
(41:48;180g Black Vinyl, CD, Blu-ray, Boxset, Digital; Pink Floyd Records/Parlophone; 16.09.2022)
Als das Cover Artwork zum vorliegenden Album zum ersten Mal in Social Media auftauchte, vermutete so manch einer ein weiteres Pink-Floyd-Tribute-Album. Doch ein zweiter Blick offenbarte schnell, dass es sich hier um etwas anderes handeln musste. Zu professionell war die Fotografie der legendären Battersea Power Station geraten. Zu nah am 1977er Original von Hipgnosis. Und gleichzeitig doch ganz anders. Denn das Londoner Kraftwerk, das ursprünglich in Brauntönen das Antlitz von “Animals” zierte, erstrahlt heuer in silbrig-grauen Farben, umringt von zahlreichen Kränen, die abendlich von Leuchten erhellt werden. Zudem sind die aus rotem Backstein errichteten Fabrikhallen von der Seite der vier Schornsteine gewichen. Stattdessen säumen nun gläserne Bürogebäude das ikonische Industriedenkmal. Und moderne Commuter-Trains stehen jetzt auf den Gleisen, die vormals Güterzügen vorbehalten waren.

Ein Kunstwerk also, das keine überarbeitete Version des ursprünglichen Plattencovers ist, sondern eine zeitgenössische Fotografie des gleichen Objektes, das auch jetzt wieder ein fliegendes Schwein zwischen zweien seiner Schlote aufweisen kann. Eine Fotografie, die von keinem geringeren als Aubrey Powell in den Kasten gebracht worden ist. Dem Künstler, der auch schon in den 70er Jahren mit dem Design-Studio Hipgnosis am Original beteiligt war.
Ein Aufwand, der eigentlich nur einen einzigen Schluss zuließe, würde es sich hier nicht um ein Pink-Floyd-Album handeln. Nämlich, dass sich hinter dieser Neu-Interpretation eine Neu-Einspielung des Klassikers verbirgt. Doch vorliegendes Album ist weniger als das. Und gleichzeitig mehr: nämlich ein Remix, der so ultramodern klingt, dass man die Scheibe für eine aktuelle Aufnahme halten könnte, würde man das Original nicht kennen. Ein Remix, der gleichzeitig jedoch so nah am Original ist, dass er noch immer den gleichen Spirit atmet, sodass es wirklich niemandem weh tun sollte, sich dieses Album in dieser Version noch einmal “frisch” anzuhören.

Ganz im Gegenteil, denn der bereits vier Jahre alte Remix von James Guthrie lässt “Animals” transparenter klingen als man es bei 40 Jahre alten Bändern hätte erwarten können. Und so strahlt das “Animals” plötzlich in einem Glanz, der ihm bisher verwehrt blieb. Eingerahmt zwischen dem ’75er Über-Album “Wish You Were Here” und dem Konzept-Klassiker “The Wall”. Gilmours Gitarre steht auf einmal noch mehr im Mittelpunkt und dass, obwohl Nick Masons Schlagzeug plötzlich richtigen Wumms hat Waters‘ Bass durch Mark und Gebein geht. Ganz so, als würde es sich hier um eine Vosrtufe des Prog Metals handeln. Und auch Richard Wrights Keyboards nehmen mehr Raum ein – wo auch immer der herkommen mag, bei so präsenten Mitmusikern.

Dass man so lange auf diese Neu-Abmischung hat warten müssen ist schade, aber bei dieser Qualität letztendlich auch Wurst. Wichtig ist nur, dass der 2018er Remix nun endlich das Licht der Welt erblickt hat. Auch wenn die Streithähne Gilmour und Waters sich letztendlich nicht auf Linernotes haben einigen können. Sodass letztendlich auch keine vorhanden sind. Ein Wermutströpfchen, dass jedoch schnell in Vergessenheit gerät, denn das umfangreiche Booklet kann auch ohne diese überzeugen. Nämlich durch eine Vielzahl von Fotografien, die zum größten Teil Test-Shoots für das ursprünglich Artwork waren, bzw. dessen Entstehungsprozess dokumentieren. Außerdem finden sich Bilder der beteiligten Musiker im Booklet, die Lyrics der fünf Stücke sowie Abbildungen von Tourplakaten und Entwürfe für die Bühnendekoration.

Und auch klanglich lässt sich an dem 180 Gramm schweren Vinyl nichts Aussetzen, denn die Scheibe läuft rund, ganz ohne Knistern. Fraglich ist lediglich wie lange, denn bei der Innenhülle hat man leider davon Abstand genommen, ein gefüttertes Inneres bereitzustellen. Doch diesem Problem lässt sich ja leicht Abhilfe schaffen.
Ohne Bewertung.
Besetzung:
David Gilmour (Guitar, bass, keyboards, and vocals)
Nick Mason (Drums)
Roger Waters (Bass, guitar and vocals)
Richard Wright (Keyboards and vocals)

Diskografie (Studioalben):
“The Piper at the Gates of Dawn” (1967)
“A Saucerful of Secrets” (1968)
“More” (1969)
“Ummagumma” (1969)
“Atom Heart Mother” (1970)
“Meddle” (1971)
“The Dark Side of the Moon” (1973)
“Wish You Were Here” (1975)
“Animals” (1977)
“The Wall” (1979)
“The Final Cut” (1983)
“A Momentary Lapse of Reason” (1987)
“The Division Bell” (1994)
“The Endless River” (2014)
Surftipps zu Pink Floyd:
Homepage
Facebook
VKontakte
Instagram
Twitter
Soundcloud
YouTube
Spotify
Apple Music
Amazon Music
Deezer
Tidal
Napster
Qobuz
Shazam
last.fm
Discogs
ArtistInfo
Prog Archives
Wikipedia
#Schatzkiste: The Piper at the Gates of Dawn (1967)
Rezension: Hey Hey Rise Up (Single) (featuring Andriy Khlyvnyuk of Boombox) (2022)
Rezension: “Live At Knebworth 1990” (2021)
Rezension: “Delicate Sound Of Thunder” (Restored Re-Edited Remixed) (1988/2020)
Rezension: “Delicate Sound Of Thunder” (Vinyl-Reissue) (1988/2017)
Rezension: “The Final Cut” (Vinyl-Reissue) (1983/2017)
Rezension: “Animals” (Vinyl-Reissue) (1977/2016)
Rezension: “Obscured By Clouds” (Vinyl-Reissue)
Rezension: “Meddle” (Vinyl-Reissue) (1971/2016)
Rezension: “Atom Heart Mother” (Vinyl-Reissue)
Rezension: “The Piper At The Gates Of Dawn” (Vinyl-Reissue) (1967/2016)
Rezension: “A Saucerful Of Secrets” (Vinyl-Reissue) (1968/2016)
Rezension: “More” (Vinyl-Reissue) (1969/2016)
Rezension: “Ummagumma” (Vinyl-Reissue) (1969/2016)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Sailor Entertainment zur Verfügung gestellt.