
(55:48, Digital, CD, Vinyl; Jazzline, 25.04.2025)
Das ist anders, denke ich bei jedem Hören. Auch jetzt, beim 10. Durchlauf frage ich mich, was genau denn so anders ist und lege mich nun fest: die Mischung. Damit ist nicht nur die Musik selbst gemeint, sondern auch Stilrichtungen, Instrumente, Stimmen, es ist alles irgendwie anders. Aber gut. Sogar sehr gut. Aber weil es so anders ist, lässt sich schwer ein Maßstab anlegen, besonders zum Bewerten.
Doch erst einmal von Vorne. Trilok Gurtu ist zurück mit seinem 22. Album. Zusammen mit dem Arké String Quartet, mit dem er in der Vergangenheit schon 2 Mal zusammengespielt hat, präsentiert er eine wunderbare Fusion aus klassischer indischer Musik, westlichem Jazz, Funk sowie Einflüssen aus Afrika, dem Balkan und Brasilien. Er selbst ist seit über 50 Jahren im Musikbusiness und hat sich seine internationale Anerkennung als Percussionist, Klangvisionär und Pionier der Weltmusik ertrommelt/erspielt/erarbeitet.
Zu diesem Album sagt er selbst:
“Mein spiritueller Meister Ranjit Maharaj hat mir einmal gesagt: ‘Du bist ein Spiegel Gottes. Vergiss das nicht. Für mich ist Gott mein Meister und er ist mein Spiegel.’ Und so schien mir das ein perfekter Titel für das Album zu sein. Er gibt einen positiven Ton an. Angesichts dessen, was heute in der Welt passiert – jeder kämpft, tötet, für irgendeine Religion oder Sache, von der wir nicht wissen, ob sie wirklich existiert oder durch menschliche Dummheit geschaffen wurde. Und ich dachte: ‘Wir müssen diese Spiritualität in der Musik auf positive Art und Weise ansprechen. Es gibt so viel Negativität – unnötige Nachrichten, Fake News, schlechte Nachrichten. Nichts an irgendetwas ist gut, verstehst du? Und ich sagte: ‘Das brauchen wir nicht. Lasst uns versuchen, ein positives Statement abzugeben. Unsere Botschaft mit Mirror ist also nicht, dies oder das zu sein – tu dies nicht, tu das nicht – sondern zu erkennen, dass wir alle eins sind. Das ist die Idee dahinter. Und es ist ein Weckruf für alle.”
Hey, das unterschreibe ich sofort.
Diese weisen Worte kommen aus dem Mund eines Wahlhamburgers, der mit allen Größen der Musikszene schon zusammengearbeitet hat und aktuell mit Jan Garbarek tourt.
Geboren 1951 in Bombay (heute Mumbai) als Sohn einer berühmten indischen Sängerin lernt er früh das Tabla-Spiel und begleitet schon mit 13 seine Mutter auf Konzerten. In den 70ern dann lernt er das westliche Schlagzeug und den Jazz kennen und emigriert 1976 nach Europa. Nun arbeitet er mit den verschiedensten berühmten Musikern zusammen und bringt 1988 sein erstes Album als Leader heraus. Hier nun Album 22 und es klingt… toll.
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Diese Mischung aus sehr präsenter Percussion und dem Streichquartett ist genial. Dazu kommt, dass das übliche Cello durch einen Kontrabass ersetzt wurde und der Bassist auch noch E-Bass spielt, was in verschiedenen Stücken eine ganz andere Klangfarbe erschafft und die Musik somit noch abwechslungsreicher macht. Experimentelle Soundeffekte oder auch eingesetzte Wassereimer halten den Spannungsbogen auf hohem Niveau.
Kein Stück gleicht dem Vorherigen und doch ist klar ein eigener Stil in den Kompositionen zu erkennen.
Meine Empfehlung: Unbedingt anhören. Besser noch: mehrfach anhören, denn einmal ist keinmal.
Bewertung: 12/15 Punkten
Tracklist:
01 Peace Is Not Peaceful 4:55
02 Settembrino 5:11
03 Folded Arms 7:10
04 I Am Your Mirror 6:13
05 Five Illusions 4:56
06 The Cathedral 3:43
07 Whirlwind 4:56
08 Tornavento 6:31
09 Scirocco 7:04
10 After The Storm 5:12
Line-up:
Trilok Gurtu – drums, percussion, vocals
Arkè String Quartet:
Carlo Cantini – erste Geige, Melodica
Valentino Corvino – zweite Geige
Sandro di Paolo – Bratsche
Stefano Dall’Ora – Kontra- und E-Bass
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