(45:18; Vinyl, CD, Digital; Apollon Records, 2022)
Der Bandname Sleepyard ist dem Schreiberling bisher noch nicht untergekommen, daher ist erst einmal Recherche angesagt. Es heißt, dass es sich um eine norwegische Psychedelic Pop Band handelt. Angesichts des hier Gebotenen lässt sich das nicht wirklich bestätigen. Gut, Norweger sind sie immer noch – aber um Psychedelic Pop geht es hier wohl eher nicht. Dass ihnen dieses Genre zugeschrieben wird, mag an früheren Veröffentlichungen liegen, aber „Head Values“ passt kaum in die Sparte Pop. Die Beschreibung „psychedelisch“ allerdings kann an manchen Stellen durchaus akzeptiert werden.
Zur Band: Gegründet wurde sie von den Kersbergen Brüdern Oliver und Svein. Dies geht zurück ins Jahr 1994, als sie entschlossen, gemeinsam eigene Musik zu produzieren. Der erste Output erschien dann vier Jahre später in Form eines Mini-Albums mit dem Titel „Intersounds“. Schaut man sich den weiteren Werdegang an, wird deutlich, dass die Band sich keineswegs auf eine bestimmte Richtung konzentrierte, sondern sich stetig weiter entwickelte und sich nicht davor scheute, immer wieder in andere Gebiete vorzustoßen. So liest man von Post Rock, Jazz, Ambient, sogar Noise Musik als Tribut an Karlheinz Stockhausen, was eher nicht für entspannten Wohlklang spricht. Und im Jahr 2012 gab es auch eine Zusammenarbeit mit Judy Dyble. Ein buntes Gemisch also, da kann das eingangs beschriebene Etikett nicht wirklich zielführend sein.
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Nun also „Head Values“, ihr sechstes Album, wenn man EPs und Compilations außer Acht lässt. Ein Großteil der elf Kompositionen ist rein instrumental gehalten, gelegentlich mit lautmalerischem Gesang versehen und meist vom Klavierspiel dominiert. Hinzu gesellen sich oft sehr interessante Details, sei es mittels Mellotron, Cello, Flöte oder Stylophon, um nur einen Teil zu nennen. Bisweilen wird es fast meditativ, dann wieder Soundtrack-artig. Das Album hat einige Perlen aufzuweisen, zum Beispiel das wunderbare ‚Black Butterflies‘, wozu offensichtlich speziell Katje Janisch entscheidend beiträgt. Oder auch der Opener ‚Klinkekule‘, der schon mal einen guten Ausblick auf das bietet, was den Hörer in den kommenden rund 40 Minuten noch erwartet. Das darauf folgende ‚Peace Voyage‘ bietet engelsgleichen Gesang, wie man es angesichts des Songtitels fast schon erwarten konnte. Und so geht es sehr entspannt in wohliger Atmosphäre weiter auf „Head Values“, von Härte oder Stockhausenscher Musik keine Spur. Wer also auf heavy und schräg eingestellt ist, liegt hier grundsätzlich falsch. Die Gesänge mögen gelegentlich etwas gewöhnungsbedürftig sein, die Stärken des Albums liegen in der Liebe zum Detail, dementsprechend gibt es Einiges zu entdecken.
Die Besetzung:
Oliver Kersbergen – guitar / keyboards / vocals / bass / Jerry Jones sitar / harmonica / mellotron / percussion / field recordings
Svein Kersbergen – keyboards / piano / vocals
Als Gäste wirken mit:
Kjetil Manheim – percussion
Mark Refoy – guitar / beats
Sandy Dedrick – vocals / backing vocals
Katje Janisch – vocals / flute / cello / stylophone / melodica / clarinet / field recordings / lap harp / bowed glock
Gaute Storsve – pedal steel guitar / bass
Edvard Andreas Feed – guitar
Paul Livingston – guitar
Stefan Persson – keyboards
Jan-Morten Iversen – keyboards
Bo Chung – theremin
Interessantes Album für die ruhigen Momente. Bisweilen vielleicht sogar zu ruhig. Schrammt an der zweistelligen Marke.
Bewertung: 9/15 Punkten
Surftipps zu Sleepyard:
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Abbildung: Sleepyard / Apollon