(49:42; Vinyl, CD, Digital; Kscope/Edel, 21.03.2025)
O.R.k.-Frontmann Lorenzo Esposito Fornasari hat mit seiner Stimme ja schon immer an den leider viel zu früh verstorbenen Chris Cornell erinnert, und spätestens mit ihrem vierten Studioalbum “Screamanism” waren dann auch die musikalischen Einflüsse von Grunge und 90er-Alternative-Rock auf die Band unüberhörbar. Mit “Firehose Of Falsehood” sind LEF und seine Mitstreiter, Colin Edwin, Pat Mastelotto und Carmelo Pipitone, allerdings noch einen Schritt weiter gegangen, denn die Querverweise und Reminiszenzen an Bands wie Foo Fighters, Soundgarden, Audioslave und auch Radiohead sind so omnipräsent, dass man hier von einem Grunge-Album sprechen könnte. Progressive Grunge wohlgemerkt, denn auch wenn “Firehose Of Falsehood” seinem Klang nach stark in Richtung Seattle tendiert, ist die technische Seite dieser Musik ganz eindeutig im Prog verankert. Denn in ihren Grundfesten sind O.R.k. noch immer die gleiche Band wie 2015 bei ihrem Debüt “Inflamed Rides”. Für Hörer wie mich, die in der Alternative-Szene der 90er-Jahre musikalisch sozialisiert worden sind und gleichzeitig ältere Geschwister zu Hause hatten, die einen mit Prog und Neo-Prog konfrontierten, ist diese Platte natürlich ein ganz besonderes Schmankerl.
Schon der Opener ‘Blast Of Silence’ bläst den Hörer mit fetten Soundgarden-Riffs und Colin Edwins fettem Bass-Sound, der so typisch für die Porcupine Tree der 00er-Jahre war, vollkommen davon. Dazu sanfte Streicher-Sounds, die dem Stück Tiefe verleihen, und SEFs Stimme, die hier wie eine Kreuzung aus Chris Cornell und Jeff Buckley klingt.
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Mit dem zweiten Track gehen O.R.k. sogar noch einen Schritt weiter, da man hier irgendwie das Gefühl nicht loswird, dass das Quartett für “Hello Mother” ordentlich bei Foo Fighters’ “All My Life” abgekupfert hat. Colins Bass-Spiel allerdings hebt das Stück auf eine andere Stufe und lässt Nate Mendel im direkten Vergleich recht blass aussehen. So frech wie hier ist man im weiteren Verlauf der Platte gottlob nicht mehr, obwohl der Titel ‘The Other Side’ schon “Californication”-Vibes erahnen ließ. Doch gehen Fornasari, Edwin, Mastelotto und Pipitone mit diesem Stück in eine andere Richtung, indem sie den Trademark-Audioslave-Sound mit Psychedelic-Elementen verbinden.
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“16.000 Days” hingegen klingt nach Morello, Commerford, Wilk und Cornell, die sich an einem Prog-Track versuchen.
Viel direkter ist da schon “PUTFP”, das mit einem echten Riffgewitter beginnt, in dem O.R.k. aber im Folgenden sehr laid-back agieren und vermehrt mit Akustikelementen spielen – ganz so, wie es einst Alice In Chains taten.
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Bei ‘Seven Arms’ hingegen vermengen O.R.k. ihren Prog’n’Grunge mit bluesigen Elementen und tendieren dabei in Richtung Stone Temple Pilots. Aber nicht genug des Namedroppings von 90er-Legenden: ‘Beyond Reach’ weist in den Gesangslinien und der Grundatmosphäre leichte Parallelen zu Radioheads ‘Everything In Its Right Place’ auf, erinnert rhythmisch ein wenig an Tool, und Carmelo Pipitone lässt seine Gitarre zwischendurch so jaulen wie es einst Tom Morello tat. Das beste Stück der Platte ist allerdings die Single ‘Mask Becomes A Face’, mit welcher sich O.R.k. dem Sound von Radioheads “OK Computer” annähern. Und selbst SEF ist hier mit seinem Gesang deutlich näher an Thom Yorke als am Soundgarden-Frontmann, mit dem er ja üblicherweise verglichen wird. Highlight des Stücks ist allerdings das dreckige Solo des früheren Tour-Gitarristen von Porcupine-Tree, John Wesley, der hier ähnlich klingt wie Steve Rothery auf dem oft geschmähten “Radiat10n”. Da merkt man, dass der Herr für viele Jahre Gitarren-Roadie bei Marillion war.
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Zwar ist bei “Firehose Of Falsehood” in Sachen Songwriting und Eingängigkeit noch ein wenig Platz nach oben, aber was O.R.k. hier stilistisch abgeliefert haben – den Brückenschlag zwischen Grunge und Prog – das sucht seinesgleichen.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Line-up:
Lorenzo Esposito Fornasari (LEF) – Vocals
Colin Edwin – Bass
Pat Mastelotto – Drums
Carmelo Pipitone – Guitar
Diskografie (Studioalben):
“Inflamed Rides” (2015)
“Soul Of An Octopus” (2017)
“Ramagehead” (2019)
“Screamnasium” (2022)
“Firehose Of Falsehood” (2025)
Surftipps zu O.R.k.:
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Kscope
Rezensionen:
“Screamnasium” (2022)
“Ramagehead” (2019)
“Soul Of An Octopus” (2017)
“Inflamed Rides” (2015)
Liveberichte:
10.03.19, Köln, Die Kantine
22.01.18, Dortmund, Piano
Interviews:
Colin Edwin im Gespräch (2019)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von cmm zur Verfügung gestellt.