(49:36; Vinyl (2LP), CD, Digital; Clouds Hill, 11.04.2025)
Vor drei Jahren war es endlich so weit: Mit ihrem selbstbetitelten Album beendeten The Mars Volta einen zehnjährigen Hiatus und das lange Warten ihrer Fans auf neue Musik. “The Mars Volta” allerdings bedeutete für viele eine böse Überraschung, denn mit ihrem siebten Album waren The Mars Volta, wie man sie kannte, verschwunden. Vorbei waren die Zeiten des hyperaktiven Wahnsinns, denn anstatt mit einem wahnwitzigen Crossover aus Post Hardcore, Psychedelic, Prog und lateinamerikanischen Rhythmen sah man sich plötzlich mit einem “weichgespülten” Art-Pop-Album konfrontiert. Es war eine Entwicklung, die in der Wahrnehmung mancher Fans extremer war als jene von der Vorgängerband At The Drive-In hin zu The Mars Voltas Debüt “De-Loused In The Comatorium” und von einigen nicht mitgegangen werden konnte.
Und doch war “The Mars Volta” ein logischer Schritt – wenn auch in dieser Form unerwartet –, denn musikalischer Progress lag schon immer in der Natur von Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez.
Dementsprechend schlagen die beiden Musiker auch mit dem wie aus dem Nichts erschienenen “Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío” ein neues musikalisches Kapitel in der Bandgeschichte von The Mars Volta auf. Es ist ein Album, dessen stilistische Ausrichtung im Vorfeld seiner Veröffentlichung kaum zu erahnen gewesen war: So knüpfen The Mars Volta mit “Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío” zwar an den Wahnsinn der frühen Jahre an, drücken diesen allerdings mit anderen Mitteln aus, indem sie ihn über den Art-Pop-Ansatz des letzten Albums legen – mit dem Ergebnis, dass “Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío” viel fragmentierter wirkt als das sehr songorientierte “The Mars Volta”. Dank fließender Übergänge und schwebender Interludes bilden die einzelnen Fragmente dieser Platte dennoch eine konzeptionelle Einheit, welche man am besten als Gesamtwerk genießen und betrachten sollte.
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Dass The Mars Volta mit “Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío” wohl endgültig ihre Post-Hardcore-Wurzeln hinter sich gelassen haben, dürfte dabei nicht nach jedermanns Geschmack sein. Denn im Gegensatz zum musikalischen Wahnsinn sind der Biss und das Gift, die charakteristisch für die frühen Alben von The Mars Volta waren, nicht wieder zurückgekehrt.
Trotz aller Poplastigkeit muss man Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez zugestehen, dass sie mit “Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío” ein sehr progressives Werk erschaffen haben, mit welchem sie den eigenen Bandsound konsequent weiterentwickelt haben, indem sie Art Pop, Latin Music und Psychedelic, aber auch fette Riffs zu etwas ganz Neuem zusammengeführt haben – einem genreübergreifenden Kunstwerk in Lo-Fi, das den vom Post-Hardcore bereinigten Wahnsinn der frühen The Mars Volta mit floyd’scher Atmosphäre, Jazz, Electronica und Elementen der Solowerke von Peter Hammill, Peter Gabriel und auch Phil Collins verbindet.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Besetzung:
Omar Rodríguez-López – guitar
Cedric Bixler-Zavala – vocals
Marcel Rodríguez-López – keyboards, percussion
Linda-Philomène Tsoungui – drums
Leo Genovese – keyboards, saxophone
Josh Moreau – bass guitar
Gastmusiker:
Daniel Diaz – percussion
Eva Gardner – bass guitar
Willy Rodriguez Quiñones – drums
Diskografie (Studioalben):
“De-Loused In The Comatorium” (2003)
“Frances The Mute” (2005)
“Amputechture” (2006)
“The Bedlam In Goliath” (2008)
“Octahedron” (2009)
“Noctourniquet” (2012)
“The Mars Volta” (2022)
“Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” (2023)
“Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío” (2025)
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Rezensionen:
“Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” (2023)
“The Mars Volta” (2022)
“Noctourniquet” (2012)
“Octahedron” (2009)
“The Bedlam In Goliath” (2007)
“Amputechture” (2006)
“Scabdates” (2005)
“Frances The Mute” (2005)
“De-Loused In The Comatorium” (2003)
Liveberichte:
14.06.23, Antwerpen (BE), Openluchttheater Rivierenhof
Alle Abbildungen: The Mars Volta