(45:05; CD, Digital, Vinyl; Svart Records, 18.04.2025)
“LYS” wurde dank Crowdfunding und Unterstützung einiger namhafter Beteiligter bereits in 2015 veröffentlicht. In dieser Zeit löste sich Kati gerade von ihrer damaligen Band L.E.A.F auf Grund künstlerischer Differenzen. Die verschiedenen Kollaborationen auf “LYS” geben dem Album eine spannende Bandbreite und zeigen eher die melodiöse, melancholische Seite des nordischen Folk, der im vorliegenden Fall sehr musikalisch, eingängig und weit weniger rituell als meinetwegen Heilung, Nytt Land und Wardruna ihre Vorstellung ebendieses Sounds leben. Mit Unterstützung von Heilungs Kai Uwe Faust umarmt Dich der einfach nur wunderschöne Opener ‘Flamme’ mit feierlich schönen Melodien. Etwas monotones Schlagwerk und nordisches Instrumentarium sind erstmal nicht weit von Größen wie Wardruna entfernt. Ich muss sofort an das Solo-Werk und auch die lebhafte Live-Performance einer Lindy-Fay Hella denken, die sich immer gekonnt aus dem starren orchestral rituellen Wardruna-Korsett gerne herausgespielt/-getanzt hat.
Kati berührt mit ihrer tollen Stimme, durchdringt mit viel Sehnsucht und Wehmut den Panzer, den man sich in dieser Welt immer wieder schnüren muss. ‘Sol’ ist minimal, lebt erneut von einer wundervollen bittersüßen Melodie und der gesanglichen Unterstützung von Kristian Uhre von Euzen. Der klare hypnotisch inszenierte Sound beamt dich in die Weite, in die Stille der Nacht, in die Flure der nordischen Natur. Eher verweht und sphärisch gleitet ‘Ran’ durch den Äther, steigt dann aber doch mit Percussion und einer erneut nur als wunderschön zu bezeichnenden nordischen Melodie in die Vollen. Der warme Sound, die Atmosphäre sind lieblich, friedlich und voller Magie. Diese Musik funktioniert wie eine Decke, die Akustik ist so umarmend und führt Dich ganzheitlich wie durch einen Soundtrack. ‘Terveh’ erinnert mich an manch schöne Platte Ende der 90s, als Bands wie The Moors oder die Landsleute von The Dreamside Wave Pop und nordisch/keltische Melodien kongenial verschmelzen ließen. Alles ist minimal, aber gleichzeitig in der richtigen Dichte orchestral, vollführt kleine Tänze und hat mit der modernen Welt irgendwie nichts zu tun.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
‘Harpa Toner’ lässt die Harfe ein liebliches Tänzchen aufführen. Erneut wird mit einehmender Main-Melodie ein monoton hypnotischer Kreis gezogen. All dies passiert mit einer Mühelosigkeit, die vollkommen ohne experimentelle Klangfarben daher kommt. Kati berührt mit betörender Melodik, spielt in die Tiefe und berührt vollumfänglich ohne nur annähernd in irgendwelchen New Age/Easy-Listening zu verfallen. Etwas Mila Mar und Qntal findet sich dank der feierlich zum Tanz schreitenden Percussion im traditionell angehauchten ‘Nymanen’ wieder, welches nach Kaminfeuer und Tanz mit dem/der Liebsten aufruft. ‘Vinda’ klingt nach Engelsmusik (wahlweise nach den Heavenly Voices der glorreichen 90s mit u.a. den unvergessenen Love Spirals Downwards), ist aber leider viel zu kurz mit nicht mal drei Minuten. Hier erfährt die Sängerin Unterstützung von Maria Franz (Euzen, Heilung). Mit gebrochenem Deutsch vorgetragen trägt ‘Fylgja’ einen sinnlichen Schmerz, eine Melancholie, die extrem berührt und zeigt so vortrefflich, wie Musik das Herz beschweren kann.
Ritueller und deutlich im Einfluss von Heilung und Wardruna groovt ‘Suurin’ heidnisch durch die nordischen Wälder und wird von Kai Uwe Faust (Heilung) nicht unerheblich mit geprägt. Mit dem Titelstück wird ein sehr berührendes nordisches Album abgeschlossen, welches Tradition und Moderne perfekt synchronisiert. Dank Svart Records kommt dieses eindrucksvolle Album nunmehr zu Vinyl-Ehren. Mit starkem Sound, Atmosphäre und durchgehend berührenden nordischen Melodien darfst Du für eine Dreiviertelstunde aus dem urbanen Wahnsinn in eine märchenhafte Fantasiewelt fliehen, viel Spaß dabei. Testet bitte auch das ’24er Werk “Sála”, es lohnt sich.
Bewertung: 12/15 Punkten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Surftipps zu Kati Rán:
Homepage
Bandcamp (“Katt” Rán)”
Facebook
Instagram
Spotify
Youtube
TikTok
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Holdtight/Svart Records zur Verfügung gestellt.