(50:56, CD, Hanging Brains Music / RJPR, 2015)
Zwölf Stunden in den legendären Abbey Road Studios – eine Idee, die mehr oder weniger im Herumalbern entstand. Im Juni 2014 spielten Umphrey’s McGee drei Nächte im Brooklyn Bowl in London, so dass der langjährige UM-Produzent Manny Sanchez mehr im Scherz meinte, wie es denn wäre, mal in den Abbey Studios vorbeizuschauen? Gesagt, getan – zwei Wochen später hatte man sich einen ein(!)tägigen Aufnahmetermin gesichert und da bei der amerikanischen Jam-Band die Dinge immer etwas anders laufen, dampfte man den sonstigen, minimal sechsmonatigen Zeitrahmen für die Aufnahme eines Albums eben kurzerhand extrem ein. Ohne die Zeit, irgendwelche Overdubs zu verwenden und endlos im Studio an Ideen herumzufeilen, wurde einfach ein guter Mix aus älteren Material und bereits im Livekontext eingeprobten Stücken nahezu komplett “live im Studio” eingespielt. Eine ausführliche Beschreibung, was ansonsten noch im Vorfeld geplant werden musste und wie der Tag in den Abbey Studios ablief, z. B. dass der Taxifahrer der Band noch nie etwas von einer gewissen Abbey Road gehört hatte, kann man in einem kurzweiligen Abriss im Booklet nachlesen.
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Das Endresultat lässt sich hervorragend anhören (eben Abbey Sound) – und dass Umphrey’s McGee eine famose Liveband sind, merkt man eben auch beim gewählten Ansatz, dieses Album fast ausschließlich wie einen Gig einzuspielen. Okay, die Band ist ehrlich – die verwendeten Gesangsspuren wurden später in der amerikanischen Heimat aufgenommen, da man in den besagten zwöf Stunden eben doch nicht alles schaffte. Inhaltlich bekommt man einige Tracks vorm Vorgängeralbum “Similar Skin” in leicht umarrangierten Versionen zu hören, älteres Material erhält einen anderen Vibe verpasst und auch das Beatles Cover ‘I Want You (She’s So Heavy)’ lebt in den historischen Gemäuern nochmals auf. Der für Umphrey’s McGee so typische Mix aus allerlei Versatzstücken der Rockmusik wirkt luftig, locker, unverkrampft, bisweilen zwar nicht immer sofort packend, aber unheimlich vital und lebendig. Ob nun leichte New Wave-Elemente, klassische Rockstrukturen, poppige Momente oder eben vertrackte Rhythmen, Improvisationen und ein gehöriger Schuss Progressivität, irgendwie fühlt man sich von der ansteckenden Lebensfreude sofort berührt und – sorry für die derbe Wortwahl: die Band rockt eben wie Sau!
Bewertung: 12/15 Punkten
Surftipps zu Umphrey’s McGee:
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‘Bad Friday’ (YouTube)
‘No Diablo’ (YouTube)
‘Cut The Cable’ (YouTube)
‘Out Of Order’ (YouTube)
‘I Want You (She’s So Heavy)’ (YouTube)
Abbildungen: Umphrey’s McGee