(3:54; Digital; Eigenveröffentlichung, 2022)
Wie aus dem Nichts tauchte am 7. April 2022 plötzlich die Ankündigung auf, dass Pink Floyd in der folgenden Nacht mit ‘Hey Hey Rise Up’ eine Charity-Single zugunsten der Ukraine-Hilfe veröffentlichen würden. Das erste echte neue Stück Musik aus dem Hause Pink Floyd seit dem Jahre 1994, als “The Divison Bell” erschienen ist. Spätestens mit dem Tod von Keyboarder Richard Wright am 15. September 2008 schien das Kapitel Pink Floyd im Buche der Musikgeschichte endgültig zugeschlagen worden zu sein. Daran änderte auch “The Endless River” nichts. Ein Album, das im Jahre 2014 erschienen ist und aus musikalischen Fragmenten zusammengeschustert worden war, die während der The-Divison-Bell-Sessions entstanden. Pink Floyd schienen gestorben zu sei. Und doch sollte es plötzlich einen nigelnagelneuen Song der Legende geben?
Schon nach kurzem Sinnieren schien ausgeschlossen, dass die alten Streithähne David Gilmour und Roger Waters sich noch einmal zusammengerauft haben könnten. Nicht einmal für eine Charity-Single. Bleiben also nur noch David Gilmour und Nick Mason übrig und mit ihnen der langjährige Pink-Floyd-Tour-Bassist Guy Pratt. Und da Pink Floyd ganz ohne Keyboards so überhaupt nicht denkbar sind, holte man sich Unterstützung in Form von Nitin Sawhney.
Dass dieses Line-up nur wenig mit den Pink Floyd der Vergangenheit gemein haben würde, war ziemlich schnell klar. Denn der Name Pink Floyd war für ‘Hey Hey Rise Up’ in erster Linie als Trademark reaktiviert worden, um möglichst viel Geld für einen guten Zweck zu generieren. Und da man hierfür ein möglichst großes Publikum braucht, war eine Wiederbelebung der Psychedelic-Rock-Phase unter Syd Barrett genauso auszuschließen, wie ein weiteres Progressive-Rock-Meisterwerk im Stile von ‘Echoes’.
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Stattdessen nahm man einen Instagram-Post des ukrainischen Sängers Andriy Khlyvnyuk als Anlass für die Wiederbelebung der Band. Einen Post, der ein Video zeigt, in dem der Boombox-Frontmann auf dem Kyjiwer Sofiyskaya Ploshchad steht und ‘Oi u luzi chervona kalyna’ (‘The Red Viburnum In The Meadow’) singt – ein Protest-Lied, das auf die Zeit des Ersten Weltkrieg zurückgeht. Und so steht Andriy Khlyvnyuk und mit ihm der Text des Liedes auch im Mittelpunkt von ‘Hey Hey Rise Up’. Einer wenig überraschenden Blues-Nummer, der man wenig Aufmerksamkeit schenken würde, stünde nicht der Name Pink Floyd darüber.
Unnötig? Vielleicht. Aber nur in musikalischer Hinsicht. Denn die Single birgt, zugegeben, keinerlei Überraschungen. Gilmours Solo ist schön, aber mitnichten überragend. Und Mason klingt einfach nur nach Mason. In Summe ein wenig uninspiriert, aber unüberhörbar Pink Floyd.
Unnötig jedoch nicht aus humanitärer Sicht. Man mag von ‘Hey Hey Rise Up’ nämlich halten, was immer man möchte. Man kann es gut finden, man kann es schlecht finden. Man kann es vielleicht auch hassen. Doch wer sich über ‘Hey Hey Rise Up’ ernsthaft aufregt, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn Gilmour und Mason haben die Marke Pink Floyd für einen guten Zweck reaktiviert. Und das ist aller Ehren Wert! Sie haben sich noch einmal zusammengeschlossen und allem Anschein nach sogar Spaß bei der Sache gehabt. Ich jedenfalls fühle mich mit diesem Stück gut unterhalten und viele andere scheinbar auch. Mehr als 1,6 Millionen Views auf YouTube binnen zwölf Stunden sprechen eine deutliche Sprache.
Und so ist ‘Hey Hey Rise Up’ zwar kein Meilenstein der Musik-Geschichte, dafür jedoch ein bemerkenswerter Aufruf zu Solidarität und Menschlichkeit:
I hope it will receive wide support and publicity. We want to raise funds for humanitarian charities, and raise morale. We want express our support for Ukraine and in that way, show that most of the world thinks that it is totally wrong for a superpower to invade the independent democratic country that Ukraine has become.
Bewertung: 9/15 Punkten
Tracklist:
1. ‘Hey Hey Rise Up’
Besetzung:
David Gilmour (Gitarre)
Nick Mason (Schlagzeug)
Gastmusiker:
Andriy Khlyvnyuk (Gesang)
Guy Pratt (Bass)
Nitin Sawhney (Keyboards)
Diskografie (Studioalben):
“The Piper at the Gates of Dawn” (1967)
“A Saucerful of Secrets” (1968)
“More” (1969)
“Ummagumma” (1969)
“Atom Heart Mother” (1970)
“Meddle” (1971)
“The Dark Side of the Moon” (1973)
“Wish You Were Here” (1975)
“Animals” (1977)
“The Wall” (1979)
“The Final Cut” (1983)
“A Momentary Lapse of Reason” (1987)
“The Division Bell” (1994)
“The Endless River” (2014)
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Abbildungen: Pink Floyd.