Glass Hammer – Rogue

Neues Album von Glass Hammer
Glass Hammer-Rogue

(61:01; Digital, CD; Sound Resources/Just for Kicks; 11.4.2025)
Wenn man Bandcamp glauben darf, dann handelt es sich bei ‘Rogue’ um das 29.(!) Album der Amerikaner. Davon kenne ich eine Menge, aber ich nehme es gleich vorweg: keines von denen war bisher so schlecht wie dieses. Mir ist unverständlich, dass es gleich mehrere Seiten im Netz gibt, die ernsthaft behaupten, progressive Musik zu bewerten. Dabei handelt es sich bei diesem Album um meist simple Kompositionen, die zu allem Übel auch noch oft mit 80er-Jahre Quietschesounds aus dem Synthie unterlegt sind. Hab ich da was verpasst? Ist unter den Hörern progressiver Musik unser Prog tatsächlich zu allgemeinen Schlagerkompositionen verkommen? Wo bitte schön ist in Tracks wie ‘Sunshine’ oder, ganz schlimm, in ‘One Last Sunrise’ und ‘All Good Things’ auch nur ein Hauch von Progressivität zu hören? „Progressiv“ heißt doch „fortschrittlich“ oder auch noch gerne „sich steigernd“ und nicht in Endlosschleifen alles wiederholen. Davon ist in dieser Stunde teils vollkommen inhaltsleerer Stücke nichts zu hören. Der Track ‘I Will Follow’ wiederholt den Songtitel bis zur Hirnhautentzündung mit gleichzeitiger Lungenembolie. Um es kurz zu machen: erst der siebte (!) Song ‘The Wonder Of It All’ kling ein wenig nach Prog. Ein wenig nur, aber immerhin fast auf dem Niveau vergangener Alben.

Dass einzelne Themen sich in Endlosschleifen wiederholen, passt zum Bild eines sehr einfallslosen Albums. Dass sich der ewige Partner Fred Schendel von Steve Babb an nur noch zwei Tracks minimal beteiligt, könnte ein Grund dafür sein, warum dieses Album so seltsam einfallslos klingt. Steve Babb spielt mit vielen (zu vielen?) anderen Musikern zusammen und hat dabei nicht immer ein glückliches Händchen. Der Sänger Thomas Jacob aus den Niederlanden kann früheren Mitstreitern wie Carl Groves oder Jon Davison nicht das Wasser reichen. Nur die Sängerin kann einigermaßen überzeugen, doch würde Olivia Tharpe in einer Band mit mehr Pep noch wesentlich besser klingen. Für seichte Popliedchen à la ‘Pretty Ghost’ ist ihre Stimme fast zu schade.

Nein, dieses Album ist für eine Band, die sich bisher im progressiven Milieu getummelt hat, eine Bankrotterklärung. Dass der Klang dann auch noch etwas verwaschen klingt, geschenkt. Auch das war früher mal besser. Aber früher……
Bewertung: 05/15 Punkten


Tracklist:

01. What If 5:22
02. The Road South 5:10
03. Tomorrow 4:38
04. Pretty Ghost 4:39
05. Sunshine 6:11
06. I Will Follow 5:00
07. The Wonder Of It All 7:20
08. One Last Sunrise 3:35
09. Terminal Lucidity 10:21
10. All Good Things 8:45

Line-up:

Steve Babb – lead and backing vocals, bass, Taurus pedals, guitars, percussion
Thomas Jacob – lead and backing vocals
Olivia Tharpe – lead and backing vocals
Fres Schendel – guitar (3), lap steel guitar (5)
Reese Boyd – guitar solo (9)
David Walliman – lead guitar (1)
Oliver Day – guitars and lap steel guitar (2,6,10)
Atilio Calabrese – lead guitar (7)
Ariel Perchuk – synth solos (9,10)
Randall Williams – drums
Evgeni Obruchkov – drums


Surftipps zu Glass Hammer
Bandcamp
Homepage