(37:29, digital, Spheredelic, 2021)
Der Hunsrücker Soundtüftler Christian Fiesel ist auf diesen Seiten ja mittlerweile ein gern gesehener (und gehörter) Stammgast geworden. Da er ausgesprochen produktiv unterwegs ist, gibt es entsprechend auch viel Output, der vorgestellt werden möchte. Seine Art von elektronischer Musik bzw. Ambient lebt sehr von intensiven Atmosphären, die er mit seinen Synthesizern erzeugt, wozu speziell auch das Mellotron zählt, das auf diesem Album eine tragende Rolle spielt. Die fünf Kompositionen tragen alle den Namen des Albums und sind durchnummeriert. Schon der wunderbare Opener beweist dies beispielhaft. Es ist für jeden Mellotron-Fan ein wahres Freudenfest, wie hier nicht nur einzelne Farbtupfer gesetzt werden, sondern durchgehend ganze Titel vom Mellotron bestimmt werden.

Wer auf EM mit Melodien steht, die sich im Kopf dank einer gewissen Eingängigkeit schnell festsetzen, wird möglicherweise nicht auf seine/ihre Kosten kommen, denn Fiesels Fokus liegt eben nicht auf Einprägsamkeit, sondern auf stimmungsvolle Atmosphären, und dies ist ihm auf diesem Album bestens gelungen, sodass „Darkness Over the Plains“ definitiv zu den Highlights seines (schon bisher) sehr umfangreichen Kataloges zählt. Die Art von orchestraler Macht, die einem bisweilen entgegenkommt, ist sehr beeindruckend. Und irgendwie schafft er es hier perfekt, einen teils düsteren, doch immer als sehr angenehm wahrgenommenen Soundtrack zu kreieren, der ganz ohne hektische Sequenzen auskommt (was eh nicht zum Standardrepertoire des Musikers gehört) und sich nicht in zu konstruiert wirkende und kühle, experimentelle Klanglanschaften verliert. Wunderbares Album, das vom Mellotron-Liebhaber natürlich eine entsprechende Wertung auf der EM/Ambient-Skala bekommt.

Auf der Spheredelic-Seite gibt es dieses Album (momentan) zum kostenlosen download, Spenden natürlich – wie immer – willkommen. Dieses Werk hätte es definitiv verdient!
Bewertung: 13/15 Punkten