(46:50; CD, Digital, Vinyl; Prophecy Productions, 11.04.2025)
Wie klingen In The Woods anno 2025? Das legendäre Debüt “Heart Of The Ages” gehört für mich zu den spannendsten Black Metal-Alben aus der Mitte der Neunziger, lief seinerzeit über vor progressiven Ideen und atmosphärischen Gimmicks. Viele Evolutionen und Alben später – mit lediglich Ur-Drummer Anders Kobro als einzig verbliebenem Original-Mitglied im aktuellen Line-up – spielt man einen wesentlich zugänglicheren Nordic Metal. Der Vorgänger “Diversum” integrierte den neuen Sänger Bernt Fjellestad, verschob die Grenzen Richtung simpler metallischer Strukturen, weg von avantgardistischen Stilmitteln. Ich erlebte das Ganze in 2023 live, fand es zwiespältig auf Grund der Performance des Sängers, die mehr am traditionellen Habitus des Heavy Metal dran war. Höre ich “Otra” – das Geschichten/Legenden über den mächtigen südnorwegischen Fluss erzählt – muss ich automatisch an die letzte Borknagar denken, ohne vielleicht deren progressive, teils Black Metal-affine nordisch düstere Gangart. Die hymnisch, rockig metallische Ausrichtung lässt auf alle Fälle die Parallelen zu, performt der klare Gesang doch in ähnlichen Klangfarben. Freunde von Hamferd und Iotunn werden an dem pathetisch hohen Gesang sicher ebenfalls schnell Gefallen finden. Die Kombination aus harschen, aber klar strukturierten Screams/Growls und vorrangig epischem, hymnenhaften Metal-Gesang bringt es auf alle Fälle, sind die Songs generell einfach gehalten, voller eingängiger Melodien, die meist zwischen sechs und acht Minuten mit hypnotischer Wiederholung Tiefenwirkung erzielen.
Das eröffnende ‘The Things You Shouldn’t Know’ macht es dem Hörer gleich sehr einfach, ins Album hinein zu kommen. Akustisch folkloristische Gitarren, sanfter Gesang, bevor es dann unmittelbar und brachial in die Vollen geht. Ein majestätisch doomiger Strophen-Part (Iotunn und Hamferd lassen grüßen), stetige Wiederholungen und später rockige Steigerung erzeugen Sogwirkung. Ein feines Maß an nordischer Melancholie ähnlich der letzten Borknagar wird benannte Fan-Kreise sicherlich ohne viel Aufhebens ins Boot holen. ‘A Misrepresentation Of I’ ist feinster hymnischer Midtempo-Metal, erinnert im griffigen Strophen-Part an aktuelle Amorphis (aber auch Mercenary fallen mir ein) und wird mit seiner hymnenhaften Energie ansteckend wirken, versprochen! ‘The Crimson Crown’ lebt von schweren kraftvollen Riffs und pathetischem Refrain. Auch so eine Melodie, die Dich gerne länger verfolgt ob ihrer Prägnanz. Die Produktion ist kraftvoll, die Strophen meist atmosphärisch leicht und rockig, während man orchestral und kraftvoll im Refrain die volle Pathos-Keule schwingt. Obwohl ich kein Freund von traditionellem Metal-Gesang, gar Power Metal bin, passt das alles in der Kombination und ist konsequent stark über die gesamte Laufzeit.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Atmosphärisch, angenehm im klassisch rockigen Dark Metal der 90s verhaftet, schmeichelt ‘The Kiss And The Lie’, wechselt erneut zwischen sanft und düster aggressiv. ‘Let Me Sing’ drückt mit mächtigen, gar schleppenden Riffs. Dunkle Vocals im Nick Holmes-Timbre und schwarzmetallische Referenzen im späteren Verlauf lassen auch diesen Song wie eine Wand erscheinen. Piano-Intro, Doom und schwarze Raserei bestimmen ‘Come Ye Sinners’. Hier sind mir die Vocals zwischendrin dann doch etwas zu klassisch am traditionellen Metal angelehnt – ja es ist Geschmacksache. Mit dem melancholischen Abschluss ‘The Wandering Deity’ wird es nochmal richtig schön episch und nordisch melancholisch. Natürlich hat der aktuelle Sound mit den alten Releases nicht mehr viel gemein. Löst man sich davon, darf man nach den ordentlichen Vorgängern großen Gefallen an ‘Otra’ finden dank der vielen starken Melodien und der kraftvollen Produktion. Für den Hörerkreis oben genannter Bands wird die neue In The Woods innerhalb der Stilistik des hymnisch nordischen Metal ein feines Stück Musik darstellen.
Bewertung: 12/15 Punkten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Line-Up:
Anders Kobro – Drums
Bernt Fjellestad – Vocals
Kåre André Sletteberg – Guitars, Keyboards
Bernt Horne Sørensen – Guitars
Nils Olav Drivdal – Bass
Surftipps zu In The Woods:
Bandcamp
Instagram
Facebook
Spotify
Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Prophecy Productions zur Verfügung gestellt.