Titelsong, dem wohl härtesten Track auf dieser Scheibe. Denn obwohl ‘Unseen Colour’ zu den besten Liedern auf dem Album gezählt werden muss, hätte es in genau dieser Form auch auf dem letzten Leprous-Album stehen können.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 11)
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Besetzung:
Simen Hundere Rud (Gitarre)
Fredrik Bergersen Klemp (Gesang)
Frank Nordeng Røe (Schlagzeug)
Ruben Aksnes (Bass)
Magnus Johansen (Keyboards)
Diskografie (Studioalben):
“Meta” (2019)
“Unseen Colour” (2022)
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Konzertbericht: 08.02.20, Dortmund, Junkyard
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Indie Recordings zur Verfügung gestellt.