(46:24, CD, digital, Trommelfell Records, 31.10.2024)
Besser spät als nie! Der Schreiberling muss zunächst einmal zugeben, dass The Weever Sands ihm bisher vollkommen entgangen waren. Ziemlich erstaunlich eigentlich, denn die Formation kommt ebenfalls aus dem Kölner Raum, hat bereits vier Alben auf dem Buckel und im Zusammenhang mit ihrem Namen fällt unter anderem auch der Name Mike Oldfield. Höchste Zeit also, sich einmal mit ihrer Musik zu beschäftigen. Dabei kommt auch die Rezension zu diesem Album eher sehr spät, denn es erschien bereits im Herbst 2024.
Nach “Keep Your Face Turned to the Light” (04/2016), “Stylobat’s Travels” (10/2020) und “Secrets of the Pecking Order” (11-2022) nun also Album Nummer Vier. Auf ihrer Bandcamp-Seite beschreiben sie ihre Musik als “slightly overdone Post-Prog project translating Mike Oldfield’s early concept of a band as a “powerful miniature” into music & slow-moving visuals”.
Auf diesem Album geht es um die Gotteslachse, auch Mondfische oder Opah genannt, und einer typischen Tagesreise vom Sonnenaufgang bis zum vom Walgesang begleiteten Schlaf. Und so heißt das knapp 29-minütige Kernstück des Albums auch ‘Moonfish (Opah)’, das von den beiden jeweils knapp 9-minütigen ‘Oh, I Said, and Turned Vanilla (River I)’ und ‘Oh, I Said, and Blushed Like an Idiot (River II)’ umrahmt wird.
Mastermind dieses Projekts ist Jens-Peter Gaul, der für Konzept und Ausführung verantwortlich zeichnet, dabei von einigen Musiker/Innen unterstützt wird (Auflistung siehe unten) und mit Moritz Maier (Mixing), Maik Lange (Mastering), Martin Oloff (Visuals) und Esther Brückner (Artwork) zusammenarbeitete.
Die Instrumentalmusik erweist sich in der Tat als deutlich von Mike Oldfield beeinflusst, allerdings ohne dass sie als Klon zu werten ist. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die beiden bekannten Namen aus dem direkten Umfeld von Mike Oldfield stammen, handelt es sich doch um den langjährigen Wegbegleiter Les Penning an der Blockflöte und seinen Bruder Terry Oldfield an der Bansuri (indische Bambusflöte).
Man sollte jetzt allerdings keine Art “Hergest Ridge 2” oder Robert Reeds “Sanctuary”-Reihe erwarten, denn was Jens-Peter Gaul hier präsentiert, folgt doch einem etwas anderen Ansatz. Hier ist keine Übermacht an elektrischen und akustischen Gitarren zu hören, vielmehr klingt es nach einer Mischung aus Ambient, Folk, Prog, Minimal Music, modern sounds. Der oben erwähnte Begriff Post-Prog mag etwas in die Irre führen, Post-Rock ist hier nämlich nicht zu hören. Stattdessen feingliedrige Akustik-Arrangements, detailverliebte Kompositionen, die immer wieder mal eine enorme Fröhlichkeit mit sich bringen. Die Tastenarbeit passt sich perfekt den Flötenarrangements und dem Glockenspiel oder auch den feinen Perkussionspassagen an, wobei auch moderne Töne nicht stören. Selten ist man scharf an der Kitschgrenze, doch das ist vernachlässigbar angesichts des schönen Gesamtwerks. The Weever Sands ist hiermit ein sehr eigenwilliges, interessantes Album gelungen, da wird auch glatt Neugier auf die vorangegangenen Alben geweckt.
Bewertung: 11/15 Punkten
Besetzung:
Jens-Peter Gaul – all instruments (except as mentioned below)
Mit tatkräftiger Unterstützung von
Geo Schaller – flute
Armin Rave – electric guitar
Dyanne Potter Voegtlin – keyboards
Jan Christiana – bass
Leslie Penning – recorder
Terry Oldfield – bansouri
Daniel Geal – narration
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Abbildungen: The Weever Sands