(44:13, CD, Eigenveröffentlichung/Just For Kicks, 2016)
Die Artrocker aus Südfrankreich bringen einen weiteren Beweis ihrer Klasse an den Start – und was für einen! Beim etwas „gewöhnlichen“ Vorgängeralbums kam eine gewisse Skepsis hinsichtlich des Ideenreichtums und der Kompositionen von Dominique Léonetti auf. Doch dieses neue Album der „berauschten Seelen“ ist wahrhaft berauschend geworden, so viel schon mal vorab.
Natürlich zeigt sich die musikalische Ausrichtung insgesamt nicht grundlegend verändert. Die nicht übermäßig langen Songs – sieben Minuten sind das Maximum – nehmen nach bisweilen düster-bedrohlich schleppendem Beginn Fahrt auf und zeigen häufig die aggressivere Power-Seite der Band. Diese nutzt ihre instrumentalen Möglichkeiten diesmal weitaus effizienter und eindringlicher als zuletzt bei dem etwas blassen „Tant Que L’herbe Est Grasse“. Textlich ist bei Léonetti sowieso immer alles im Lot: Zeitkritische und aktuelle politische Themen (hier: die „braune Pest“) stehen im Vordergrund. Und wenn es heißt, dass bei einem Blick aus dem Fenster Dinge in der Welt zu sehen sind, für die man keinen Hund nach draußen schicken kann, dann sind die in musikalischer Hinsicht hierzu perfekt umgesetzten Gefühle von Resignation bis Wut für den Hörer sofort spürbar.
Wie überhaupt festzustellen ist, dass sich „Nos Âmes Saoules“ als ein von Anfang bis Ende in sich geschlossenes und somit schlüssiges Werk präsentiert: Zarter Beginn, danach aufwühlende, dynamische, teils fetzige Zwischenstücke mit viel Dampf, und ein gefühlvolles Ende mit Piano und dem bereits erwähnten Blick aus dem Fenster. Alles mit beinahe unerwartet viel Kreativität und Achtsamkeit komponiert und durchdacht zusammengestellt. Drei der insgesamt zehn Tracks sind kurze Instrumentals und als Anhängsel zu den vorhergehenden eigentlichen Songs oder als eine Art Coda zu sehen – der Schlusstrack folgt dem Opener, ginge aber auch als dessen Intro durch.
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Positiv fällt auf, wie abwechslungsreich und differenziert die Band das verfügbare Instrumentarium nutzt. Wie bei Lazuli üblich, wird über weite Strecken mannschaftsdienlich musiziert, aber die Solo-Instrumente wie Léode, Lead-Gitarre und auch das Horn bekommen mehr Freiräume als zuletzt. Und wenn es ausnahmsweise mal einen eher unspektakulären Songteil zu hören gibt, heizt die Rhythmus-Fraktion einschließlich Marimba mächtig ein. Einen Pluspunkt gibt es für das gelungene Artwork mit einem Booklet, das dem Hörer die französischen Lyrics näherbringt. Tolles Album, fast möchte man von einer Renaissance sprechen. Sehr zu empfehlen, wenn man kraftvollen New Artrock liebt – oder sowieso schon Lazuli-Fan ist!
Bewertung: 12/15 Punkten (JM 11, KR 10, JW 12)
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