A Surprise Guest and the Four-leaf Clover

Krissy Matthews (u.a. Hamburg Blues Band) hatte gerufen. Und so ziemlich alle Bluesrock-Fans der Beethoven-Stadt waren gekommen. Sie erlebten ein knapp dreistündiges Konzert der Extraklasse – inlusive eines weiblichen Überraschungsgasts.

Darauf hatte man sogar ein wenig hoffen können. Denn schon beim vorherigen Konzert im belgischen Spirit of 66 war sensationellerweise Pablo van de Poel, Gitarrist von DeWolff mit auf der Bühne erschienen. Zunächst startete man in Bonn allerdings als Trio in den wonnevoll langen Konzertabend…

Bestehend aus dem namensstiftenden Bandboss norwegisch-britischer Abstammung, aus Slawek Semeniuk am abgrund tief knurrenden fünfsaitigen Bass. Und Drummer Gerry Reynders – immer songdienlich unterwegs, nie effekthascherisch, aber dann später mit einem Drumsolo, Leute…

Doch wir greifen erneut vor. Los ging es, glaube ich zumindest, mit dem rasanten ‘Level With The Devil’. Unser Gitarrist des Abends spielt eine echt schöne Glitzer-Custom-Strat mit Humbuckern und einem Linkshänderhals (Sandberg?). Und hat es – im Gegensatz zu vielen anderen Sechs-Saiter-Diven – überhaupt nicht nötig, für jeden zweiten Song mit viel Brimborium und Roadie-Geknechte die Axt zu tauschen… Zu seiner Technik meinte Fotograf des Abends Bernie, selbst achtbarer Blues-Gitarrist: “Das beste Konzert in zehn Jahren! Viel an seinem Spiel habe ich so zum allerersten Mal gesehen.”

Weiter im Blues-Text: ‘Mayday’ (Payday) hat ein vermutlich zeitloses Thema, ‘Anti-SocialMedia’ ein zutiefst aktuelles.

Jimi Hendrix und andere nach ihm haben die Gitarre mit Zähnen und Zunge bearbeitet. Bei Krissy ist die Zunge auch meist irgendwie mit im Spiel.

Ladies on Fire – die Gäste

Zeit für ‘The Man Said No’ und für den ersten Auftritt von Stephanie “Steph” Doherty – Tourmanagerin, kompetentes Mädchen für alles, and
“amazing at truck driving, amazing at playing”.
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Letzteres konnten wir alsbald alle unterschreiben. Die superschlanke Lady spielt ein vermutlich ordentlich schweres Bariton-Saxophon auf virtuosem Niveau und mit unglaublichem Spaß an der Sache – dauerlächelnd und mit vollem Körpereinsatz.
Next up war ein bislang nicht einmal aufgenommenes oder zumindest noch nicht veröffentlichtes Instrumental:
“Last year this band got very drunk. And this song resulted.”
Könnte ‘Gulasch, please’ geheißen haben (Krissy hat das seither freundlicherweise konkretisiert: ‘Gulash blues’). Was jedenfalls folgte, war mehr (funny) Math Rock als Blues, u.a. dank Stephs Spiel – und Krissys Solo für das Stück ist einfach nur Jazz Prog!
Katie Henry
Auftritt des Surprise Acts: Die US-Amerikanerin Katie Henry kommt wie Krissy aus dem Roster von Ruf Records und hatte ihre Bassistin Slavica Tucakov mitgebracht.
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Für das großartig pumpende ‘Love Is Like Kerosene’ verfügte die Multiinstrumentalistin sich ans E-Piano. Neben Sprit fürs Auto scheint hier auch “Bad Whisky” eine bedeutende Rolle zu spielen.
‘Use Me’ (von Bill Withers schloss hier kongenial an. Für den dritten Song dieses Konzertteils (‘Skyhigh’?) kehrte Slawek am Bass zurück.
Herzliche Verabschiedung von Katie, Anmoderation von Dani Wilde, “One of my fav singers”, wie Krissy uns wissen ließ.
Dani Wilde
Der erste Song wurde als Duo nur mit Gesang, akustischer und elektrischer Gitarre absolviert – und vom Autor leider prompt nicht erkannt. Nummer zwei aber dürfte ‘Bumble Bee Blues’ von John Lee Hooker gewesen sein.
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Der Klassiker ‘I’d Rather Go Blind’ (Ellington Jordan/Etta James) war definitiv auch am Start, gekrönt von einem besonders schönen Krissy-Solo.
Und dann noch diese Blues-Lehrstunde…
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Heidi Solheim
Apropos schön – während dieser Blues-Standard noch gespielt wurde, tauchte nun auch die Hauptmotivation für das Erscheinen des Autors bei diesem kleinen Blues-“Festival” im Club auf: Heidi Solheim (Frontfrau von Pristine) verharrte allerdings bescheiden im Hintergrund des kleinen Merch-Stands und verfolgte zunächst einfach nur aufmerksam das Geschehen. Konkret die nun wieder nur als Trio – und ungemein kompetent – dargebotene Version von ‘Sunshine of Your Love’ (Cream). Krissy gab hier zunächst einen echt guten Clapton. Wenig später löste die Band das Stück aber fast komplett auf, nur die markante Basslinie blieb überwiegend erkennbar.
Dann erklomm endlich Heidi die Bühne, zunächst für ‘Pioneer’, den Knaller vom Pristine-Album “Road Back To Ruin” (2019), für den Krissy eine Bluesharp-Einleitung beisteuerte.
Und wie großartig, endlich wieder Heidis so kraftvolle wie leidenschaftliche, soulige, einzigartige Stimme wieder zu hören…
Ein Duett mit dem Gastgeber des Abends lieferte ‘I Don’t Know Where My Heart Is’, das hier erheblich intensiver über die Rampe kam als bei der Originalaufnahme (mit BethMorris).
Nach einem weiteren nicht ganz eindeutig als ‘Derek’ identifiziertem, aber fraglos starkem Blues Shuffle war nun der Krissy-Song ‘Why Are You Ashamed Of Me?’ an der Reihe– erneut als Duett, aber diesmal im Wechselgesang und nicht zweistimmig dargeboten.
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Hier bewies Steph schlagend, dass ein Baritonsaxophon auch rauchig-traurig klingen kann. Oder wie ein bluesiges Nebelhorn.
Kim Jennett
Für den Chronisten hätte es das nun auch schon gewesen sein dürfen, allein der formale Höhepunkt der langen Bluesrocknacht nahte sich erst noch, in Gestalt von Kim Jennett. Diese Lady steht für very heavy Bluesrock oder auch bluesigen Hardrock. Ein Anspruch, den ‘Queen’ vom 2024er Matthews-Album “Krissy and Friends” auch sogleich einlöste.
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Rick Derringers ‘Rock and Roll, Hoochie Koo’ – bekannt v.a. von Johnny Winter – bot die sehr viel melodischere Fortsetzung. Und diente als Ein- sowie Ausleitung für ein atemberaubendes Drum-Solo.
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Das Baritonsax, das Biest, der Bass & der Blues
Und auch nach einem knackigen ‘Pack It Up’ wurde immer noch nicht zusammengepackt.
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Sondern – wie schön – alle Ladies kamen noch einmal für zwei Nummern auf die Bühne, als erstem das Al Green-Cover ‘I’m A Ram’.
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Hier war auch endlich Raum für ein aberwitziges Bass-Solo von Slawek: viel Flanger, noch mehr Feeling, ein wahres Tieffrequenzfest.
Manches Festival bietet nicht so viel Klasse, Abwechslung und Spielfreude, ja Spielwut, wie dieses knapp dreistündige Konzert von formell ja nur einer Band. Aber was für einer, und mit was für tollen weiblichen Special Guests!
Live-Fotos: Bernd Zimmermann
Surftipps zu Krissy Matthews:
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Surftipps zu “The Women of the Blues”:
Homepage Katie Henry
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