(45:33; Vinyl, CD, Digital; InsideOut/Sony Music, 2022)
Als ich im April diesen Jahres von der norwegischen Art Rock Band Gazpacho zum Konzert nach Köln eingeladen wurde und auf eine ganze Herde musikbegeisteter Betreuerinnen und Betreuer dieses Portals stieß, wollte niemand mir so richtig glauben, dass ich den Co-Headliner des Abends, Pure Reason Revolution, nicht kenne. Die seien doch komplett meine Baustelle. Umso interessierter verfolgte und fotografierte ich den Auftritt der englischen Progressive Rock Band. Und nachdem mich schon dieser Auftritt begeisterte, übernahm ich kurzerhand auch gerne das Schreiben dieser Rezension.
Erst 2020 veröffentlichten Pure Reason Revolution nach knapp zehn Jahren Auszeit ihr starkes Comebackalbum “Eupnea” und planten eigentlich, mit dem Album direkt auf Tour zu gehen. Die Pandemie machte auch dieser Band jedoch einen Strich durch die Rechnung. Und so war die Arbeit am Nachfolgealbum ein fast logischer Schritt. Zur Veröffentlichung dieses Nachfolgers präsentiert sich die Gruppe wieder als Trio, denn neben Jon Courtney und Chloe Alper ist nun auch (nach 17 Jahren Auszeit!) Gitarrist Greg Jong wieder fester Bestandteil der Band.
“Above Cirrus” entstand unter dem Eindruck eben dieser im letzten Absatz erwähnten Pandemie sowie dem Umstand, dass die Frühgeburt der Tochter von Jon Courtney, die zu allem Überdruss an einer Atemwegserkrankung leidet, zu sehr persönlichen Texten geführt hat. Betreutes Proggen wünscht an dieser Stelle nur das Allerbeste!
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Musikalisch bieten PRR auf den gut 45 Minuten, die “Above Cirrus” läuft, feinsten Progressive Rock, der den Weg des Vorgängers “Eupnea” konsequent weiter verfolgt. Dabei tummeln sich unter den insgesamt sieben Tracks auf dem Album neben recht straight gehaltenen Rocksongs mit vergleichsweise kurzer Spieldauer auch Longtracks, die bis zu zehn Minuten Spielzeit haben.
So abwechslungsreich wie sich die Spielzeiten der einzelnen Songs zeigen, startet das Album dann auch. Auf ‘Our Prism’, dem kürzesten Lied des Albums, macht das Trio keinen Gefangenen und rockt herzhaft drauf los, um allerdings schon nach 3 1/2 Minuten den Platz zu räumen, denn mit ‘New Kind Of Evil’ betritt ein Longtrack der Bühne, der sich erst einmal viel Zeit nimmt und verhalten aus den Boxen tönt, dabei also einen harten Kontrast zum Opener darstellt. Tatsächlich schleppt sich der Achtminüter fast schon schwerfällig über die Laufzeit, gewinnt erst gegen Ende an Dynamik und lässt es krachen. Fast schon leichtgewichtig und tanzbar schließt sich ‘Phantoms’ an. Die dem Muster beiliegende Biographie zum Album erwähnt Muse als eine der Referenzen. Und dieser Song macht deutlich, warum Muse erwähnt wird. ‘Cruel Deliverance’ schließt die erste Hälfte des Albums ab, tendiert dabei wieder mehr in die Richtung von ‘New Kind Of Evil’, nimmt also wieder Tempo raus, wabert recht poppig durch den Track, auch, um erst wieder gegen Ende an Kraft zu gewinnen.
Es ist aber insbesondere die zweite Hälfte des Albums, die mit ‘Scream Sideways’, ‘Dead Butterfly’ sowie ‘Lucid’ begeistert. Den Auftakt macht ‘Scream Sideways’, mit über zehn Minuten das längste Stück des Albums und gleichzeitig Highlight dieses Outputs. Nach ruhigem Beginn groovt sich das Stück zunächst sehr kontrolliert später geradezu in einen Rausch. Erst recht spät gesellt sich Gesang zum bislang wunderbar funktionierenden Instrumental. Und damit beginnt ein wahrer Ritt, der spannender nicht sein könnte. Und als nach sieben Minuten die Luft raus zu sein scheint, erhebt sich der Song gegen Ende dann doch noch einmal und fährt zum großen, lauten Abschluss auf.
‘Dead Butterfly’ schließt sich ganz wunderbar an dieses Epos an. Lässt man das ruhige Intro und Ende außer Acht, ist der tote Schmetterling ein lupenreiner und eingängiger Alternative Rock Song, der mit keyboardlastigen Strophen und von Gitarren dominierten Refrains zu begeistern weiß.
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“Above Cirrus” schließt mit ‘Lucid’ das Album ab. Wie schon der Song davor entpuppt sich der Rausschmeißer als recht eingängig, verlässt aber diesen Pfad zu einem Zeitpunkt, an dem man den Track nach einem kurzen Solo auf die Zielgerade hätte einbiegen lassen können. Nein, das Trio hat offenbar noch nicht fertig und fährt noch ein letztes Mal zu einem großen Finale auf. Ein würdiger Abschluss.
Bewertung: 13/15 Punkten (AI 13, FF 12, KR 12, KS 11)
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Abbildungen: Head of PR / IOM / Sony
3 Kommentare
Hallo, in deiner Rezi ist leider ein Fehler. Greg Jong ist bereits auf dem Album Eupnea wieder mit dabei als Produzent, Musiker und Komponist. Nicht auf allen Tracks, aber auf 3 oder 4.
Oh, vielen Dank für die Korrektur. Tatsächlich war mir das auch bewusst und ich hätte besser schreiben sollen: “.. wieder fester Bestandteil der Band ..”, denn das wollte ich eigentlich auch ausdrücken. Wird nachgebessert, danke nochmals!
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