(42:53; Vinyl, MC, Digital; Napalm Records, 07.02.2025)
Jinjer haben schon vor einiger Zeit zu ihrem ganz eigenen Stil gefunden, der sie zu einem einzigartigen Phänomen in der Metal-Szene macht. So treffen bei den Ukrainern technisch anspruchsvolle Instrumentalarbeit, fette Grooves und deftige Breakdowns auf progressive Strukturen, melodische Passagen und eine Frontfrau, die mit ihrer einzigartigen Stimme spielend leicht zwischen aggressiven Growls und emotionalem Gesang wechselt. Ein Stilmix, den ich selbst gerne als Progressive Groovecore bezeichne. Dass Jinjer auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum von ihrem erfolgreichen Trademark-Sound abweichen würden, war nicht zu erwarten gewesen. So verwundert es mitnichten, dass Frontfrau Tatiana Shmayluk, Gitarrist Roman Ibramkhalilov und die Rhythmussektion um Bassist Eugene Abdukhanov (Bass) und Schlagzeuger Vlad Ulasevich genau dort weitermachen, wo sie 2021 mit “Wallflowers” aufgehört hatten – nur noch kompromissloser. Denn solch einen brachialen Einstieg, wie man ihn mit ‘Tantrum’ wagt, hat man bei den Ukrainern noch nicht zu Ohren bekommen: Badass, ohne Vorwarnung und mit voller Breitseite hauen einem Jinjer alles um die Ohren, was sie an Groove, Härte und Aggression auffahren können (wobei sie sich später in ‘Rogue’ sogar noch einmal übertreffen). Wenn der Track nach gut dreißig Sekunden durch Tatianas clean gesungenen Chorus dann endlich zugänglich wird, ist es eigentlich schon zu spät, denn im imaginären Moshpit dürfte es bis dahin schon die ersten Toten gegeben haben. So duellieren sich in ‘Tantrum’ Brachialität und Eingängigkeit, bis nach zweieinviertel Minuten das Tempo rausgenommen wird und Progressivität und Melodiösität die Oberhand gewinnen, bevor es gegen Ende hin dann wieder zunehmend groovy wird. Es ist ein gelungener, ein sehr starker Opener, alle bandtypischen Elemente bravourös miteinander vereint. Noch typischer für die Band sind allerdings ‘Someone’s Daughter’ und ‘Green Serpent’ mit ihrem ausgewogenen Verhältnis aus wundervollen Melodien und fetten Grooves.
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Einfach ist es allerdings nicht, in diesen Jinjer-Sound einzusteigen, denn Groove und Eingängigkeit gibt es bei der Band aus dem Donezbecken nur in Verbindung mit Härte, technischer Kälte und Progressivität. Ein Lied wie ‘Tumbleweed’ mit seiner extrem eingängigen Gesangslinie entwickelt mit zunehmender Spieldauer immer mehr Ecken und Kanten, und selbst das entspannte ‘Kafka’, das für Jinjer-Verhältnisse schon fast zahm daherkommt, ist von progressiv-vertrackten Grooves durchzogen. Der anfangs durchweg clean gehaltene Gesang Shmayluks gipfelt letztendlich in tiefen, kehligem Growl.
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Was spannend bei Jinjer und ganz besonders an “Duél” ist – und aufgrund der gelungenen Produktion sehr gut zu vernehmen ist –, das ist der Umstand, dass Gitarrist Roman Ibramkhalilov und Bassist Eugene Abdukhanov oft die für ihre Instrumente typischen Rollen tauschen. Denn während Ibramkhalilov mit seinen (Djent-)Riffs gehörigen Einfluss auf den Rhythmus nimmt, nutzt Abdukhanov seinen Bass immer wieder als melodieführendes Lead-Instrument.
Unterm Strich ist Jinjer mit “Duél” wieder einmal ein Album auf hohem technischem Qualitätsniveau gelungen. Ein Album, mit welchem die Ukrainer die Hörer um den kleinen Finger wickeln und gleichzeitig in die Magengrube treten.
Bewertung: 11/15 Punkten

Tatiana Shmayluk (Gesang)
Roman Ibramkhalilov (Gitarren)
Eugene Abdukhanov (Bass)
Vlad Ulasevich (Schlagzeug)
Diskografie (Studioalben):
“Inhale, Don’t Breathe” (2012)
“Cloud Factory” (2014)
“King Of Everything” (2016)
“Macro” (2019)
“Wallflowers” (2021)
“Duél” (2025)
Surftipps zu Jinjer:
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Bandcamp
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Discogs
Wikipedia
Rezensionen:
“Live In Los Angeles” (2024)
“Wallflowers” (2021)
Liveberichte:
06.11.24, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Box
02.10.21, Köln, Essigfabrik, Euroblast 2021
23.11.19, Köln, Gebäude 9
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Napalm Records zur Verfügung gestellt.