(54:49, CD, Grid Music, 2022)
Teil 2 der schrittweisen Veränderungen? Was hat der Rezensent hier verpasst?! Auch kommt ihm der Name Gerald Peter zunächst einmal nicht bekannt vor. Ein Versäumnis, das nun glücklicherweise korrigiert werden darf, denn dieses Album hat viel zu bieten, vor allem hohe Tastenspielkunst. Wie es der Zufall so wollte, fiel ihm eine CD namens “Jeremias – Foreshadow Of Forgotten Realms” in die Hände. Die Band heißt Circle Of Illusion, und dort steht auf der Rückseite “composed and produced by Gerald Peter”. Erwischt. Und dieses Album hat der Schreiberling noch als recht bombastisches Konzeptalbum in Erinnerung.
Nun also das Gerald Peter Project. Und auch dahinter steckt federführend – wenig überraschend – ein gewisser Gerald Peter. Er stammt aus Wien und ist Keyboarder. Und zwar ein richtig guter, der auf diesem Album sehr vielseitig unterwegs ist, was man angesichts seiner damaligen Band auch schon hätte ahnen können. Denn auch dort wurden diverse Genres verarbeitet. Übrigens war er auch mit dem Cirque du Soleil unterwegs, und zwar mit dem “Volta”-Programm.
Es handelt sich hier um ein reines Instrumentalalbum. Lediglich lautmalerischer Gesang ist zu vernehmen, der von Julie Elven beigesteuert wird. Standesgemäß beginnt das Album mit dem ‘Prologue’. Untertitel wird dies mit ‘7th Movement’, was den messerscharfen Schluss nahelegt, dass “Incremental Changes, Part 1” aus sechs Titeln besteht. Ebenso standesgemäß endet es mit ‘Finale’ (16th Movement).
Zehn Titel also, und die haben das Potenzial, das Herz des Keyboard-Fans höher schlagen zu lassen. Denn der Österreicher zeigt sowohl spielerisches Können als auch kompositorische Klasse. Dabei ist dies zwar ein typisches Keyboard-Soloalbum, doch ein wesentlicher Faktor ist hier auch, dass Gerald Peter keineswegs mit programmiertem Rhythmus hantiert, sondern mit Aaron Thier einen exzellenten Schlagzeuger an seiner Seite hat, der auf diesem Album ordentlich was zu tun bekommt. T(h)ier am Schlagzeug halt. Diese Zusammenarbeit ist nicht neu, denn die beiden Musiker kennen sich schon aus gemeinsamen Circle-Of-Illusion-Zeiten.
Der Protagonist erweist sich auf diesem Album als exzellenter Pianist, denn neben Synthesizern spielt in vielen Titeln das Klavier eine Hauptrolle. Ob als Flitzefinger oder sehr gefühlvoll unterwegs, der Österreicher beherrscht seine Rolle hervorragend. Neben den klassisch anmutenden Parts hat das Album aber auch immer wieder Synthesizer-Bombast zu bieten. Wobei die mächtigen Sounds bisweilen an bei Bodypump-Kursen benutzter Musik erinnern, bei der man sich gerade fragt, ob diese komischen Aussetzer im Ohr an der Musik liegen oder es doch wieder zu viel Gewicht war (Beispiel: ‘Transformation’). Doch diese Ausflüge sind nur ein kleiner Teil seiner künstlerischen Bandbreite, auch kann es mal leicht jazzig werden.
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Was ihm gut gelingt, ist das Wechselspiel aus bombastisch-hektisch und gefühlvoll-ruhig. Angesichts seiner Spielweise kann man sich ihn auch als Tastenmann einer Prog-Metal-Band vorstellen, doch ebenso als klassischen Pianisten.
Die Beteiligten an diesem Album:
Gerald Peter – keyboard / seaboard / composition / production
Aaron Thier – drums
Julie Elven – vocals
Martin Miller – guitar solo (8)
Jordan Rudess – keyboard solo (10)
Moment mal… Jordan Rudess?! Abgesehen davon, dass das irgendwie musikalisch ganz gut passt, ist dies wohl auch kein Zufall, denn Peter hat bereits Titel für ein Album des Amerikaners beigesteuert, das “Rockestra” heißt und das aus Filmmusik und rockigen Tracks besteht, die u.a. Verwendung für TV und Werbung finden sollten. Besagter Dream-Theater-Keyboarder steuert ein Solo auf dem abschließenden ‘Finale’ bei, ebenso Gitarrist Miller auf ‘Pulse’. Peter spielt auch das sogenannte Seabord, das – so die Recherche – eine Weiterentwicklung des Keyboards ist. Dabei steht Sea für “Sensory, Elastic und Adaptive”. Durch Wischbewegungen lassen sich Töne verändern, der Seaboardspieler klingt dann wie ein Gitarrist, der die Saite nach oben oder unten zieht. Vielleicht liegt es hieran, dass gelegentlich auch mal Prog Metal angesichts des vorliegenden Materials in den Sinn kommt.
Hut ab, „Incremental Changes Part 2“ ist eine beeindruckende Produktion, die neugierig macht auf mehr. Und während Teil 1 mit einer Spielzeit von rund 22 Minuten lediglich Mini-CD-Format hatte, bekommt man hier genau die richtige Länge geboten.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: Gerald Peter Project