(38:44; CD, Digital, Vinyl; Mascot Records, 28.03.2025)
Muss man diesen Mann noch vorstellen? Er stolperte seinerzeit kurz vor dem Grunge-Boom mit seinen Masters of Reality auf die Bildfläche der alternativen Szenerie, zelebrierte diesen Wüsten-Sound bereits, als all die Begrifflichkeiten noch nicht relevant waren. Das Debüt und sein Nachfolger “Sunrise..” waren Blaupausen in Sachen Desert Rock und genossen seinerzeit schon hohen Stellenwert, gerade weil man nicht den typisch schwermütigen Grunge, sondern eher was zeitlos Wertiges in Sachen Rock an den Tag legte. Chris Goss arbeitete seinerzeit mit Rick Rubin zusammen und produzierte selbst unzählige Hochkaräter in Sachen Stoner/Grunge/Alternative-Rock (QOTSA, Mark Lanegan, Kyuss uvm.).
Nach nun knapp 15 Jahren Pause gibt es endlich wieder Ohrenfutter dank “The Archer”. Goss hat nichts verlernt, spielt auf den neun neuen Songs die eigenwillig lieben gelernte Klaviatur zwischen entspannt melancholisch und hymnisch rockig und jeder Song sitzt fest im Sattel, versprochen! Der Ami konzipiert auf “The Archer” sehr persönliche Themen, spricht im zurückgelehnten Grunge-Pop des Titelsongs und Opener vom Gefühl des freien Falls und versucht, dies, ohne sich wie ein selbstmitleidiger Idiot klingen zu lassen (O-Ton: Goss). Sommerlich und luftig verspielt rockt ‘I Had A Dream’ über den Highway und nimmt alles an Schwere für einen kurzen Moment dankenswerterweise heraus. Hier darfst du dich gehörig treiben lassen und die Gitarren-Licks lassen den Kopf von ganz allein nach links und rechts schwingen. Der Godfather of Desert Rock lässt in ‘Chicken Little’ ‘ne gehörige Schippe Blues und Sonnenuntergangsatmosphäre durch die Amps fließen. Höre ich die neue Platte, hab ich die ganze Zeit das Bild eines gut gealterten Rockers auf der Veranda im Joshua Tree Park vor Augen, der blinzelnd in die untergehende Sonne musiziert.
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‘Mr. Tap N’ Go’ groovt lässig im QOTSA-Move, integriert funky and fuzzy Riffs und hat einfach eine geile Hook. Jim Morrison bekommt mit ‘Barstow’ seine Huldigung, sind die Vocals und die bluesig psychedelische Atmosphäre schwer im Doors-Look angezogen – einfach cool und easy – ohne wenn und aber. ‘Sugar’ ist dann wieder so eine in sich ruhende Sonnenuntergangs-Hymne mit butterweich poppig grungigem Sound-Teppich und melancholischen Vocals. So ein Song für die niemals endende Road-Tour in der Wüste, mit feinem Americana/Classic Rock-Anstrich und noch mehr bittersüßen Streichern…einfach nur großartig. Etwas Früh-70er Bowie nebst tollen akustischen Gitarren federt Dich durch die endlos schwebende Ballade ‘Powder Man’. Man wird das Gefühl nicht los, Goss koppelt nach und nach einfach nur noch ab und beamt sich hinaus ins wohin auch immer. Die ausufernden Streicher und perlenden Gitarren schwärmen aus und es treibt, pulsiert, schwebt und hebt ab.
Orientalische Motive finden sich im psychedelisch entspannten, später zupackenden Rocker ‘It All Comes Back To You’ wieder. Ein Song über unsere verwirrten Egos, der Dir was über Karma und Vergeltung erzählen wird und nebenbei in seiner Klangfarbe einen Ian Astbury (The Cult) vor dem geistigen Auge erscheinen lässt. Das funkige, abschließend zappelige ‘Bible Head’ holt einen irgendwie brutal wieder ins Hier und Jetzt zurück, wie schade. Es schließt sich ein Kreis, hab ich als Teen mit knapp 15/16 die frühen Platten verschlungen, so entpuppt sich knapp 35 Jahre später “The Archer” als ein erneut durchgehend harmonisch am Faden konzipiertes Alterswerk voller kleiner Mini-Hits für die Fahrt durch einen niemals endenden Sommer. Eine kleine Tour durch Deutschland im April soll nicht unerwähnt bleiben.
Bewertung: 12/15 Punkten
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